Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der große Andrang sprengte die Erwartungen
Auf enormes Interesse stieß die Tagung „Hochaltrig sein als Herausforderung“ im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Marschallgasse. Der Arbeitskreis Umfassender Schutz des Lebens – aktion leben in der Katholischen Aktion Steiermark hatte eingeladen und die Veranstaltung unter das Motto „Lernen aus Lebenskrisen zur Bewältigung des hohen Alters“ gestellt. Als Initiatorin die Tagung freute sich Ingrid Lackner über die rege Teilnahme und stellte grundlegend fest: „Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird.“
Krisen als Wendepunkte und Lebensschätze
Dass Lebenserfahrungen und bewältigte Krisen im Alter eine Rolle spielen, unterstrich die Wiener Gerontopsychologin Ilse Kryspin-Exner und führte aus: „Krisen können zu entscheidenden Wendepunkten im Leben werden, zu 'Lebensschätzen', die in den Belastungen des hohen Alters stärken.“ Sie rät älteren Menschen Rückschau zu halten, auch aufzuschreiben, was früher war. Wenn das allein nicht gelinge, könne eine „Lebensrückschautherapie“ helfen, eine positive Bilanz zu ziehen.
Pro-Aging statt Anti-Aging
Von „aktivem Altern“, einem „Pro-Aging“ anstelle des oft propagierten „Anti-Aging“ spricht die Referentin und verweist auf ein positives Wechselspiel zwischen Gewinn und Verlust. Es gelte einen neuen Lebensstil zu finden, offen zu sein für neue soziale Beziehungen und neu gewonnene Kompetenzen. Ein positives Selbstbild, das Erkennen und die Akzeptanz der eigenen Unzulänglichkeiten und ganz besonders die Teilnahme an der sozialen Umgebung seien hilfreich in schwierigen Phasen. Schließlich sollen medizinische und technische Hilfsmittel – vom Seniorenhandy, über das Notfalltelefon bis zum Internet u.v.a. - angenommen und genützt werden.
Weniger kann oft mehr sein
Um das selbständige und aktive Verhalten alter Menschen zu fördern sei es manchmal hilfreicher, weniger zu helfen, als zu viel. Denn Hilfe, wo sie nicht gebraucht wird, führe zu einem verstärkten passiven, depressiven und abhängigen Verhalten.
Öffnung für neue Leitwerte
Von der eigenen Verantwortung für ein gutes Altwerden sprach Elisabeth Pia Sobota. Die Psychotherapeutin und Leiterin des Hospizarbeitskreises Oberes Murtal sieht eine Verschärfung von Übergangskrisen (von einer Lebensphase in die andere) durch die veränderten Lebensbedingungen, wo wertvolles Leben oft mit „Jungsein“ und „Leistungsfähigkeit“ gleichgesetzt werde. Die Begrenzungen des Alters dürften aber nicht nur negativ gesehen werden, sie könnten auch zur Öffnung für neue Leitwerte führen – soziale Vernetzung, Teilnahme an dem, was rundum geschieht, Achtsamkeit, Freude an den kleinen Dingen, Dankbarkeit und Vertrauen darauf, dass alles gut wird.
Persönliche Erfahrungsberichte zum Nachdenken und als Mutmacher
Berührend die Erzählungen sehr persönlicher Krisenerfahrungen durch drei „hochaltrige“ Persönlichkeiten. Alle drei haben den Krieg und mit ihm Lebenskrisen erlebt und überwunden, auch wenn manches „oft aus dem Nichts wieder hochkommt“, wie es Altbischof Johann Weber formulierte. Bischof Weber verschweigt nicht, dass die Fragen „Wie gehe ich um mit meinem Alter?“, „Werde ich mir Gebrechlichkeit erlauben?“ oder „Kommt das große Nicht-mehr?“ eine Art „Alterskrise“ hervorrufen. Der Blick in die Zukunft veranlasse ihn zur Bitte „Lasst mich alt werden, lasst mich alt sein“, denn er möchte sich „nicht ums Alter herumschwindeln“. Der steirische Altbischof wünscht sich, möglichst lange „eine Lebensneugierde haben zu können und dass mich die Melodie des Evangeliums umhüllt wie das sichere Wohlwollen von guten Menschen.“
Rosa Illek, jahrzehntelang „umtriebiger Motor der Katholischen Frauenbewegung“ (so Ingrid Lackner), hat ihre große Lebenskrise durch den Verlust der Heimat in der Kriegszeit erlebt. Aus der Schule herausgerissen musste sie als 18-Jährige Mutter und Geschwister verlassen und wurde zu verschiedenen Diensten bei der Wehrmacht eingezogen. Dankbar erinnert sie sich an viele gute Menschen, die dem unglücklichen Mädchen in der Fremde freundlich und hilfsbereit begegneten. Damals wie heute, wo sie eine Krisenzeit durch einen Schlaganfall erlebt, habe ihr der Glaube Kraft gegeben. Sie habe gelernt, dankbar zu sein für das, was sie noch kann, Hilfe anzunehmen, aber auch zu genießen, sich mit anderen freuen, zu schenken und sich beschenken zu lassen.
Die ehemalige Pflegedienstleiterin am LKH Feldbach, Lisbeth Ascher, hat aus ihren Erlebnissen als Rotkreuzschwester im Krieg, wo sie einige Male gerade noch "bewahrt" worden sei, ein tiefes Vertrauen gewonnen, das sie trägt und sie auch heute, als Neunzigjährige, ohne Angst in die Zukunft blicken lässt. Ihre Tipps für leichteres Altern: Abarbeiten von Hass, Zorn und Angst, offen bleiben für Neues, Freude mit anderen Menschen teilen, abgeben, was nicht nötig ist, die Vergangenheit bewusst machen und Ordnung im eigenen Leben schaffen.