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Die Jury ehrte die junge Salzburger Regisseurin Antoinette Zwirchmayr für ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Rotlichtmilieu in ihrem Film „Der Zuhälter und seine Trophäen“.
Die Begründung der JurorInnen Christian Wessely, Barbara Krenn und Juliane Großheim:
“Der Regisseurin gelingt es in ihrem Film, die Zwiespältigkeit ihrer eigenen Eindrücke darzustellen. Der kindlichen Faszination für ihren disziplinierten Großvater stellt sie die Beschreibung des ihn umgebenden Rotlichtmilieus gegenüber und reflektiert den Versuch einer Distanzierung; von einer Welt der Zuhälter und hohen Geldsummen, die Luxus ermöglichen und vor allem Frauen als Objekte und Waren einer Jagdgesellschaft betrachten. Die innere Stimmigkeit dieses experimentellen Werkes einer jungen Filmemacherin, seine klare Struktur, sein konziser Aufbau, die Schönheit und Intelligenz seiner Bildkomposition haben die Jury überzeugt. Die Bilder des Filmes sind eindrucksvoll – sorgfältig komponierte Stillleben wechseln mit durch Spiegelungen gebrochenen authentischen Fotografien ab. Schwarzfilm trennt die meisten Shots – diejenigen, die direkt verbunden sind, sind sorgfältig ausgewählt und erfahren in dieser unmittelbaren Kontextualisierung eine Bedeutungserweiterung.”
Antoinette Zwirchmayers starke Bildsprache, die durchgehend klug und einfallsreich in Erscheinung tritt, macht den Einfuss ihrer Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste Wien sichtbar, fühlbar. Ein kontroversiell diskutiertes Thema arbeitet die junge Salzburger Regisseurin über ihren persönlichen Zugang und das Thema der kindlichen Faszination für die eigene Abstammung ab. Sparsam im Umgang mit Text, zugleich die Ästhetik des Bildes in den Fokus stellend, hinterfragt sie persönliche Erinnerungen an den Großvater und dessen umstrittenen Werdegang. Sie bleibt aber nicht auf der persönlichen Ebene haften, sondern zeigt ein gesellschaftliches Sittenbild, das Parallelen zwischen Prostitution und Jagd aufweist. Zitate des Großvaters und Bilder von nackten Frauenkörpern, die über Standbilder an Lebendigkeit verlieren, entlarven die Degradierung der Frau zum Objekt, zur Ware. Erst über die intensive Auseinandersetzung mit der Familie als wesentlicher Teil der eigenen Geschichte, scheint ein Bruch mit dem Großvater und – vielleicht auch ein Bruch mit gewissen gesellschaftlichen Aspekten – möglich zu sein.
Die Diözese freute sich besonders über die Juryteilnahme der deutschen Regisseurin und Drehbuchautorin Juliane Großheims. Sie war 2010 selbst Preisträgerin des von der Diözese gestifteten Preises und kehrt nun mit ihrer Jungfamilie nach Graz zurück. Ihr Dokumentarfilm “Die Kinder vom Friedrichshof” beleuchtet kritisch die soziale Ordnung innerhalb der Kommune des Wiener Aktionskünstlers Otto Mühls. Die Regisseurin erzählt aus der Sicht der heute erwachsenen Kinder und fragt nach den Auswirkungen des Gesellschaftsexperiments auf das Leben der ProtagonistInnen. Ihre Siegesworte: “Man könnte natürlich meinen, diese Entscheidung sei ein wenig grotesk gewesen, da in genau dieser Zeit die ganzen Missbrauchsfälle der katholischen Kirche ans Licht kamen. Ich habe es eher als Zeichen der Auseinandersetzung mit diesem Thema interpretiert.”
Christian Wessely, Dozent für Fundamentaltheologie an der Universität Graz war ebenfalls Teil der diesjährigen Jury. Es gibt seinerseits zahlreiche Veröffentlichungen zu Film und Medien, zuletzt “Michael Haneke und seine Filme. Eine Pathologie der Konsumgesellschaft”. Als drittes Jurymitglied konnte Barbara Krenn gewonnen werden. Sie ist Sendungsverantwortliche der ORF-Sendungen “Religionen der Welt” und Redakteurin bei “Kreuz&Quer”. Das Kurzdokumentarfilmprogramm umfasste 12 Filme, die in ihrer inhaltlichen wie formalen Vielfalt auf die Stärke des Kurzfilmes als experimentelles Format hinweisen. Feierlich überreicht wurde der Preis der Diözese Graz-Seckau im Wert von 4.000 Euro von Hochschulseelsorger Alois Kölbl in Vertretung von Bischof Egon Kapellari im Rahmen der Diagonale-Preisverleihung im Grazer Orpheum.
Natalie Resch