Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Viel Prominenz und die geschlossene Theologische Fakultät wohnten der „schönen und großen“ Überraschung, wie Michael Haneke selbst die Ehrenpromotion nannte, bei. Gekommen waren Diözesanbischof Egon Kapellari, selbst Ehrendoktor der Universität, Superintendent Hermann Miklas, Landtagspräsident Franz Majcen, die Landesrätin Bettina Vollath und Landesrat Christian Buchmann, Vizebürgermeisterin Martina Schröck, die Stadträtin Lisa Rücker und Stadtrat Mario Eustacchio, die Gemeinderätinnen Sissi Potzinger und Astrid Polz-Watzenig, der ehem. Rektor der Universität Graz, Alfred Gutschlhofer, und die Rektoren der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule(KPH), Rektor Siegfried Barones, Vizerektorin Andrea Seel und Vizerektor Friedrich Rinnhofer, um nur einige zu nennen.
Rektorin Christa Neuper begrüßte das Ehepaar Haneke und wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass die Universität bemüht sei, die Zahl der Ehrendoktorate der Universität Graz um die 50 Trägerinnen und Träger zu halten. Acht davon seien derzeit auf Vorschläge der katholisch theologischen Fakultät verliehen worden, unter anderem an Diözesanbischof Egon Kapellari, Altbischof Johann Weber, den Mainzer Kardinal Karl Lehmann oder auch an den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I. . Die Verleihung an einen Filmregisseur und Drehbuchautor stelle somit ein Novum in dieser Reihe dar.
Die Laudatoren Franz Grabner, ORF Kultur, Gerhard Larcher, Leiter des Instituts für Fundamentaltheologie und Christian Wessely, Projektleiter „Film und Theologie“, versuchten in ihren Darstellungen der Leistungen von Michael Haneke, die Verwandtschaft zwischen Theologie und Film aufzuzeigen.
Franz Grabner, der mit den Grazer Filmgesprächen wesentlich dazu beigetragen hat, den Dialog zwischen Michael Haneke und der Grazer Theologie zu initiieren, sagte Hanekes Filme zeigten „geschlossene Welten“ in ihrer Kälte und Bedrohlichkeit, die er aufbreche, um damit Reflexion zu provozieren. Damit „transzendiert der Mensch seine Welt, indem er schon beschriebene Grenzen durchbricht.“ Haneke spreche nicht explizit über Metaphysik, lege aber erkennbare Fährten, so Franz Grabner. Theologen müssten aus ähnlichen Motiven über etwas reden, was letztlich unsagbar sei. Dabei gäbe es für Haneke keinen Exklusiv-Anspruch religiöser Menschen auf metaphysische Fragen. Franz Grabner zitierte den Filmregisseur selbst mit der Antwort auf die Frage, was denn die Moderne mit der Religion verliere: „Das Gefühl der Behaustheit. Religion vermittelt das Gefühl, in einem geordneten Universum zu leben und darin behaust zu sein. Trotz der täglichen Konfrontation mit Leid und Tod.“
Gerhard Larcher strich die Bedeutung des Schaffens Hanekes als kritischen Stachel im gesellschaftlichen Bewusstsein hervor. Künstler erfüllten somit die Funktion eines „agents provocateurs“ und wirkten zugleich als „Frühwarnsysteme“. Es gehe in der Fundamentaltheologie, dem „Außenamt der Theologie“ darum, „Kunst und Religion als ursprüngliche Beziehungsform wiederzuentdecken“ und in der Spannung zur „eigenen Fremde und zum fremden Eigenen“ sich gegenseitig zu bereichern.
Christian Wessely skizziert die Verwandtschaft der Theologie mit dem Werk Hanekes als „inhaltlich und formal scharfe Formulierung von Fragen angesichts gesellschaftlicher Realitäten“. Haneke mute dem Zuseher nichts anderes zu, als die pointierte Analyse tatsächlicher Gegebenheiten, die er uns ins Gesicht sagt. Damit teile der Filmregisseur das Schicksal von „Propheten“. Es sei das „konsequente Anschreien“ gegen das Verdrängen der Themen wie Alter, Gewalt, Unrecht, Straflosigkeit der Ruchlosen…, wie auch das ständige Erinnern daran, dass nie aufgegeben werden darf, diese Zustände zugleich zu überwinden.
Die Dankesrede Michael Haneke nach der Verleihung der Ehrendoktorwürde war kurz und äußerst prägnant. Er freue sich außerordentlich über die „große Ehre und nicht selbstverständliche Ehrung“. Bereits in den ersten Gesprächen, Anfang der neunziger Jahre in Graz, mit Theologiestudierenden habe ihn das „hohe Reflexionsniveau und die Ernsthaftigkeit der Diskussion“ beeindruckt. Seine Beziehung zur Theologie charakterisierte der Oscarpreisträger mit einer Liedzeile aus einem französischen Chanson. „Man fahre auf unterschiedlichen Wegen und suche doch den gleichen Hafen.“ Künstler seien rastlos, weil sie mit großer Lust Fragen stellen. Das Fragen sei zugleich ihr Stolz. Theologen hingegen auf der anderen Seite vermitteln, oft auch missionarisch, das Gefühl, der Gewissheit. Das mache die Spannung des Dialogs aus und zeige zugleich die große Toleranzfähigkeit des menschlichen Geistes auf.