Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Die Wurzeln der Betriebsseelsorge gehen zurück auf einige Pioniere (Priester) und diözesane Verantwortliche, die einerseits geprägt waren von der KAJ (CAJ) und Joseph Cardijn („Jeder junge Arbeiter, jede junge Arbeiterin ist mehr wert als alles Gold der Erde“ ). Andererseits von der darin entwickelten Methode „Sehen – Urteilen – Handeln – Feiern“, sowie dem im 2. Vatikanischen Konzil formulierten Auftrag, sich als Kirche der „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art“ (GeS) anzunehmen.
Die Präsenz von Kirche in der Arbeitswelt steht auf dem kirchlichen Selbstverständnis, das immer wieder neu die Nähe zu den Menschen zu suchen ist. Kirche kann es nur als Kirche in der Welt geben, wo sie die Zuwendung Gottes zu seiner Schöpfung, die definitiv in Jesus Christus geschehen ist, bezeugt und erfahrbar macht.
Nachdem sich in der kirchlichen Realität gezeigt hat, dass Pfarren bzw. Pfarrgemeinden kaum in der Lage sind, auf die spezifische Situation der ArbeitnehmerInnen einzugehen, wurden und werden bis heute hauptamtliche BetriebsseelsorgerInnen beauftragt.
Die Betriebsseelsorge (BS)bzw. das Referat für Kirche und Arbeitswelt in der Steiermark ist Teil des Fachbereiches Identitäten und Lebenswelten. Sie ist der territorialen Pfarrseelsorge in gegenseitiger Ergänzung gegenübergestellt. Sie organisiert sich als Seelsorge der Region Obersteiermark Ost und ist mit einem Büro in der Pfarre Donawitz in Leoben angesiedelt.
Die Betriebsseelsorge (BS) in der Steiermark ist auf dem Weg zu den Menschen in den Betrieben. Sie ist eine nachgehende Seelsorge und orientiert sich an den beiden Hauptgeboten, der Gottes und der Nächstenliebe. Sie sucht Gott auf „heiligem Boden“, und „erkennt mit einem Blick des Glauben, der jenen Gott erkennt, der in den Betrieben und Straßen wohnt“, und begegnet den Menschen. Diese Gegenwart muss nicht hergestellt, sondern entdeckt, enthüllt werden. (EG 71). Im Sinn von Bischof Hemmerle: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe – die wir beide zu entdecken haben“. Diese missionarische Aufgabe ist keine Einbahnstraße. Die BS folgt dem; „Paradox, dass sie den Gott, den sie bringen möchte, im Leben der Menschen findet, denen sie ihn bringen soll“ (nach Rolf Zerfaß). Sie trägt also dem Heute Rechnung und geht furchtlos „an das Werk, das unsere Zeit erfordert“ (Johannes XIII, Konzils-eröffnungsrede).
Die BS nimmt den geistigen, gesellschaftlichen und kirchlichen Wandel wahr, und setzt sich in Beziehung zu den Menschen. Dabei spürt sie auch ihre Ohnmacht, der sie aber nicht ausweicht. „Nicht hysterisch oder depressiv, sondern die Teilmächtigkeit akzeptieren und nützen“ (Ruth Cohn).
Dabei trägt die BS zur Erneuerung bei, da sie „wirklich im Kontakt mit dem Leben des Volkes steht“( EG 28). Sie ist dem Gleichnis des Samariters verpflichtet (Lk 10, 25 – 37) und sieht sich im Wechselspiel der „Geh hin-Pastoral – sich den Lebenssituationen aussetzen und einer Komm-her-Pastoral, der Einladung zum Gespräch im „offenen Haus des Vaters“ und bietet Gastfreundschaft. Dabei geht es ihr um eine Kultur der Unterbrechung, die dem Raum gibt, was sich uns zum Nächsten machen will.
Martin Schenk schreibt im AUGUSTIN, Nr. 349,3: „Wir können uns die Nächsten nicht aussuchen. Weil sie uns aussuchen.“ Die BS geht mit den Menschen auf Augenhöhe, das bedeutet, empathisch mit dem Menschen und seiner Lebenssituation zu sein. Erfahrungen im jeweiligen Arbeitsbereich wirken für die Menschen authentisch und verkleinern ihr anfängliches Misstrauen erheblich.
In ‘Laudato si‘ schreibt Papst Franziskus: „Jesus arbeitete mit seinen Händen und hatte täglich Kontakt zu der von Gott geschaffenen Materie, um sie mit seinem handwerklichen Geschick zu gestalten. Es ist auffallend, dass der größte Teil seines Lebens dieser Aufgabe gewidmet war, in einem einfachen Leben, das keinerlei Bewunderung erregte. … So heiligte er die Arbeit und verlieh ihr einen besonderen Wert für unsere Reifung“ (LS 98) „Indem der Mensch die Mühsal der Arbeit in Einheit mit dem für uns gekreuzigten Herrn erträgt, wirkt er mit dem Gottessohn an der Erlösung der Menschheit auf seine Weise mit“ (LE 27, Johannes Paul II)
Die Ausgangslage ist für die Kirche und für die arbeitenden Menschen nicht einfach. Die Beziehung der Kirche zur Arbeiterklasse ist nicht von großem Interesse geleitet und auch die Arbeitswelt kann oft mit kirchlichen Anliegen und auch mit Seelsorgern aus gegenseitiger Skepsis und Unkenntnis nicht viel anfangen. Die Menschen haben aber eine Sehnsucht nach Heilung, Schutz und Segen für sich und ihre Familien. Die Kirche wiederum hat den Auftrag (nicht erst seit Papst Franziskus) an ihre Ränder zu gehen, wo auch „arme“ ArbeiterInnen stehen, für die und mit denen wir uns auf die Suche nach dem Leben in Fülle, wie Christus es uns zeigt, machen.
Ziel der Betriebsseelsorge ist die Brückenfunktion zwischen Kirche und Arbeitswelt. Ich sehe darin eine große Chance, die Kirche als glaubwürdiges Zeugnis der Liebe Gottes zu den „körperlich arbeitenden“ Menschen darzustellen. Das geschieht konkret für die Region Obersteiermark Ost. Durch die Einbindung in den Fachbereich Identitäten und Lebenswelten ist eine diözesanweite Einrichtung geschaffen, in der Kirche und Arbeitswelt eine gute Basis für gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung finden. Das Ziel ist eine gute Vernetzung, um Kirche und Arbeitswelt in der Steiermark zusammenzuführen und für die Menschen fruchtbar zu machen.
Seelsorge in diesem Bereich ist von behutsamer Kontaktaufnahme in einer Form der Mit-Arbeit bestimmt. Dabei geht es um Vertrauen und eine gute Gesprächsbasis, die für beide Seiten fruchtbar werden kann. Erst eine gute Beziehung lässt die Frage nach Gott zu und ist dann auch gut zu diskutieren. Mir ist wichtig, mit den ArbeitnehmerInnen einen für sie gangbaren Lebens- und Glaubensweg zu suchen und mich als Begleiter zur Verfügung zu stellen. Dabei lebe ich nach dem Grundsatz, dass das Leben der Menschen das fünfte Evangelium ist. (Cardijn) Ebenso nach dem Petruswort, jedem Rechenschaft zu geben, der nach der Hoffnung fragt, die mich erfüllt (nach 1 Petr 3,15). Das Ziel muss immer das Leben in Fülle sein, das von BetriebsSeelsorgern als nachahmenswert vorgelebt und von den Menschen auch im Berufsleben verwirklicht werden.
Wir unterstützen, stärken und befähigen Menschen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten.
Deshalb bin ich mit Arbeitseinsätzen in den Betrieben präsent, um von den arbeitenden Menschen zu hören und zu verstehen, was sie beschäftigt. So versuche ich gemeinsam mit ihnen einen Lebens- und Glaubensweg zu gehen.
Wir sind aufmerksam für Menschen in Notsituationen.
Diese Notsituationen von Menschen in Zeiten der Coronakrise und ihren Folgen sind: Existenzängste, Arbeitslosigkeit, Gesundheitsprobleme, ….
Auch wenn ich keine Lösungen anbieten kann, zeige ich, und damit die Kirche, dass ich da bin und zuhören kann.
Für mich gehört zum Zukunftsbild der kath. Kirche in der Steiermark der ehrliche Kontakt zu den Menschen in der Erwerbsarbeit und den erwerbslosen Menschen. Diesen Kontakt sehe ich in einer gestalteten und in der Diözese verankerten Betriebsseelsorge (Kirche und Arbeitswelt) verwirklicht. Ich bemühe mich um den persönlichen Bezug und hoffe, das auch in Zukunft mit Dankbarkeit und Freude tun zu dürfen.
Georg Salvenmoser, Betriebsseelsorger