Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Der Space04 im Kunsthaus Graz war am Abend vor Fronleichnam überfüllt, sodass die Podiumsdiskussion in die Vorräume via Kamera übertragen werden musste. Gekommen waren Diözesanbischof Egon Kapellari, Generalvikar Heinrich Schnuderl, der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Steiermark, Thomas Krautzer, der Vizerektor der TU Graz, Horst Bischof, KAÖ Präsidentin Gerda Schaffelhofer und der KA Präsident Bernhard Rebernik, der die Begrüßung vornahm. Hauptreferent war Manfred Lütz, der aus seinem neuen Buch „Bluff! Die Fälschung der Welt“ referierte.
Zunehmend frage sich der Mensch: „Wann war ich ich selbst?“, denn wir alle leben in virtuellen Welten: der Medienwelt, der Finanzwelt, der Psychowelt, der Gesundheitswelt. Existentielle Erfahrungen sind darin nicht möglich. Virtuelle Welten seien aber nicht von vornherein schlecht, wie Lütz anhand des Filmes „Das Leben ist schön“ von Roberto Benigni aufzeigte. Indem ein Familienvater seinen Kindern vorspielte, das Konzentrationslager sei ein Spiel, nahm diese Scheinwelt der echten Welt ihren Schrecken.
Die Gefahr der virtuellen Welten bestehe aber umgekehrt darin, „dass Menschen der virtuelle Tod in einer TV-Serie mehr betroffen macht, als die Tatsache, dass eine Nachbarin im Sterben liegt.“ Wirklichkeit und Virtualität verschwimmen. Lütz glaubt, „Menschen wollen gar nicht glücklich sein.“ Die Hirnforschung wisse sehr genau, wie man im Menschen das Zentrum für Glücksgefühle im Hirn stimuliere. „Nur niemand will das auf Dauer“, vermutet der Psychologe und Theologe. „Die Menschen wollen in der wirklichen Welt existentielle Erfahrungen machen.“
Gottesdienste seien für sich zwecklos aber höchst sinnvoll, so Lütz, weil sie genau jene Unterbrechung bieten, die eine existentielle Begegnung mit Gott ermöglichen. Feste sind dies ebenfalls. Sich nur im selben Milieu zu bewegen, mache eine Erfahrung der Andersartigkeit unmöglich. „Es geht darum, das eigene Leben nicht zu verpassen. Gut und Böse gibt es in Milieus nicht, sondern nur gut oder weniger gut gemacht.“
Wissenschaft suggeriere, dass alles messbar sei. Daher hält Lütz die so genannten neuen Atheisten, die Religion durch Wissenschaft ersetzen wollen, für „rührend naiv“. „Ein Physikprofessor kann die Liebe zu seiner Frau nicht messen, aber dennoch spielt die Gewissheit dieser Liebe eine große Rolle. Denn an diese nicht messbare Liebe wird sich der Physikprofessor an seinem Totenbett erinnern.“ Lütz warnte sogar davor, Liebe messen zu wollen. „Das macht sie kaputt.“
In der Medienwelt als virtuelle Welt kann Gott nicht vorkommen, sie produziere vielmehr Atheismus, indem sie eine Welt zeige, die nicht wirklich sei. „Die Menschen haben wieder eine Heidenangst vor dem Tod“, so der Bestsellerautor. Eine Antwort auf diese Entwicklungen hat der Chefarzt einer psychiatrischen Klinik in Köln auch parat: „Das Christentum muss sich einfach auf seine Wurzeln besinnen.“
In der anschließenden Diskussion machte Vizerektor Horst Bischof auf die Nützlichkeit der „Virtual Reality“ aufmerksam. Simulationen wie in der Architektur oder der Medizin helfen den Menschen im alltäglichen Leben. Wohin die Zukunft gehe? Durch mehr Rechenleistung werde der Abstand von virtueller Welt zur realen immer kleiner.
Gerda Schaffelhofer mahnte ein, dass genau das Christentum eine sehr reale Größe sei. Gottes Hinwendung zu Menschen werde auch derzeit sehr anschaulich von Papst Franziskus eingefordert. Wie präsent und real dieser Glaube sei, habe nicht zuletzt die Aktion Glaube gezeigt.