Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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In den Fürbitten beten viele für Frieden und Einheit innerhalb des Dorfes.
Es ist ein wichtiger Moment des gemeinsamen Feierns für das Dorf: Seit Jahren lebt das Dorf in Konflikt, leidet unter ständigen Einschüchterungen von außen und durch wachsendes Misstrauen zwischen den Dorfbewohner:innen, nachdem der Konflikt in das Dorf hineingetragen wurde. Dieser Konflikt geht von einem großen Agrarprojekt aus, welches in der Region geplant ist: Auf insgesamt 200.000 Hektar soll eine große Zuckerrohrplantage angelegt werden, in 10 Fabriken soll das Zuckerrohr anschließend zu Zucker und Alkohol verarbeitet werden. Eine der Fabriken ist direkt im Gebiet des Dorfes Igarité geplant. Die Menschen des Dorfes – Nachkommen von ehemaligen Sklaven – werden nun massiver psychischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt, um sie aus ihrem Dorf zu vertreiben. Die CPT Barra, Projektpartner von Welthaus Graz, begleitet die Menschen in dieser Konfliktsituation und hilft ihnen, ihre Rechte und ihr Land zu verteidigen.
Wie Menschen, die oft seit Jahrhunderten auf diesem Land leben, durch solche Projekte ihre Lebensgrundlagen entzogen werden, sehen wir auch bei einem weiteren Besuch mit der Landpastoralkommission CPT:
Von Bom Jesus da Lapa fahren wir um fünf Uhr morgens in Richtung der Hauptstadt Brasilia. Nach rund zwei Stunden Fahrzeit erreichen wir den Cerrado, dieser zählt zu den wichtigsten Ökosystemen und ist zentral für die Wasserversorgung von halb Südamerika. Bald wird uns klar, vom ursprünglichen Cerrado ist eine enorme Fläche verschwunden, brandgerodet für den agrarindustriellen Anbau, vor allem von Soja.
Die Dimensionen sind nur schwer fassbar. Wir fahren stundenlang an Sojafeldern vorbei, die nur ab und zu durch ein Maisfeld unterbrochen werden. Hier werden die Felder offenbar nicht in Hektar, sondern in Quadratkilometern gemessen. Der Boom der Agrarindustrie hat im Cerrado mit der Grünen Revolution in den 1960er Jahren begonnen, die Entwicklung hat sich vor allem seit den 1990er Jahren weiter beschleunigt.
Nach rund fünf Stunden Fahrzeit erreichen wir Rosario, ein Ort, an dem alle großen Player des Agrarbusiness vertreten sind: Bayer, Syngenta, Bunge, Yara, um einige zu nennen. Die wenigen Arbeitskräfte, die für diese Art der Landwirtschaft gebraucht werden, finden auch an Orten wie Rosario ihren Platz. Doch trotz der erhofften wirtschaftlichen Besserstellung, leben sie in Behausungen, die an die Favelas der Großstädte erinnern. Viele haben ihre traditionelle, kleinbäuerliche Bewirtschaftung aufgegeben, vielfach nicht freiwillig.
Auf dem Rückweg besuchen wir ein Dorf, das bereits seit Jahrzehnten um das eigene Land kämpfen muss. Der Weg zum Dorf ist unbefestigt. Befestigt ist nur die GoPro auf der Windschutzscheibe unseres Autos. Thomas Bauer, langjähriger Mitarbeiter der CPT, meint „reine Vorsichts- und Dokumentationsmaßnahme, falls wir in Kontakt mit Pistoleiros“ kommen.
C. lebt mit seiner Familie in einem Dorf, mitten im Cerrado. Sie und rund 60 weitere Familien leben dort schon seit Generationen von der Landwirtschaft. Die Lebensbedingungen sind sehr bescheiden, aber für C. ist die Aufgabe dieser Form der Landwirtschaft keine Option. „Das Leben in der Stadt kommt für mich nicht infrage. Ich kämpfe um mein Land.“
Seit über 20 Jahren kämpfen sie und das Dorf gegen Großgrundbesitzer, die Anspruch über das Land des Dorfes erheben. „Mein Urgroßvater hat schon dieses Land bewirtschaftet, das Land gehört uns“. Tatsächlich, Landflächen, die von den kleinbäuerlichen Familien bewirtschaftet wurden, stehen ihnen auch laut Verfassung zu. Die Landreform läuft allerdings nur sehr schleppend. Erst 2021 wurde das Land der Familie vermessen, allerdings auch nur das individuelle Land. Wichtig ist aber für die kleinbäuerlichen Familien in dieser Region auch das kollektive Land. Dort weiden die Tiere, wenn etwa das Futter knapp wird.
C. berichtet über die ständige Bedrohung durch die Großgrundbesitzer bzw. durch die Pistoleiros, die die entsprechende Drecksarbeit machen. An Todesdrohungen gegen ihn hat er sich gewöhnt. Normal sind auch die Besuche der Pistoleiros in der Nacht, samt Schüsse in die Luft. „Sie sind einmal in unser Haus eingedrungen, zum Glück waren wir zu diesem Zeitpunkt nicht da. Meine Mutter hörte entsprechende Geräusche im Haus und wollte nachsehen. Eine Waffe am Kopf war die Folge“.
Das Bedrohungsszenario ist auch für uns klar spürbar. Fünf Videokameras wurden vor kurzem mit Hilfe einer NGO installiert. Beiläufig erwähnt C., dass der Motorradfahrer, der während unseres Besuchs zweimal vorbeifährt, ein Pistoleiro sei. „Er macht nur eine Kontrolle, er hat ja die fremden Autos gesehen.“
Wir vereinbaren, dass wir über die Situation seiner Familie berichten, allerdings natürlich keine Fotos veröffentlichen und auch seinen Namen nicht nennen. Es ist ein schwieriger Balanceakt. Für mediale Aufmerksamkeit sind reißerische Geschichten hilfreich, die Sicherheit der Betroffenen muss aber immer gewahrt bleiben.