Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
GEMEINSCHAFT
Das „Wir“ als Kirche wird vielfach auf „Getaufte“ bzw. den inneren Kreis der Kirche bezogen. Von kirchenfernen und kirchenkritischen Personen sowie von jungen Erwachsenen werden als Kirche vorwiegend die offiziellen Repräsentanten als Kirche wahrgenommen: Papst, Bischöfe, Priester, einzelne Personen, die in der Öffentlichkeit stehen. Genannt wurde auch der organisatorische Apparat der Kirche, Kirche als Verein und die Gemeinschaft von Glaubensinteressierten sowie ein elitärer Kreis, „der mit dem Leben nichts zu tun hat“.
Ungefähr die Hälfte der InterviewpartnerInnen nennt Personen der LGBTQ-Community sowie Frauen, die von der Kirche außen vor gelassen werden. Diese Gruppen werden von Männern und Frauen jeden Alters genannt. Mehrmals genannt werden außerdem Kinder, Jugendliche und junge Menschen sowie Geschiedene.
Auf die Frage, wo befragte Einzelpersonen etwas über Kirche hören, lesen, erfahren, waren die Top-3-Nennungen: in kirchlichen Printmedien (81,5%), in/nach Gottesdiensten (68,8%) und bei kirchlichen Veranstaltungen (54,0%). Dagegen werden Radio oder kirchliche Social-Media-Kanäle als wenig beansprucht wahrgenommen.
Die Möglichkeit für Beteiligung, Mitentscheidung und Mitgestaltung der Personengruppen Priester, Männer und kirchlicher Gruppierungen/Bewegungen wird mit hoch bewertet. Dagegen die Möglichkeiten für Kinder, Menschen mit Migrationshintergrund, sozial/finanziell Benachteiligte und Menschen mit Behinderungen als gering.
Pfarrgemeinderat, Beratungen in kirchlichen Gruppierungen, Wirtschaftsrat und Diözesanrat sind bekanntere Formen von Synodalität unter den Befragten. Wenig bekannt sind Diakonenrat, Kapitel und Räte in Ordensgemeinschaften und Pfarrversammlungen.
Dieses Bild spiegelt sich auch darin wider, wo befragte Einzelpersonen sich beteiligen oder Anliegen deponieren: Pfarrgemeinderat, Beratungen in kirchlichen Gruppierungen waren vielfache Nennungen. 20,6% der Einzelpersonen geben an, sich nirgendwo zu beteiligen oder Anliegen zu deponieren.
Darüber hinaus werden Gespräche, der Pfarrer oder andere kirchliche Mitarbeitende als Möglichkeiten benannt, Anliegen zu deponieren.
Synodalität ist in Gruppen ein wichtiges Grundprinzip. 50% der befragten Gruppen stimmen dem vollkommen zu, 35,7% stimmen dem teilweise zu. Dementsprechend werden Entscheidungen mehrheitlich gemeinsam getroffen. 50% der Gruppen geben an, synodale Strukturen zu nutzen, um Anliegen zu deponieren.
Die Offenheit der Kirche für Anliegen, Fragen, Probleme der Menschen gemäß Zukunftsbild „Wir gehen vom Leben der Menschen aus“ wurde insgesamt im Durchschnitt mit 4,3 (Skala von 1 verschlossen bis 10 offen) bewertet.
Häufig wurden folgende mögliche Formen gewünscht, um mehr Teilhabe zu ermöglichen: Versammlungen vor Ort, persönliches Nachfragen, Formate aus dem Bereich der Bürgerbeteiligung und Online-Umfragen.
Bei der Selektionsgruppe der kirchlich nicht engagierten Einzelpersonen (30,8%) wird neben dem persönlichen Nachfragen die Form „Online-Umfrage“ im Verglich zur Gesamtgruppe mit 41,4% deutlich höher bewertet. Bei der Altersgruppe bis 35 Jahre sogar mit 49,8%.
Mehr Einbindung wünschen sich befragte Einzelpersonen auf Ebene Pfarre/Seelsorgeraum, wenn es um inhaltliche Schwerpunkte und Ziele geht (57,8%), auf Ebene der Weltkirche bei gesellschaftspolitischen Positionierungen von Kirche (35,6%) und auf Ebene der Diözese bei diözesanen Schwerpunkten und Zielen (33,9%). Gruppen dagegen wünschen sich an erster Stelle auf Ebene der Weltkirche mehr Einbindung, wenn es um gesellschaftliche Positionierungen von Kirche geht (55,6%), darunter der Wunsch nach Einbindung in der Diözese bei diözesanen Schwerpunkten und Zielen bzw. Verwendung des Kirchenbeitrags mit jeweils 50%. Die Form der Einbindung bei (lokalen) Entwicklungsprozessen der Kirchenentwicklung wird von Gruppen mit 8,1 auf einer Skala von 1 keine bis 10 sehr hoch eingeschätzt. Zu berücksichtigen ist, dass sich ca. 69,2% der Befragten selbst als kirchlich engagiert bezeichnen.
Rund 2/3 der interviewten Personen haben bereits etwas von den Entwicklungsprozessen in der katholischen Kirche Steiermark gehört, ca. 1/4 hat sich aktiv beteiligt (z. B. Steuerungsgruppe im Seelsorgeraum, Pilotprojekte in Pfarren, Vernetzungstreffen). Eine kirchenkritische Person mittleren Alters meinte bei einem Interview: „Die Infos sind unklar, schwer verständlich. Ich würde mich wahrscheinlich beteiligen, wenn es klarer wäre und ich den Sinn für die Gesellschaft erkennen könnte.“
77% der befragten Gruppen geben an, dass sie sich bei Gruppentreffen keineswegs oder nur teilweise Zeit nehmen für das Hören auf Gottes Geist bzw. ihnen nicht wichtig ist. Als geistliches bzw. als gemeinsames Hören auf den Geist Gottes wird verstanden: gemeinsames Musizieren/Singen, geistliche Einstimmungen/Impulse, Feiern von Gottesdiensten, Bibellesen, aber auch eine positive Gesprächskultur.
Aus den Ergebnissen der Befragung von Einzelpersonen lässt sich deutlich erkennen, dass Synodalität in Kirche als nicht gut verwirklicht wahrgenommen wird, aber Gottesdienste/Sakramente und das Gebet als hilfreich erachtet werden, den eigenen Glauben zu leben. Dass Kirche gesellschaftlich sich klar positioniert bzw. einen Beitrag zur Lösung von Konflikten/Spannungen beiträgt, wird wenig bis kaum vernommen. Gesellschaftlichen Positionierungen von Kirche (z. B. Abtreibung, Impfpflicht, assistierter Suizid) seien teilweise nicht zeitgemäß. Der Wunsch nach mehr Dialog mit anderen Konfessionen wurde ebenfalls häufig rückgemeldet. Als gesellschaftliche Herausforderungen für die nächsten Jahre wurde von Einzelpersonen häufig genannt: Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, ökologische Fragen/Probleme, soziale Gerechtigkeit bzw. damit verbundene wirtschaftliche und psychische Herausforderungen der Menschen sowie Herausforderungen in der Migration. Vor allem Jugendliche und junge Menschen seien für Zukunft der Kirche sehr wichtig.
Bei den Tiefeninterviews zeigen sich ähnliche Themenfelder, aber eine andere Reihung: finanzielle/wirtschaftliche/soziale Probleme, Auswirkungen der Covid-Pandemie, Migration/Flüchtlingspolitik, gesellschaftliche Spaltung, Ökologie und soziale Gerechtigkeit.
In Bezug auf Handlungs- und Veränderungsbedarf in Kirche wird von allen TeilnehmerInnen sehr häufig die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Kirche gesehen. Auch Frauen sollte der Zugang zur Weihe und zu Führungspositionen ermöglicht werden. Weiters wird die Aufhebung des Pflichtzölibats ebenfalls beständig gefordert. Daneben sind zeitgemäße Formen von Liturgie und der Feier der Sakramente ein dringender Bedarf für die Zukunft. Mehr Mitbestimmung von allen Menschen bei Entscheidungen wird ebenso gewünscht wie mehr Entscheidungsmöglichkeiten einzelner Diözesen/Bischofskonferenzen. Ca. 1/4 der InterviewpartnerInnen sieht die Notwendigkeit, Bedürfnisse der Menschen stärker zu fokussieren.
Gut die Hälfte der befragten Gruppen gibt an, mehr Informationen, Weiterbildungen oder praktische Instrumente zu Synodalität zu wünschen. Bedarf besteht in Form von Tools/Methoden, wie Menschen erreicht oder eingebunden werden können. Darüber hinaus Informationen über Synodalität und Schulungen zu „Wie hören wir gemeinsam auf Gott?“ und „Wie kann man die Geister unterscheiden?“.
Die Erhebung hat vom 17. Oktober 2021 bis zum 9. Jänner 2022 stattgefunden und war in folgende Erhebungsmethoden unterteilt:
Darüber hinaus gab es einzelne Treffen und Beratungen zu den Themen der Bischofssynode und zusätzliche Einzeleingaben.
Insgesamt haben sich 1.790 Personen an den Fragebögen und Erhebungen beteiligt. Ziel war es, breite Beteiligung zu ermöglichen, wobei vorwiegend aus dem kirchlichen Umfeld Personen und Gruppen teilgenommen haben.