„Christsein bis in die letzten Fasern hinein“

Am Dienstag, dem 3. November 2015, fand das fünfte der insgesamt acht Treffen von „Der Bischof auf dem Weg“ statt. Bischof Krautwaschl wurde von Dechant Hans Feischl und dem Bürgermeister von Kapfenberg, Manfred Wegscheider, begrüßt. Beide freuen sich darüber, dass der Bischof an die Basis geht und die Leute ernst nimmt. Bürgermeister Wegscheider lobte die tolle Kooperation zwischen Kirche und Politik, wie auch die tolle Stimmung, die Papst Franziskus und der neue Bischof ausgelöst haben. Bischof Krautwaschl ermutigte seinerseits alle trotz aller Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft zu gehen: "Hüten wir uns davor, Vergangenes in die Zukunft zu projizieren. Es geht in erster Linie um Gott und nicht um die Kirche. Vieles wird man neu anfangen müssen." 

Anliegen der Region besprochen

Im Pfarrhof Kapfenberg St. Oswald diskutierte Bischof Wilhelm zunächst mit Priestern, Diakonen und allen Hauptamtlichen über die Fragen und Anliegen der Region. In den Gesprächsrunden wurden Probleme wie die Flüchtlingskrise, Jugendarbeitslosigkeit und Abwanderung angesprochen.

Die zweite Gesprächsrunde war den ReligionslehrerInnen und Kindergartenleiterinnen gewidmet. Wolfgang Schöffmann, Religionslehrer in Mürzzuschlag: „Es freut mich, dass unser Bischof sich Zeit nimmt, um mit den vielen, die ihren Dienst tun in Kontakt zu treten. Die Offenheit mit der er Schwierigkeiten anspricht gibt Optimismus.“ Karin Salvenmoser, Religionslehrerin in St. Stefan ob Leoben: „Für mich war die Begegnung mit dem Bischof sehr positiv. Die bestärkenden Worte des Bischofs haben gut getan."

Den Abschluss des Begegnungsnachmittags bildete auch diesmal wieder der Austausch mit den Dekanatsräten und dem Regioteam Obersteiermark Ost. 

„Wir gehören zusammen“

Den Höhepunkt der Begegnung mit dem Bischof bildete wie auch bei den bisherigen Treffen die gemeinsame Eucharistiefeier in der Pfarrkirche Kapfenberg-St. Oswald. In seiner Predigt sprach der Diözesanbischof ein Wort aus der Tageslesung an: „Wir, die vielen, sind ein Leib in Christus, als Einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören" (Röm 12,5-16a). Der Bischof sieht darin eine Forderung: „Jede und jeder von uns ist einmalig, und ist daher gerufen, dementsprechend sich für das Ganze von Kirche einzubringen, damit der Leib bis an die Fingerspitzen, um dieses Bild weiter zu spinnen, mit Leben versorgt wird.“ Auf diesem Gebiet habe die Kirche als „katholische – allumfassende – Kirche“ noch einiges dazuzulernen, merkte Bischof Krautwaschl an. Es bestehe die Gefahr, einerseits den eigenen Weg allen gleichsam vorzuschreiben, wie auch, dass versucht werde, das Miteinander aller in einer Kirche durch Klassifizierungen und Gruppenzuweisungen, etwa in „linke“ oder „rechte KatholikInnen“ leichter verständlich zu machen. Es gehe aber zuerst darum sich „als Menschen“ zu begegnen, die sich von Gott gerufen wissen, den persönlichen Weg der Nachfolge authentisch zu gehen und dies für die Gesamtheit der Kirche, die ein Leib ist, einzubringen.

Der zentrale Gemeinschaftsbegriff der Kirche, der sich nicht nur auf Sakramente und Priester beschränken lässt, sei Kommunion. Er sei auch in der Gemeinschaft im Wort Gottes und in der Sichtbarmachung desselben im Alltag, als gelebte Gemeinschaft vorhanden. Bischof Krautwaschl ermutigte: „Es geht da nicht so sehr darum, moralische Höchstleistungen zu erbringen, sondern darum, das, was unser Christsein auszeichnet und schön macht, bis in die letzten Fasern unseres Menschseins ernst zu nehmen und zu leben.“