Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Nachdem Bischof Weber in seinem Urlaub im Sommer 1977 bei den Benediktinerinnen in Steinerkirchen die Idee zu einem Katholikentag geboren hatte, begann er bereits im Herbst in kleinen Kreisen davon zu sprechen. Der Katholikentag sollte ein Fest sein und keine Darbietung der Macht, vielmehr ein großes Familienfest, vor allem ein Fest des Herzens. Es war eine spontane und geniale Idee des Bischofs, herausgewachsen aus einem „Humusboden“ des gewachsenen Willens zu einem neuen Miteinander in der steirischen katholischen Kirche, nach den Konflikten aus den 68er Jahren.
Bischof Weber ist stets felsenfest hinter der Idee und den handelnden Personen gestanden. Mit dem Bischof gemeinsam wollte man einen Katholikentag neuer Art, der sich durch den vorbereitenden Charakter auszeichnet, getragen von den Pfarren, den Dekanaten, den katholischen Gemeinschaften und den Orden, ja wenn möglich von allen Menschen des Landes. Leitworte wie das „Gespräch über den Zaun“, jenen Zaun, der oft schon sehr niedrig, mitunter aber doch noch recht hoch sei, sollten den Charakter der Veranstaltung prägen. Der Katholikentag sei als Aufforderung zu verstehen, die Begegnung mit anderen Kirchen zu suchen, die Kontaktaufnahme mit jenen, die mit der Kirche nichts mehr zu tun haben, sowie unterstützende und vermittelnde Initiativen zu schaffen, damit sich Menschen verschiedener Parteirichtungen an einen Tisch setzen, um gemeinsame Sorgen zu bedenken.
Frühere Katholikentage kannten meist nur zwei Höhepunkte und wenige Schauplätze. Bei diesem Katholikentag war es ganz anders: Viele große Plätze, herrliche Innenhöfe der Altstadt, der Stadtpark, Kirchen und Museen sowie viele verschiedene Räumlichkeiten für die Forumsveranstaltungen sorgten für ein vielschichtiges Netzwerk von Feiern, Begegnungen und Diskussion. Am Freitag gab es die Eröffnungsveranstaltung auf dem Hauptplatz. Der Samstag war geprägt von 14 Forumsdiskussionen am Vormittag, dem Stadtfest am Nachmittag und einem besonderen Tagesprogramm für Kinder, Jugend, Familien und SeniorenInnen. Am Sonntag fand am Vormittag der Festgottesdienst im Stadtpark und am Nachmittag die Abschlussveranstaltung auf dem Hauptplatz statt. Zusätzlich zur dreitägigen Katholikentagsveranstaltung gab es ein umfangreiches Rahmenprogramm.
Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, die Ansprachen von Bischof Johann Weber und vom Superintendenten der evangelischen Kirche, Dieter Knall, sowie die Festrede von Bischof Ivo José Lorscheiter, dem Vorsitzenden der Brasilianischen Bischofskonferenz, und im besonderen das eindrucksvolle Bild der 378 Votivkerzen auf dem Podium, eine aus nahezu jeder steirischen Pfarre, die von VertreterInnen der Pfarren auf das Podium getragen wurde - es war ein imponierendes Bild, wie der kalte und nasse Platz von 378 Kerzen erleuchtet wurde. Die von den Pfarren gestalteten Kerzen waren ein Symbol der Einigkeit, Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit der ganzen Diözese und ein Apell, dass alle ChristenInnen aufgerufen sind, Licht in diese Welt zu bringen.
Am Samstag stand die Grazer Innenstadt im Zeichen des Katholikentages – an die 80.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene füllten die Innenhöfe, Gassen, Plätze und Straßen mit Leben. Am Vormittag ereigneten sich in 14 Forumsdiskussionen geistige Auseinandersetzungen, zu denen tausende GesprächsteilnehmerInnen gekommen waren. Am Nachmittag bot das Stadtfest auf den sechs größeren Plätzen der Grazer Innenstadt unterschiedlichste Programme. Einerseits brachten die Dekanatsbeiträge ein „Stück Land“ in die Stadt und boten dadurch einen Einblick in die Vielfalt der Steiermark, andererseits bereicherten musikalische und tänzerische Beiträge aus Süditalien, Kroatien, Warschau, Irland und Korea das Festprogramm und erweiterten das Blickfeld der SteirerInnen über die Grenzen ihrer Diözese hinaus. Hervorragend besucht waren die speziellen Tagesprogramme, das Kinderfest, das Jugendprogramm, das Familienprogramm und das SeniorInnenprogramm. Ausgezeichnet angenommen wurde auch das Geistliche Zentrum, das ein Ort der Stille, der Besinnung, des persönlichen Gesprächs und der Begegnung untereinander und mit Gott sein sollte. Den absoluten Höhepunkt erreichte der Katholikentag am Sonntag mit dem Festgottesdienst im Stadtpark und der unglaublichen Zahl von 80.000 mitfeiernden Menschen aus Stadt und Land. Noch nie hatten sich so viele Gläubige in Graz an einem Ort versammelt. Am Nachmittag endete der Katholikentag mit der Schlussfeier auf dem Hauptplatz, zu der 12.000 Menschen gekommen waren.
Das bis heute sichtbarste Zeichen des Katholikentages ist das 20 Meter hohe Holzkreuz aus Fichte, das eigens für den Sonntagsgottesdienst geplant und aufgestellt wurde und noch heute im Stadtpark steht. Gestaltet wurde es von Jörg Mayer.
Das Pfarrzentrum „Christus der Salvator“ wurde am 25. Juni 1981, am Vorabend des Steirischen Katholikentages geweiht und gilt seitdem als Zeichen für „Gebaute Brüderlichkeit“.
Ein weiteres sichtbares Zeichen ist das vom Grazer Bildhauer Prof. Erwin Huber für den Katholikentag modellierte Bronzekruzifix. Von diesem 15 cm großen und etwa 10 dag schweren Bronzekruzifix wurden allein beim Festgottesdienst 40.000 Stück verschenkt. Doch selbst nach dem Katholikentag hatten noch immer über 30.000 Menschen den Wunsch, ein solches Kreuz zu erwerben.
Nicht nur das Kreuz als Zeichen der Hoffnung und der Zukunft, auch das Katholikentagssignet, das Dreifachherz, ist mancherorts noch zu sehen. Insgesamt wurde das Signet auf 18.000 T-Shirts, 75.000 Sticker, 200.000 Abziehbilder, 100.000 Spruchposter, 400.000 Gebetskarten und 2000 Kappen gedruckt. Das Dreifachherz, mit zwei sich zueinander neigenden kleinen Herzen, die von einem großen eingefasst werden, hat die Leute berührt. Es ist aus einem Wettbewerb der Abteilung Graphic Design der HTL Ortweinplatz heraus entstanden.
Durch den Katholikentag wurde das Selbstbewusstsein der Diözese gestärkt. Mit dem Zweiten Vatikanum kam es zwar zu einer Aufbruchsstimmung, die jedoch von Krisenphänomenen wie Studentenrevolutionen, Priesteraustritten und innerkirchlichen Unruhen begleitet war. Bischof Johann Weber gelang es durch intensive Bemühungen, Frieden zu stiften. Dem Katholikentag kam in dieser Hinsicht eine bedeutende Dimension zu, da sich die Kirche selbstbewusst, in einer offenen Form und in einer großen Buntheit zeigte.
Der 6. Steirische Katholikentag, bei dem sich Graz „so steirisch und so weltoffen“ zeigte wie schon lange nicht, offenbarte sich als „hoffnungsvoller Aufbruch in die Zukunft“. Diese zwei in der Kleinen Zeitung pointierten Aussagen wurden von mir ergänzt: „Die oft totgesagte und totgeschriebene Kirche zeigte sich mit ihren vielen Menschen als jung im mehrfachen Sinn des Wortes, lebendig, dynamisch, tiefgläubig, offen zu allen Menschen und bereit, die Zukunft in unserem Land mitzugestalten. Es wurde gefeiert und diskutiert, es waren Tage der Begegnung und des Gesprächs, es waren aber auch Tage des Gebets und der Umkehr der Herzen. Wir erlebten eine Kirche der Menschen, eine Kirche für die Menschen. Pfarrkirche, Diözese und Weltkirche wurden gelebt.“
Weitere Informationen zum Katholikentag 1981
Die Diplomarbeit von Martin Feiner liefert mehr Informationen rund um den Katholikentag 1981.
Martin Feiner, Graz 2010. Prozess der kirchlichen Erneuerung. Genese, Diskurse und Auswirkungen des VI. Steirischen Katholikentages vom 26. bis 28. Juni 1981 in Graz Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magister der Theologie Eingereicht am Institut für Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte an der Katholischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz bei Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Michaela Sohn-Kronthaler.
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