Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Liebe Schwestern und Brüder im christlichen Glauben!
Verehrte Bischöfe, geschätzte Vertreter und Vertreterinnen des öffentlichen und kirchlichen Lebens aus nah und fern – und in ihrer Mitte: Herr Landeshauptmann, Herr Kardinal, Herr Metropolit, Herr Superintendent!
Liebe Mitfeiernde vor den Bildschirmen zu Hause!
Liebe Kinder! – Werte Festgemeinde!
1. Wir feiern am heutigen Sonntag das Geburtsfest des heiligen Johannes des Täufers. Die biblischen Texte erzählen von ihm, dass er sein öffentliches Wirken darin sah, auf den Messias hinzuweisen - auf den, der nach ihm kommt. Dies war allen schon kurz nach seiner Geburt klar – auch ob der Umstände, unter denen sie erfolgte. –
Wir feiern heute aber nicht nur diesen Geburtstag, sondern auch unser 800-jähriges Diözesanjubiläum. Wir denken bis ins Jahr 1218 zurück, in dem die Diözese Seckau von Salzburg aus gegründet wurde. Die biblischen Lesungen des heutigen Festtages – sie könnten gar nicht besser ausgewählt werden – bringen auch zum Ausdruck, dass wir als katholische Kirche ein Verweis auf Jesus Christus sind, wie es auch Johannes der Täufer war. Denn wenn etwas von Johannes gesagt werden kann, dann genau dies: seine Berufung bestand darin, von sich weg auf den Messias zu verweisen. So kann sein Leben auch unserer Kirche heute eine wichtige Prägung mit auf den Weg geben.
2. Ein Geburtstag und zumal ein Diözesanjubiläum sind Anlass, nicht nur zurückzuschauen, sondern auch nach vorne zu blicken. Das haben wir in diesem Jubiläumsjahr auf unterschiedliche Weise getan. Jetzt in dieser Eucharistiefeier sagen wir Gott Dank für unsere 800-jährige Diözesangeschichte. Dabei sind wir uns der Fehler und Sünden über die Jahrhunderte herauf bis ins Heute bewusst und bitten um Vergebung. Und wir bitten Gott in dieser Feier auch um seinen Segen für die Zukunft: für die Zukunft in unserem Land, für die Zukunft unserer Kirche hier in der Steiermark, und für unsere je eigene Zukunft.
3. Vieles verändert sich und auch die Kirche verändert sich. Niemand von uns kennt die Zukunft und weiß, was kommen wird. Das macht unsicher oder ängstlich, das macht aber auch neugierig und mutig. Auch ich als Bischof kann die Zukunft der Kirche in unserem Land nicht voraussagen und demnach Lösungen vorgeben. Als Christinnen und Christen glauben wir aber an einen Gott, der uns die Zeit schenkt, die vergangene, die gegenwärtige und zukünftige, und der uns auch das schenken wird, was wir in unterschiedlichen Zeiten brauchen. So können wir mutig Schritte in ungewisse Zukunft gehen, weil wir daran glauben, dass Gott sie begleiten wird. Was das bedeutet, haben wir in unser Zukunftsbild und in die Botschaft für die Steiermark gekleidet, die wir gestern Abend am Grazer Hauptplatz kundgetan haben. Ich lade alle Menschen guten Willens ein, diesen Weg mit uns zu gehen.
4. Kirche ist – wie Johannes der Täufer – herausgerufen, auf Christus zu verweisen – mitten in einer Welt voller Herausforderungen – im Kleinen und im Großen. Wenn ich davon spreche, dass "die Kirche" herausgerufen ist, dann ist das nicht nur die Institution oder die Pfarre, erst recht nicht sind das nur jene, die oft im Begriff "Amtskirche" zusammengefasst werden. Wir alle, die wir getauft und somit Teil dieser Kirche geworden sind, sind herausgerufen: Wir sind lebendiger Verweis auf Jesus Christus. Es gilt, IHN erfahrbar zu machen, wie es auch Johannes der Täufer getan hat. Das meint "Kirche zu leben": Wir dürfen für die Welt greifbare Frauen und Männer mit unseren Begabungen und Grenzen sein, von denen andere sagen: "Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist mit euch"(vgl. Sach 8,23).
5. Auch Papst Franziskus hat vor wenigen Monaten in seinem Schreiben "Gaudete et exsultate – Freut euch und jubelt" über eine angemessene Gestalt des Christ- und Kircheseins nachgedacht. "Worauf es ankommt", so der Papst wörtlich in diesem Schreiben, "ist, dass jeder Gläubige seinen eigenen Weg erkennt und sein Bestes zum Vorschein bringt, das, was Gott so persönlich in ihn hineingelegt hat (vgl. 1 Kor 12,7), und nicht, dass er sich verausgabt, indem er versucht, etwas nachzuahmen, das gar nicht für ihn gedacht war" (GE 11). Und er hebt besonders die Heiligkeit im Alltag hervor: "in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. […] Oft ist das die Heiligkeit ‚von nebenan‘, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind" (GE 7).
6. Kirche zu leben ist also, nach Papst Franziskus, nicht nur etwas für Spezialisten, für jene, die es von Berufs wegen tun müssen, oder etwas für "Besondere". Kirche sein heißt, sein Leben, seinen Alltag auf Christus hin auszurichten und zu versuchen, danach zu leben. Und wer sein Leben auf Christus ausrichten will, der orientiert sich am Evangelium Jesu Christi. Er ist das "Programm" der Kirche und jeder und jedes einzelnen. Auf diesem Weg sind wir nicht allein. Wir gehen miteinander, und wir gehen mit Gott, der in Jesus Christus unser Bruder geworden ist. "Geben wir also in unserem Leben Gott – und damit Seinem Leben spendenden Geist eine Chance!"
7. In all den Veränderungen und Verunsicherungen in Kirche und Gesellschaft mögen uns das Evangelium, das Vertrauen, dass Christus mit uns geht, und die Gemeinschaft der Kirche Programm und Kompass auf unserem gemeinsamen Weg in die Zukunft sein. Dies kann uns auch jene Zuversicht und tiefe Freude schenken, die uns weitergehen lässt, selbst wenn der Weg zwischendurch ein Wagnis ist. So werden wir nicht nur das uns übertragene alte Erbe unserer Diözesan- und Kirchengeschichte verwalten, sondern Zukunft säen und mitgestalten.