Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Bereits im März 2011 wurde bei der Neueröffnung der Kirche deutlich, dass hier ein besonderer Brückenschlag zwischen dem Respekt vor historisch Gewordenem und der Offenheit für Neues gelungen ist.
Unter dem Titel „Simplicitates“ hat nun der dabei maßgeblich verantwortliche Künstler Klaus Gaida einen Sammelband erstellt, in dem die wichtigsten Protagonisten die maßgeblichen Facetten der Neugestaltung der „Knabenseminarkapelle“ in Graz beschreiben und erschließen.
In Anwesenheit der Autoren überreichte der Künstler eine Sonderausgabe des neuen Buches an Diözesanbischof Egon Kapellari, verbunden mit dem Dank und der höchsten Wertschätzung für dessen „Wegbereitung und Vertrauen“. Der steirische Oberhirte betonte, dass ihm im Kreise der vielen Hundert Kirchen- und Sakralraumgestaltungen seiner bischöflichen Tätigkeit in Gurk-Klagenfurt und Graz-Seckau zu diesem Werk ein schlichter Begriff in den Sinn komme: „Ein Schatz!“
Landeskonservator Christian Brugger beschreibt das „Dilemma des Denkmalpflegers“ angesichts eines von der ursprünglichen künstlerischen Bedeutung weg bewegten Werkes mit gleichzeitig weiterhin vorhandenen Denkmalqualitäten im architektonischen Bereich. Die von Klaus Gaida vorgeschlagene Lösung überzeugte auch den Denkmalschützer, denn: „Das Neue entwickelte sich ganz natürlich aus dem Alten.“
Durch den Leiter des Grazer Kulturzentrums bei den Minoriten Johannes Rauchenberger war der Kontakt zwischen Gaida und der Diözese Graz-Seckau entstanden. Sein Beitrag beschreibt nicht nur in ansprechenden Bildern die einzelnen Elemente der neu gestalteten Kirche, sondern vermittelt auch eine Ahnung von der leidenschaftlichen Herangehensweise des Künstlers zu diesem Auftrag. Knapp überschreibt er diese mit „Methode GAIDA: einfach – wenig – wesentlich“.
Der Kunstkritiker und Essayist Thomas Wagner würdigt die Gesamtkomposition und deren Einzelteile als „Kirche für den ganzen Menschen“, als einen „geklärten Raum der Andacht, der seine Atmosphäre und seinen Geist nicht allein über die Augen, sondern über das Sensorium des gesamten Körpers entfaltet“.
Die Initialen aus dem zwölften Jahrhundert, die Klaus Gaida für die Gestaltung der Apsis und der Stirnwände der Kirche verwendet und in neue Kunstwerke verwandelt hat, beschreibt der Kölner Dombibliothekar Harald Horst in seinem profunden Beitrag. Im Rückgriff auf mittelalterliche Vorbilder leben damit in der Kapelle des Augustinums sehr alte künstlerische Traditionen weiter.
Mit den signifikanten Sgraffitibildern, mit denen der Künstler Christus, den Gekreuzigten sowie Maria mit erhobenen Händen und den stehenden Hl. Augustinus in überdimensionalen Wandbildern zeigt, beschäftigt sich die Kölner Kunsthistorikerin Sybille Fraquelli. Faszinierend ist nicht nur die Auswahl der Vorlagen – so z.B. eine Christusdarstellung aus dem im sechsten Jahrhundert entstandenen Rabbula-Evangelium – sondern auch die Technik der Umsetzung und die Wirkung innerhalb des Sakralraumes.
Verantwortlich für die notwendigen Vergoldungsarbeiten war die steirische Kunsthistorikerin Ursula Thomann, die in ihrem Beitrag die Facetten dieser Arbeit beleuchtet und damit Hochachtung vor diesen altmeisterlichen Techniken hervorruft.
Der Zisterzienserpater August Janisch, der schon in seiner theologischen Diplomarbeit zur Geschichte des Bischöflichen Knabenseminars gearbeitet hatte, vermittelt in seinem Beitrag v.a. die wichtigsten historischen Eckdaten der Seminarkapelle, insbesondere die teils heftigen Reaktionen auf Veränderungen in den stürmischen nachkonziliaren Jahren.
Der Grazer Hochschulseelsorger Alois Kölbl erschließt den Titel des Buches mit seinem Beitrag zum Thema „Vielfalt in der Schlichtheit“. Er hebt hervor, dass es der erste Sakralraum war, den Klaus Gaida hier gestaltet hat, und dies in einem Kontext, der den Bezugsrahmen der Kirche durch die Umwandlung des Knabenseminars in das „Augustinum“ in den letzten Jahren erweitert und völlig verändert hat.
Schließlich erschließt der Diözesanarchitekt und Bauleiter Manfred Fuchsbichler das besondere Verhältnis von Kunst und Architektur unter dem programmatischen Titel „Neuerung in überzeitlicher Klarheit“. Dabei wird noch einmal deutlich, dass jedes noch so kleine Detail Teil eines durchdachten Gesamtkonzeptes ist – buchstäblich vom Boden bis zur Decke, von den Griffstangen der Eingangstür bis zum Tabernakel.
Gekrönt wird diese eindrucksvolle Dokumentation der behutsamen und doch klaren Neugestaltung einer historischen Kirche durch das reichhaltige Fotomaterial, das sowohl die künstlerischen Teile ins rechte Bild rückt als auch den Prozess der Neugestaltung dokumentiert.