Publikumsmagnete unter neuem Blickwinkel

Von April bis November 2018 sind in Graz, Admont, Seggau und Seckau nicht weniger als fünf große Jubiläumsausstellungen anlässlich des 800jährigen Bestehens der Diözese Graz-Seckau zu besuchen. Nach dem Rummel der offiziellen Eröffnungen, Vernissagen und Empfänge hat man nun die Möglichkeit, sich in Ruhe mit dem dort Gezeigten auseinanderzusetzen. Es lohnt sich, sich intensiv mit einer künstlerischen Position zu befassen oder spontan eine der speziellen Themen- oder Dialogführungen zu besuchen. Jede einzelne der Ausstellungen widmet sich auf ganz eigene Art und Weise und mit einer je eigenen baulichen und spirituellen Aura einem Thema, das die Politik-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte unseres Landes entscheidend geprägt hat – und dies auch weiterhin tun wird. Im heute als Ort des weltoffenen Dialogs bekannten Schloss Seggau, unweit der Grenze, denkt man etwa über Grenze, Öffnung & Heimat nach, während im erhabenen Stift Admont das Spannungsfeld von Schönheit & Anspruch ästhetisch ausgeleuchtet und gleichzeitig auch problematisiert wird.

Warum sich der Ausstellungsbesuch lohnt

Wie KulturjournalistInnen in ganz Österreich sehr rasch anerkennend bemerkten, handelt es sich bei diesem Kunstprojekt um alles, nur nicht um Frömmigkeitspropaganda. Die Katholische Kirche Steiermark tritt im Jahr 2018 vielmehr als Suchende auf, die an ihr Glaubensbekenntnis „kein endgültiges, überlegenes Wissen, sondern ein tastendes Wissen, ein demütiges Wissen“ koppeln will. Der eben zitierte Tiroler Bischof Hermann Glettler, ein früher Impulsgeber und Mitinitiator der Ausstellungen, steht übrigens für einen faszinierenden Link zwischen der im Grazer Diözesanmuseum und Priesterseminar laufenden Ausstellung Last & Inspiration und der Schau Ursprung, Geist & Erneuerung in der Abtei Seckau: Seine ebenso visionäre wie feinfühlige Meditation über den „Christus der Ernte“ in der Johannes-Offenbarung, die in der berühmten „Boeckl-Kapelle“ in Seckau gefilmt wurde, kann man entweder als Video in den Räumen des Priesterseminars ansehen oder direkt in Seckau das Kunstwerk als solches erleben. 

Florian Traussnig