Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Das Jubiläumswochenende am 23. und 24. Juni startete am Freitag Abend mit einem Abendlob in der Dreifaltigkeitskirche. Die freudige Anspannung war bereits spürbar. Liturgisch wurde auch der Festreigen am Samstag Morgen mit dem Morgenlob im Grazer Dom begonnen. Diesem stand Bischofsvikar und Dompfarrer Heinrich Schnuderl vor, ein Mitinitiator und geistlicher Begleiter des Jubiläums. „Wir feiern uns nicht selbst, sondern das was uns durch die Jahrhunderte hindurch geschenkt wurde“, so Schnuderl.
Kunstperformance, Glücksrad, Modenschau, HupfKirche, hochkarätige Diskussionsrunden, interkultureller Dialog und multikulturelle Konzerte – das alles und noch viel mehr wurde geboten. 8 Bühnen, 80 Veranstaltungen und 20 Stationen in der Kirchenmeile in der Grazer Herrengasse zeigten die katholische Kirche in der Steiermark in ihrer ganzen Buntheit und Vielfalt. Über 10.000 interessierte Menschen machten sich ein Bild davon, wohin sich die steirische katholische Kirche in den letzten 800 Jahren entwickelt hat und bekamen oft überraschende und ungewöhnliche Einblicke.
Gemäß dem Motto des Diözesanjubiläums „Zukunft säen“ wurde am 23. Juni eine neue Diözesanpartnerschaft mit der brasilianischen Diözese Bom Jesus da Lapa gegründet. Bischof Wilhelm Krautwaschl und Bischof Joâo Santos Cardoso unterzeichneten diese am Grazer Färberplatz. Der Austausch mit dieser Diözese in einer Armutsregion im Nordosten Brasiliens und Begegnungen mit ihren Menschen sollen für beide Seiten eine Bereicherung sein.
Bischof Krautwaschl freute sich über die neue Diözesanpartnerschaft: „Wir, die Diözese Graz-Seckau, sind manchmal wie eine alte Mutter und ich wünsch mir, dass uns unser Urenkel auf die Beine hilft.“
Bischof Dom Joâo Santos Cardoso aus der Partnerdiözese Bom Jesus de Lapa erzählte von seinen Erwartungen an die Diözesanpartnerschaft: „Wir erwarten uns einen regen Austausch. Wir sind offen für Gäste aus Österreich und ich sehe, dass das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit hier viel Bedeutung hat. Davon können wir lernen.“
Auf der Bühne am Bischofplatz stellte Gertraud Peinhopf den Judenburger Verein „eingefädelt“ vor. Es ist eines jener 10 nachhaltigen Sozialprojekten, welches die Diözese im Rahmen des Jubiläums mit einer Gesamtsumme von 750.000,- Euro fördert.
Aber nicht nur die Diözese feierte. Alfons Haider überbrachte Grüße vom Christopher Street Day(CSD). „Dass ich heute hier vor Ihrer Gemeinschaft stehe, hätte ich nie zu denken gewagt. Ein Bischof, der mich einlädt, ist ein Quantensprung für unsere Community“, so Alfons Haider auf der Bühne am Kapistran-Pieller-Platz. Anna Hollwöger, Generalsekretärin des Weg2018, überbrachte eine Grußbotschaft von Bischof Wilhelm am CSD.
„Wir alle wissen, die katholische Kirche und die LesBiSchwulTrans-Community haben sich miteinander oft nicht leicht getan. Aber viele bemühen sich um gegenseitige Offenheit und Wertschätzung, und man ist einander nicht egal“, so Anna Hollwöger aus der Grußbotschaft von Bischof Krautwaschl.
Neben Alfons Haider besuchten auch viele andere prominente GesprächspartnerInnen die acht Bühnen in der Grazer Innenstadt. Am Kapistran-Pieller-Platz sprachen der ehemalige Caritas-Präsident Franz Küberl, Oberst Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark, der Leibnitzer Bürgermeister Helmut Leitenberger und Doro Blancke vom Verein „Gib mir deine Hand“ über „Erfahrung an der Grenze“.
Der ehemalige Caritaspräsident Küberl meinte, dass es anstelle von Grenzen Brücken zwischen Menschen braucht. Grenzen gilt es dort aufzulösen, wo es neue Formen des Helfens braucht, um Menschen eine bessere Zukunft zu ermöglichen ohne die demokratische Ordnung vollkommen auf den Kopf zu stellen. Blancke betonte, dass auch NGOs die Grenzen des Rechtsstaates akzeptieren, aber „bei Rassismus ist eine Grenze zu setzen. Grenzen im Kopf auflösen können wir durchs Anschauen der eigenen Ängste und den Dialog im guten Miteinander.“
Leitenberger kam selbst als Kind eines Flüchtenden auf die Welt, daher gelte es, jenen eine Chance zu geben, sich etwas aufzubauen, die nach Österreich kommen - unter Einhaltung gewisser Spielregeln natürlich. Und Schweiger schloss mit einem Wunsch: „Europa muss bereit sein, seine Macht dahingehend einzusetzen, dass Gründe zur Flucht vor Ort gemildert werden. Grenzen sollen – kontrolliert – erweitert werden und mit hohen Werten ,besetzt‘ werden, die Akzeptanz schaffen.“
Wie viel Macht eine schwache Kirche hat, darüber sprachen im Landhaushof Bischof Krautwaschl und Landtagspräsidentin Bettina Vollath. „Kirche muss lästig sein. Kirche soll sich melden, sie bringt Erfahrungen ein. Es ist eine sehr lohnende Aufgabe für die Kirche, sich einzubringen“, meinte Landtagspräsidentin Bettina Vollath.
Erzbischof Simon Ntamwana sprach auf der Bühne am Färberplatz mit Bischof Hermann Glettler über Armut und Reichtum. Bischof Ntamwana beschrieb, was für ihn persönlich Reichtum bedeutet: „Reichtum ist für mich die Fähigkeit, mit anderen solidarisch zu sein, mit ihnen teilen zu können. Dann werde ich mehr Simon.“ Bischof Glettler ergänzte, er fühle sich reich, wenn er gestalten könne. Sehr vielen Menschen fehle die Möglichkeit ihr Leben zu gestalten.
Über Schicksal Angst & Wunder sprach die Kapitänin der österreichischen Fußballnationalmannschaft Viktoria Schnaderbeck am Hauptplatz: Ein Kreuzbandriss in München warf die Steirerin mit 17 zurück. „Dieser Rückschlag war auch Antrieb für mich – ich konnte im Endeffekt stärker wieder zurückkommen“. Starken Rückhalt gaben ihr dabei auch Familie und Freunde.
Wie viel Schönheit braucht eine Notschlafstelle? Dieser Frage widmete sich - im Rahmen des Architektursommers - die Diskussion mit dem ORF-Moderator Tarek Leitner, Karla Mäder vom Grazer Schauspielhaus und dem Diözesanbischof von Innsbruck, Hermann Glettler, am Südtirolerplatz. Das Verhältnis von Schönheit und Nutzen war dabei ebenso Thema wie der Begriff der Schönheit überhaupt und wer definieren kann, was schön ist.
Profi-Tänzer Willi Gabalier, Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner und Gemeinderätin Elisabeth Potzinger diskutierten am Schlossbergplatz West zur Frage „Welchen Stellenwert hat einheitliche Bildung?“ Auf die Frage, wo er das Selberdenken auf keinen Fall vermissen möchte, antwortete Willi Gabalier: „Ich wollte schon früh Tänzer werden. Nicht alle haben das für einen realistischen Wunsch gehalten. Meine Erfahrung ist: Wenn man eine Vision für das eigene Leben hat, dranbleiben, etwas tun für die Verwirklichung, nicht entmutigen lassen. Dann kann viel möglich werden.“
Zu einer Lesung und einem Promitalk mit der Schriftstellerin Barbara Frischmuth lud die Bühne am Bischofplatz ein. Frischmuth las aus ihrem 2008 erschienenen Roman „Vergiss Ägypten“, der von der Begegnung der Ich-Erzählerin mit einer ägyptischen Freundin handelt.
Warum es gut tut mit dem Herzen zu atmen, darüber sprach der Psychotherapeut und Buchautor Arnold Mettnitzer auf der Bühne am Tummelplatz. Mettnitzer: „Erneuerung entsteht aus der Kraft der Phantasie als Mutter aller Tugenden wie der heilige gerechte Zorn und der Humor.“ Dem 800-jährigen Geburtstagskind Diözese gibt er Folgendes mit: „Den Menschen in seinen Bedürfnissen und in seiner inneren Kreativität wahrnehmen.“
Der offizielle Festakt mit dem Apostolischen Nuntius, Landeshauptmann, Landeshauptmann-Stellvertreter und Bürgermeister Nagl, sowie Vertretern der Ökumene, bei der Bischof Krautwaschl die „Botschaft für die Steiermark“ verliest, findet am Grazer Hauptplatz um 18:00 Uhr statt.