Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Plädoyer für einen einladenden, fröhlichen, missionarischen und wetterfesten Glauben
„Es war nur in dieser Form möglich“, konnte man gestern bei der Buchpräsentation von Gerda Schaffelhofer, Verlagschefin der Styria, als auch vom Co-Autor Hans Winkler hören. Dass dieses Buch gemacht wurde zu einem Zeitpunkt, wo Diözesanbischof Egon Kapellari an einer Lebenswende steht, und dies nur in dieser Interviewform möglich ist, war ebenfalls logisch.
Regens Wilhelm Krautwaschl bedankte sich bei Diözesanbischof Kapellari eingangs dafür, dass die Präsentation in „seinem“ Haus, dem Augustinum, stattfinden konnte. Ein Haus, das auch sich einreiht in die „Häuser des Lebens“ eines Bischofs. Hier sei auf die Bildtafeln im Buch verwiesen, die von der Taufkirche in Leoben-St. Xaver bis zum Dom in Graz reichen, und Stationen im Leben des steirischen Diözesanbischofs zeigen.
„Katholiken jammern nicht, seufzen reicht.“
In der Gesprächsrunde mit den Autoren erfragte die Moderatorin Andrea Kager-Schwar auch manches erzählenswerte Detail einer vielschichtigen Biografie. So, dass Bischof Kapellari als Student der Rechtswissenschaften vier Jahre lang mit dem Zug zwischen der Universität Graz und seiner Heimatstadt Leoben pendelte. Das Biografische musste in so einem Buch Platz haben, erklärte der Interviewer Hans Winkler.
Viele komplexe Themen und die „heißen Eisen“ packte der Diözesanbischof gleich von sich aus an: „Wir sind eine Geschichtsreligion, die von ihrem Ursprung her lebt“, erläutert der diskussionsfreudige Bischof. Es gehe letztlich im Katholischen immer darum, sowohl Breite als auch Tiefe im Glauben an Gott und in der Gemeinschaft der Kirche zu haben. Als ein Anwalt dafür verstehe er sich und gab abschließend als eine positive Zu-Mutung mit auf den Weg: „Katholiken jammern nicht, seufzen reicht.“
Was kommt? Was bleibt?
Bischof Egon Kapellari erzählt in einem ausführlichen Interview mit dem renommierten Journalisten Hans Winkler von Begegnungen auf seinem Lebens- und Glaubensweg in Gesellschaft und Kirche. Er führt aus, was ihn nach den Studien des Rechts und der Theologie bei seinem Wirken als Priester, als langjähriger Hochschulseelsorger und als Diözesanbischof von Gurk-Klagenfurt und von Graz-Seckau in Begegnungen mit unzähligen Menschen aller Milieus besonders bewegt hat und was für die Zukunft des Menschen als homo viator – als Mensche auf dem Weg – bleibend wichtig ist. Dabei geht es vor allem um philosophische und theologische Fragen, um Sendung und Zukunft der Kirche und um Profil und Engagement der Christen inmitten einer immer pluraler werdenden Gesellschaft. Bilder aus dem priesterlichen und bischöflichen Leben und Wirken ergänzen diese Überlegungen. Das Buch trägt den Titel: „Was kommt? – Was bleibt? Gespräche an einer Lebenswende“
Die Themen reichen von Kindheit und Jugend in Leoben bis zu den aktuellen Tätigkeitsfeldern eines Diözesanbischofs. Der ehemalige Grazer Hochschulseelsorger setzt sich mit den gesellschaftlichen Umbrüchen der 60er Jahre genauso auseinander, wie mit den aktuellen Fragen in Kirche und Gesellschaft. Bleibende Fragen sind jene, wie der Glaube in einer modernen Welt artikuliert werden kann, wie Gott auch heute noch hörbar und die Kirche bei ihm und bei den Menschen sein kann. Das Buch lädt dabei ein, den Bischof auf seinem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten und sich von seinem Erfahrungsreichtum wie auch seiner Spiritualität inspirieren zu lassen.
Aus dem Buch
Symbolik
Dr. Hans Winkler:
Aber auch die ehrwürdig traditionellen Einrichtungen der Papstwahl im Konklave, die Rituale des schwarzen und weißen Rauches und schließlich die Präsentation des Gewählten auf der Loggia des Petersdoms üben eine große Faszination auf die Menschen aus.
Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari:
Hier zeigt sich einmal mehr, dass Symbole und Bilder gerade auch für eine global vernetzte Menschheit ungemein wichtig sind. Menschen, die sich für die Kirche den Abbau möglichst vieler Symbole wünschen und denen ein Papst mit Krawatte am liebsten wäre, bedienen eher nur ihre eigenen Emotionen. Ich hoffe, dass solche Kräfte nicht stärker werden. Wenn man auf Symbole, die auch entlasten, verzichtet, wird die Kirche einem maßlosen ethischen Perfektionsdruck ausgeliefert.
Im Miteinander von allgemeinem Priestertum und geweihtem Dienst
Dr. Hans Winkler:
Untrennbar mit der Eucharistie ist die Gestalt des katholischen Priestertums. Bis zum Konzil war die Sicht vorherrschend, dass die Aufgabe des Priesters vor allem darin bestehe, Liturgie zu feiern. Nach dem Konzil hat sich eine Auffassung verbreitet, die den Priester eher als Gemeindepfarrer sah. Welche Sicht entspricht dem Konzil?
Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari:
Das II. Vatikanische Konzil hat unübersehbar deutlich gemacht, dass der Priester und der Bischof nicht isoliert über der Gemeinde stehen und stehen dürfen. Es wurde dadurch mancher Klerikalismus nicht nur kritisiert, sondern seither auch schon überwunden. Der Priester steht nicht über der Gemeinde, sondern in ihr, aber zugleich ihr gegenüber – so besonders, wenn er der Eucharistiefeier vorsteht. Das Konzil hat mit Nachdruck auf das allgemeine Priestertum verwiesen, das jedem Christen aufgrund seiner Taufe gegeben und aufgetragen ist. Es gibt heute aber in der Kirche der westlichen Welt die Tendenz, das auf einem eigenen Sakrament beruhende Weihepriestertum auszuhöhlen. Der Priestermangel, den wir erleben, ist dafür sowohl eine Ursache als auch eine sich daraus ergebende Konsequenz. Eine solche Entwicklung gefährdet auf schwerwiegende Weise die katholische Identität und entfernt uns noch weiter von den Kirchen des Ostens. Ich übersehe aber nicht, dass es in der katholischen Kirche in Ländern wie dem unseren da und dort auch einen Neoklerikalismus gibt, der verkrampft mit Laienchristen und besonders auch mit der Liturgie umgeht. Das ist auch ein Missverständnis der wahren Intention von Papst Benedikt XVI. betreffend das Miteinander der römisch-katholischen Liturgie in ihrem ordentlichen und in ihrem außerordentlichen Ritus.