Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Bei der Präsentation seiner neuen Plakatwelle am vergangenen Freitag brachte Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer mit seinem Wahlkampfslogan "In eurem Sinne entscheiden. So wahr mir Gott helfe" viele Vertreter der evangelischen Kirche, deren Mitglied er ist, gegen sich auf. "Gott lässt sich nicht für eigene Absichten oder politische Zwecke instrumentalisieren", heißt es in einer Stellungnahme von Bischof Michael Bünker (Evangelische Kirche A.B. in Österreich), Landessuperintendent Thomas Hennefeld (Evangelische Kirche H.B. in Österreich) und Superintendent Stefan Schröckenfuchs (Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich).
Selbstverständlich sei es "gutes Recht eines jeden Christenmenschen", sich öffentlich zum Glauben zu bekennen und sich mit der Bitte um Hilfe an Gott zu wenden. "Wir lehnen es jedoch ab, Gott für Wahlkampagnen zu bemühen", so die Repräsentanten der drei Evangelischen Kirchen. Sie wenden sich gegen eine Instrumentalisierung Gottes für eigene Absichten oder politische Zwecke. Dies sei gemeint, wenn es im Gebot der Bibel heißt: "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht."
Gleichzeitig erinnern Bünker, Hennefeld und Schröckenfuchs daran, "dass Gott nach christlichem Verständnis jener Gott ist, wie er sich in der Bibel offenbart". Der Gott der Bibel sei kein "christlich-abendländischer", sondern ein universaler Gott, der Partei ergreife für schwache, arme und notleidende Menschen. Aus diesem Gottesverständnis resultierten der Einsatz und eine besondere Verantwortung auch für alle Schwachen in der heutigen Gesellschaft. Dazu zählen, so die Evangelischen Kirchen, "heute ganz besonders auch Flüchtlinge und Fremde".
Hermann Glettler, Bischofsvikar in der katholischen Diözese Graz-Seckau, teilt die Meinung der Vertreter der evangelischen Kirche: Sehr deutlich habe Michael Bünker zum Ausdruck gebracht, dass es im Wahlkampf um das Präsidentenamt nicht zu einer Vermengung religiöser und politischer Interessen kommen darf, so Glettler. Staat und Kirche seien in ihrer Autonomie zu respektieren. Glettler weiter: "Die Kirche möchte in keiner Weise in eine politische Kampagne hineingezogen werden."
Seitens der katholischen Kirche in der Steiermark möchte er zum Ausdruck bringen, dass vielen der Gebrauch des Gottesnamens in einem Wahlkampf völlig deplatziert erscheint. Alle - und nicht nur der Präsidentschaftskandidat - bräuchten die Hilfe Gottes. Glettler im Wortlaut: "Wir brauchen ihn tatsächlich als Helfer für ein selbstbewusstes, solidarisches Österreich, in dem die Schutzbedürftigen nicht an den Rand gedrängt werden. Gott hat unendlich viele Möglichkeiten, uns die nötige Aufmerksamkeit und Kreativität zu geben, um anstehende Probleme gemeinsam zu lösen und allen eine faire Chance für die Zukunft zu ermöglichen. Wir brauchen tatsächlich die Hilfe Gottes, damit es in den verbalen Auseinandersetzungen der kommenden Wochen nicht zu weiteren Polarisierungen kommt. Und es wird gelingen! Das Miteinander ist größer als das Gegeneinander."
Auch Michael Prüller, Kommunikationschef der Erzdiözese Wien, hat sich in einem Kommentar zu Wort gemeldet: Es stehe der Kirche "nicht zu, über die Motive Norbert Hofers zu spekulieren", schreibt er in seiner wöchentlichen Kolumne in der "Presse am Sonntag"; "Aber wenn er Gott ins Spiel bringt, tut er das auf eigene Gefahr", so Prüller unter Verweis auf das Zweite Gebot: "Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht". "Worte haben Konsequenzen", erinnerte Prüller.
Es spreche vieles dafür, dass Hofer mit der Formel christliche Wähler gewinnen wolle, so Prüller weiter. Dies allein sei jedoch noch kein unredliches Verhalten: "Ist das Gewinnen nicht der Sinn von Wahlplakaten?" Außerdem zweifle er, ob gläubige Menschen tatsächlich wie "Pawlow'sche Reflexwähler" agierten, "nach dem Motto: Wo Gott draufsteht, muss Gott drin sein". Gläubigkeit allein sei noch keine Wahlempfehlung.
"Gott für politische Ambitionen zu funktionalisieren ist zutiefst abzulehnen", erklärte KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer am Montag. "Wer Gott auf eine solche Weise für politische Ziele einer Person oder Partei verzweckt, muss sich die Frage gefallen lassen, wie es in seiner Politik mit der Funktionalisierung von Menschen steht", so die KAÖ-Präsidentin in einer Aussendung. Mit einer solchen Vorgangsweise setze man auch eine vernünftige Trennung von Staat und Religion bzw. Kirche, wie wir sie in Österreich erreicht haben, aufs Spiel. Hier wird Gott zum Zweck der Polarisierung missbraucht", so die KAÖ-Präsidentin. "Die jetzige Vorgangsweise sollte für jede Wählerin und jeden Wähler Anstoß sein, die Motive und Absichten des betreffenden Kandidaten noch mehr als bisher unter zu die Lupe zu nehmen".