Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Nach unserer ersten Nacht in den schönen, erstbezogenen Zimmern in Bom Jesus und einem Café am Morgen ging es in den Ort, um den Spuren der Romaria in Bom Jesus da Lapa zu wandeln. Die Ausmaße der großen Wallfahrt konnten wir auf unserem Weg nicht mal erahnen: Während am 6. August hunderttausende Menschen die Straßen von Bom Jesus da Lapa zierten, tun dies an diesem Tag nicht mal die vielen Straßenhunde, die es in Bom Jesus da Lapa gibt.
Die Geschichte des Wallfahrtsorts Bom Jesus da Lapa prägte der Portugiese Francisco di Mendoza im frühen 17. Jahrhundert: Von einem Gouverneur nach Brasilien geholt, um dessen Palast auszumalen, wurde er von dessen Nachfolger ins Gefängnis geworfen. Nach der Freilassung traf er auf einen weisen Mann, der ihm riet, nicht den Rachegefühlen dem Gouverneur gegenüber nachzugeben, sondern diese zu überwinden. Di Mendoza nahm ein Kreuz und begab sich mit diesem zwei Jahre ins Landesinnere, bis er sich schließlich in Bom Jesus da Lapa niederließ. Mehrere Millionen Menschen pilgern mittlerweile pro Jahr hierher. Sie kommen mit ihren Bitten und Anliegen, in der Hoffnung, dass diese erhört werden. Dies spiegelt sich auch in der Grotte St Geraldo wieder, wo diese Anliegen sinnbildlich Niederschlag finden. Dutzende Räder, Mischmaschinen, Instrumente und Fotos zeugen davon, dass Bom Jesus da Lapa für viele zu einem Kraftort geworden ist. Auch wenn die Zahl der Menschen vor Ort überschaubar ist, haben am Vorplatz bereits die Souvenirhändler*innen Position bezogen: Hier finden sich neben den traditionellen Armbändern weitere Devotionalien, nicht nur explizit-religiöse, sondern auch solche der beliebten brasilianischen Fußballklubs wie Flamengo Rio. Nach einer in der Mittagshitze dringenden Einkehr in eine der vielen Bars, dem Mittagessen und einer Siesta, ging es in den spannenden Nachmittag.
Mehr als 20 Personen aus unterschiedlichen Gruppen kamen mit uns zusammen, um sich über pastorale Themen und Herausforderungen in den jeweiligen Diözesen auszutauschen. Dabei waren etwa Vertreter*innen aus der Jugendpastoral, der Umweltpastoral, der charismatischen Erneuerung, der Caritas, bis hin zu hierzulande vielleicht unbekannteren Zweigen wie die Indigenenpastoral oder traditionelleren Formen wie dem Männerrosenkranz. Die pastorale Landschaft in Bom Jesus da Lapa erweist sich hierbei als vielfältig, mit einem großen Schwerpunkt auf ein solidarisches Miteinander, das sich im hohen caritativen Engagement der Gruppen zeigt. Dabei begegnen bei so manchen unterschiedlichen Voraussetzungen auch gemeinsame Herausforderungen: Auch in Brasilien hat die Covid-19-Pandemie im kirchlichen Leben Spuren hinterlassen – eine Herausforderung, der mit viel Kreativität begegnet wird. Im Laufe des Austausches wird unsere Gruppe durch Bischof Wilhelm, Margareta Moser, Br. Niklas Müller und Markus Meister wieder komplettiert, die nach ihrem Programm im Norden Brasiliens wieder zu uns stießen.
Den Abend verbringen wir in der „Paroquia Nossa Senhora das Gracas“. In einem feierlichen Gottesdienst wurde uns eine herzliche Aufnahme bereitet. Die Begeisterungsfähigkeit der Menschen in der Gemeinde war ansteckend, sie zeigte sich in Tänzen, in den Gesängen und in der Art und Weise, wie diese Menschen ihr Leben in die Liturgie miteinbrachten. Nach einem Empfang und einer folkloristischen Aufführung ging es wieder zurück ins Quartier und für die meisten unmittelbar ins Bett – müde, aber beeindruckt von den vielen Eindrücken dieses intensiven Tages.
Anton Tauschmann