Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der Bau von Architekt Gernot Ritter wurde im Februar des Jahres noch unter dem jetzigen Generalvikar und ehemaligen Stadtpfarrpropst Dr. Heinrich Schnuderl begonnen. Die architektonisch sehenswerte Einsegnungs- und Aufbahrungshalle in Form von behutsam aufnehmenden Händen aus zwei geschwungenen Stahlbetonschalen wird künftig auch kulturellen Veranstaltungen, wo man sich vor allem über die herrliche Akustik freuen darf, offen stehen. Der Bau hat neun Monate gedauert und wurde mit 1,3 Millionen Euro veranschlagt.
Stadtpfarrpropst Mag. Christian Leibnitz: „Wir versammeln uns, um diesen Raum zu segnen. Dies ist ein Raum in dem viel gesegnet werden wird. Der Mensch ist segensbedürftig. Segen bezeugt die sorgende Liebe Gottes für die Menschen, Gottes Segen ruft ins Leben, ins ewige Leben.“
Bürgermeister Siegfried Nagl: „Dieses Bauwerk ist ein bewusstes Zeichen der Erneuerung und des Aufbruchs dieses Stadtteiles. Ich bedanke mich für den Mut und die große Verantwortung der Stadtpfarre für die Friedhofskultur unserer Stadt .“
Architekt Gernot Ritter: „Es war für unser Büro eine Herausforderung, weil es nicht selbstverständlich ist, sichals Architekt mit dem Tod zu beschäftigen. Im Zuge dieser Arbeit haben wir gelernt, dass der Tod wesentlicher Bestandteil des Lebens und damit auch der Architektur ist. Aus statischen Gründen entstand als Stütze ein tragendes Kreuz zwischen den Betonschalen, ein schönes Detail.“
Wirtschaftsrat Johann Frühstück erläuterte die einzelnen Bauphasen und schloss sichtlich stolz auf das geleistete mit einem Zitat von Perikles: "Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie sie mit ihren Toten umgehen."
Zur Geschichte des Grazer Steinfeldfriedhofes
Generalvikar Dr. Heinrich Schnuderl bei der Spatenstichfeier am 28. Februar 2011:
Vor 226 Jahren hat die Stadtpfarre dieses Areal als Begräbnisplatz für die Bewohner des Grazer Wohngebietes auf dem rechten Murufer angekauft. Es auch früher Friedhöfe in Graz gegeben. Nach katholischer Tradition waren diese rund um die Pfarrkirche errichtet: die Verstorbenen sollten möglichst nahe dem Ort, an dem regelmäßig das Gedächtnis von Tod und Auferstehung Christi in der Eucharistie gefeiert wurde, beigesetzt werden. Der Grazer Kirchenhistoriker Prof. Karl Amon vermutet darum mit einigem Recht, dass die älteste Grazer Pfarrkirche St. Paul am Südabhang des Schlossbergs – die jetzige Stiegenkirche - gewesen sein dürfte, weil man im Umfeld dieser Kirche mittelalterliche Beisetzungen gefunden hat. Auf jeden Fall hat es auch um die Pfarrkirche, die dem hl. Ägidius geweiht ist – dem jetzigen Dom –, einen Friedhof gegeben. Nachdem diese seit 1174 urkundlich erwähnte Grazer Pfarrkirche, die dann im 15. Jahrhundert als Hofkirche Kaiser Friedrichs III. neu erbaut worden ist, in der Gegenreformation dem Jesuitenorden übergeben worden war, musste der Landesfürst für die Stadt eine andere Pfarrkirche zur Verfügung stellen. Gegen die Umwidmung der Dominikanerkirche „zum Heiligen Blut“ wurde zunächst eingewendet: diese Kirche eigne sich nicht als Pfarrkirche, weil man dort keinen Friedhof anlegen konnte. Nach einigem Hin und Her wurde 1586 die Übertragung der Pfarrrechte zur Hl. Blut-Kirche durchgeführt – und zwei Friedhöfe auf der rechten Murseite dienten nun der Bestattung der Grazer Verstorbenen: der Georgifriedhof – in der Gegend des heutigen Orpheum – und der Dominikanerfriedhof, bei der den Dominikanern als Ersatz übertragenen St. Andrä-Kirche. Die Friedhöfe von Graz lagen seitdem außerhalb der ummauerten Stadt.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts zählte Graz ca. 30.000 Einwohner. Die Stadt hatte sich nach allen Seiten hin ausgedehnt. Die beiden Friedhöfe lagen im Wohngebiet. Aus hygienischen Gründen hat Kaiser Joseph II. per Hofdekret 1783 und 1784 alle Begräbnisse in Kirchen und Friedhöfen in Wohngebieten verboten. Der Georgi- und Dominikanerfriedhof sollten geschlossen werden (das war aber nicht von heute auf morgen möglich: es hat noch zwanzig Jahre - bis zum Jahr 1807 - Beisetzungen auf den beiden alten Friedhöfen gegeben). Die Hauptpfarre musste also neue Friedhöfe außerhalb der Stadt in angemessener Entfernung errichten. Der damalige Erzpriester und Haupt- und Stadtpfarrer Dr. Josef Franz Aichmayr (1763-1785) kaufte mit Mitteln der Stadtpfarre 1785 zwei Begräbnisplätze – einen auf der linke Murseite, den jetzigen St. Peter-Friedhof, und einen auf der rechten Murseite, im Westen, die nicht sehr fruchtbare Schotterfläche – das „Steinfeld“. Dieser Friedhof wurde 1786-87 angelegt und wie ein Garten mit einem Holzzaun abgegrenzt. Ein bestehendes kleines Haus wurde dem Totengräber zugewiesen – als Wohnung, Gerätehaus und Totenkammer. Der Totengräber durfte Kleinvieh halten und das Gras aus dem Friedhofsareal nutzen.
Die Totenkammer, die durch Hofdekret schon 1771 vorgeschrieben worden war, sollte jene Toten aufnehmen, die in ihren Wohnungen oder im Krankenhaus, bzw. anderen Versorgungsanstalten nicht belassen werden konnten. Aus Angst, man könnte einen Scheintoten begraben, sollten die Verstorbenen zwischen ihrem Sterben und der Beisetzung 48 Stunden liegen bleiben. Die Kammer sollte mit einem Ofen ausgestattet sein, damit im Winter das Erfrieren eines Scheintoten verhindert würde. An der Hand der Leiche sollte eine Schnur befestigt werden, verbunden mit einer Glocke im Zimmer des Totengräbers, um diesen beim Erwachen eines Scheintoten zu alarmieren. Ob oder wie oft das geschehen ist, ist nicht belegt.
Vom Verbot der Beisetzung in der Stadt waren auch die Fürstbischöfe und die Landeshauptleute betroffen. Der erste in Graz residierende Fürstbischof, Josef Adam Graf Arco, ein treuer Vertreter der josephinischen Reform, der 1802 verstarb, wurde auf dem Steinfeldfriedhof in einer von der Grazer Bürgerschaft errichteten Gruftkapelle beigesetzt. Dort wurden später auch die Särge seines Nachfolgers, Fürstbischof Johann Friedrich Graf Waldstein-Wartenberg, und von zwei Landeshauptleuten aus der Familie der Grafen Attems beigesetzt. Diese Gruftkapelle war so gestaltet, dass darin, bzw. davor friedhofsgemäße Andachten gefeiert werden konnten. Zwei Glocken wurden für diese Kapelle und damit für den Friedhof gestiftet.
Der Steinfeldfriedhof war von Anfang an nicht ein „Prominentenfriedhof“. Hier wurden sehr viele Leichen armer Bevölkerungsteile bestattet, die sog. „Nachtleichen“, die in der Nacht auf den Friedhof verbracht und still eingesegnet und begraben wurden. Der Großteil der Gräber war der Reihe nach angelegt worden, erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts bürgerte sich die namentliche Kennzeichnung der Gräber ein. War der Friedhof zunächst durch einen Holzzaun abgegrenzt, wurden ebenso im Verlauf des 19. Jahrhunderts vermehrt von begüterteren Grazer Familien an den Außenseiten gemauerte Grabstätten errichtet, die damit auch eine Friedhofsmauer entstehen ließen. Die Stadtentwicklung machte es notwendig, dass der Steinfeldfriedhof wiederholt (1819, 1855) vergrößert werden musste. Der Friedhof lag zunächst tatsächlich ziemlich weit außerhalb der Stadt; durch die Industrialisierung, durch die Anlage von zwei Bahnsträngen – der Graz-Köflacher-Bahn und der Südbahn Wien-Triest - und schließlich durch die Wohnanlagen östlich der Südbahn wurde er von der Stadt eingeholt – er war wieder im Wohngebiet. Die Überbelegung des Friedhofes, die vermutete Beeinträchtigung des Grundwassers durch Leichengift und ideologische Auseinandersetzungen haben zum Grazer Friedhofsstreit geführt, aus dem die Anlage des Zentralfriedhofes resultierte. Jedenfalls brachte die Anlage des Zentralfriedhofs eine Entlastung. Infolge der Nähe des Steinfeldfriedhofes zum Bahnhof und zu Industrieanlagen wurden im Zweiten Weltkrieg große Verwüstungen angerichtet, viele Grabstätten – auch die Bischofskapelle – wurden von Bomben getroffen und zerstört. Manche Grabsteine zeigen jetzt noch die Narben der Bombardements aus den Jahren 1944 und 1945.
In den Siebzigerjahren konnte ein neues Friedhofsbetriebsgebäude und eine Einsegnungshalle errichtet werden. Die Sanierung des Verwaltungsgebäudes ist der Stadtpfarre seit langem ein Anliegen. Durch die Planungen für eine Hochleistungsstrecke der Bahn und der damit verbundenen Errichtung einer Unterführung und Neuausrichtung der Straßen wurde dieses Vorhaben etwa zehn Jahre verzögert.
Über den Steinfeldfriedhof wurde 1999 von Mag. Ingeborg Schischek eine Doktorarbeit angefertigt: „Der Steinfeldfriedhof in Graz. Zur Funeral- und Sepulkralkultur eines Vorstadtfriedhofes“.