Grenzen abbauen

„Die Menschen kommen beim Pilgern zum Frieden und werden zufrieden“, bringt es Pilgerpastor Bernd Lohse aus Hamburg auf den Punkt, um zu erklären, wie wichtig das grenzüberschreitende Pilgern für den europäischen Frieden ist. Beim Pilgern kommen Menschen zu sich selbst, aber sie kommen auch mit Menschen aus anderen Ländern zusammen und merken, dass man sich sehr ähnlich ist und die gleichen Anliegen hat. Daher sei das Pilgern für Europa eine große Hoffnung. Menschen kommen in Kontakt und bauen Mauern ab, so Lohse. Der Pilgerexperte und Krimibuchautor aus dem Norden sprach bei der Abschlussveranstaltung des EU-Projekts Pilgrimage Europe SI-AT am 14. Mai im Bildungshaus Mariatrost. Ziel des Projektes war es, grenzüberschreitend Informationen zu Wegen, touristischen und spirituellen Angeboten bereitzustellen, andererseits auch interdisziplinäre Hilfestellung bei der Planung von Pilgerreisen zu entwickeln.

Projektleiterin Martina Linzer zog eine positive Bilanz: „Pilgern ist ein Weg zu mehr Verständnis zwischen Menschen, Völkern und Nationen, führt zu gemeinsamen Kooperationen, die wiederum längerfristig Regionen und Menschen verbinden.“ Grenzüberschreitendes Pilgern hat das Projekt „Pilgrimage Europe SI-AT“ in den letzten vier Jahren auch wissenschaftlich erforscht und anhand von neuen Routen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bestehende und neue Routen aus den benachbarten Ländern wurden miteinander vernetzt und auf einen gemeinsamen touristischen Standard gebracht.

Faktor für Tourismus

 „Die Pilgerlandschaft ist breiter und individueller geworden, daher brauchen wir so ein Projekt wie Pilgrimage Europe“, meint Günther Steiniger von Steiermark Tourismus. Der Direktor der Steiermark Tourismus, Erich Neuhold, präzisiert: „Pilgern wächst als Tourismusfaktor. Einerseits liegt mit Mariazell der bekannteste und bedeutendste Marienwallfahrtsort Mitteleuropas in der Steiermark und andererseits ist die Begegnung mit der Natur das Hauptmotiv einer Pilgerreise. Da liegt es natürlich nahe, dass die Steiermark das Pilgerwegeangebot noch weiter verstärkt“ Jan Cigleni?ki von der slowenischen Tourismusorganisation SPIRIT schlägt in dieselbe Kerbe und sagt weiterhin seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Entwicklung von grenzübergreifenden Pilgerwegen zu.

Weiter geht´s

Obwohl das Projekt „Pilgrimage Europe“ mit der Abschlussveranstaltung offiziell abgeschlossen ist, ist dem grenzüberschreitenden Pilgern noch lange kein Ende gesetzt. Martina Linzer: „Im Rucksack sind noch viele Ideen und Visionen für weitere Kooperationen. Meine Hoffnung ist, dass das Projekt noch weiterlaufen kann und wir einen Teil zur Friedenssicherung in Europa beitragen können“. Gerhard Hofbauer, Leiter des Familienreferates der Diözese, erinnert daran, dass Pilgern auch Begleitung braucht: „Immer mehr Menschen begeben sich auf die Suche nach Ruhe, Natur und sich selbst. Sie suchen mehr, als der Alltag ihnen bieten kann. Die Katholische Kirche Steiermark begleitet diese Suche auf Pilgerwegen in vielfältiger Weise: angefangen bei Seelsorgern und Pilgerbegleitern bis hin zur Erhaltung der wunderschönen Wallfahrerkirchen – damit Gott-Finden möglich wird.“ Außerdem habe das Pilgern weit über die steirischen Grenzen hinaus eine lange Tradition. „Daher engagiert sich die Katholische Kirche Steiermark sehr in diesem Bereich, und das nicht erst seit vier Jahren“, erklärt Hofbauer.

Pilgern multimedial

Die im Projekt „Pilgrimage Europe SI-AT“ entwickelte Smartphone-App „Kirche unterwegs“ ist als virtueller Pilgerbegleiter und innovativer Wegweiser für Pilger gedacht. Die App informiert mobil über besondere kulturelle „Schmankerln“ und gibt meditative Impulse an Kraftorten entlang des Pilgerweges. Authentische Einblicke in das Pilgererlebnis und das vielfältige Kultur- und Naturerbe entlang der Pilgerwege gibt auch der neue Kurzfilm mit dem Titel „Auf den Spuren der Pilger und Wallfahrer“. Dieser wurde im Rahmen von Pilgrimage Europe SI-AT produziert und wurde bei der Pressekonferenz am 14. Mai erstmals präsentiert. Unter der Leitung der jungen Filmemacher Stefan Lozar und Ralph König haben drei Kamerateams den Pilgersaisonstart 2014 an verschiedenen Kraftorten begleitet und waren besonderen Menschen und deren Motiven auf der Spur.