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Toningenieur Felix Holzmüller (im Bild bei der Grazer Präsentation im Rahmen der Woche der Inklusion mit Gebärdendolmetscherin Nicole Pirker, Foto: Neuhold) nahm in Wien den Wheelday-Preis des IUFE entgegen.
Wheelday-Preis 2022 für Projekt "GLOCKENZEICHEN. Visualisierung von Glockengeläut für Gehörlose"!
Das Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) prämierte im Zuge der Initiative "wheelday. Entwicklung bewegt!" auch heuer wieder Aktivitäten und Projekte, welche einen Beitrag zur Inklusion und Barrierefreiheit in Österreich und der Welt leisten.
Das Projekt „Glockenzeichen. Visualisierung von Glockengeläut für Gehörlose“ (Projektträger KIRCHEN KULTUR GRAZ) wurde am 4. November 2022 in Wien mit dem Gewinnerpreis in der Kategorie National ausgezeichnet!
Im Rahmen des von Dr. Gertraud Schaller-Pressler (Kirchen Kultur Graz) initiierten Projektes „GLOCKENZEICHEN. Visualisierung von Glockengeläut für Gehörlose“ entwickelte Toningenieur Dipl.-Ing. Felix Holzmüller am Institut für Elektronische Musik und Akustik (Kunstuniversität Graz) unter Univ.-Prof. Dr. Alois Sontacchi ein Echtzeittool, das den Klang von Kirchenglocken in eine visuelle Darstellung bringen kann. Für diese innovative Leistung erhielt das Projekt von einer Expertenjury des IUFE den Wheelday-Preis 2022 verliehen. Aktuell arbeitet das Projektteam an einem Prototypen für die Stadtpfarrkirche Graz.
https://www.wheelday.at/mitmachen/jugend-wettbewerb-2022
Wheelday - Entwicklung bewegt: Glockenzeichen - Visualisierung von Glockengeläut
Projektteam: Mag. Dr. Gertraud Schaller-Pressler (Kirchen Kultur Graz), Dipl.-Ing. Felix Holzmüller (Entwickler Echtzeittool GLOCKENZEICHEN), Univ.-Prof. Dr. Alois Sontacchi, (Kunstuniversität Graz / Institut für Elektronische Musik und Akustik), Mag. Dr. Astrid Kury (Akademie Graz) in Zusammenarbeit mit Sarah Zach (Gehörlosenverband Steiermark), Architekt DI Gernot Ritter (Hofrichter-Ritter Architekten ZT GmbH) und Stadtpfarrpropst Mag. Christian Leibnitz (Stadtpfarrkirche Graz)
Kontakt: Gertraud Schaller-Pressler, 0676/8742 6851, schaller-pressler@kirchenkulturgraz.at, www.kirchenkulturgraz.at
ZUM PROJEKT
Das Glockengeläut einer Kirche ist, unabhängig von der religiösen Einstellung, ein kulturprägendes Friedenszeichen. Es markiert innerhalb der Geräuschkulisse einer Stadt einen gemeinschaftlichen Tages- und Festtagsrhythmus.
Der Wunsch, das Läuten von Kirchenglocken zu visualisieren, wurde vor zwei Jahren in einem Kunstprojekt von Akademie Graz und Kunsthaus Graz, in dem sich blinde und gehörlose Menschen über Stadtwahrnehmung austauschten, von
Sarah Zach, Leiterin des Steirischen Landesverbands der Gehörlosenvereine im Österreichischen Gehörlosenbund, eingebracht.
Es gäbe sehr wenige Informationen für Gehörlose in der Stadt, insbesondere in der Gebärdensprache, aber auch wenig Textinformation. Das Glockenläuten ist ein prägendes und ortsspezifisches Geräusch in der Stadt, das im Unterschied zu anderen markanten Geräuschquellen kein Lärm ist. Gehörlose nehmen es nur indirekt wahr, und zwar, wenn sich die Aufmerksamkeit der Menschen in der Stadt nach oben hin zum Glockenturm richtet.
Astrid Kury (Akademie Graz) gab diesen Wunsch an Gertraud Schaller-Pressler weiter und begleitete das Projekt inhaltlich mit.
Gertraud Schaller-Pressler (Kirchen Kultur Graz) stellte daraufhin ein interdisziplinäres Projektteam zum Thema GLOCKENZEICHEN zusammen und beauftragte die Kunstuniversität Graz mit der Programmierung einer entsprechenden Technik.
Der junge Toningenieur Felix Holzmüller entwickelte in der Folge anhand der Glocken des Grazer Doms und Mausoleums im Zuge seines Studiums bei Alois Sontacchi an der Kunstuniversität Graz (Institut für Elektronische Musik und Akustik) das Echtzeittool GLOCKENZEICHEN. Es wurde am 5. Juli 2022 im Rahmen der „Woche der Inklusion“ in der Grazer Stadtpfarrkirche präsentiert.
Aktuell arbeitet das Team an einem Prototypen weiter, der das Glockengeläut der Stadtpfarrkirche Graz, die sehr zentral liegt, mithilfe des Echtzeittools bis spätestens Ende 2022 dauerhaft für Gehörlose ins Bild bringen soll.
Zur Entwicklung des Echtzeit-Tools
„Ein integraler Grundgedanke dieser Umsetzung ist es, trotz abstrakter Visualisierung, möglichst direkt mit den physikalischen Eigenschaften des Klanges zu arbeiten.“ (Felix Holzmüller)
Grafik
Für die Darstellung der Klangelemente wurde die Form einer Fensterrose gewählt: „Die grafische Umsetzung setzt auf eine Verbindung musikalischer und christlicher Symbolik. Die einzelnen Glocken sind hier in Form konzentrischer Kreise dargestellt, die jeweils in zwölf Abschnitte unterteilt sind. Dies kann einerseits mit den zwölf Halbtönen der westlichen Musik interpretiert, andererseits aber auch mit christlichen Themen wie den zwölf Aposteln oder den Stämmen Israels in Verbindung gebracht werden.
Die Leuchtkraft der grafischen Elemente wird mit den aktuellen Werten der Aktivierungen sowie der Abklingzeit des Glockenklanges gesteuert. Durch das zeitlich versetzte Einsetzen der Glocken mit jeweils unterschiedlichen Rhythmen ergibt sich ein pulsierendes Bild, das eine Andeutung auf den wahrgenommenen Klang vermittelt. Im Zuge des Projektes wurde ein Analyseprogramm entworfen, mit dem in Echtzeit die Aktivierungen für jede einzelne Glocke berechnet und vom Visualisierungstool weiterverarbeitet werden.“ (Felix Holzmüller)
Feinabstimmung
Im Rahmen eines workshops wurde gemeinsam mit VertreterInnen des Gehörlosenverbandes die Form- und Farbgebung weiterentwickelt. So wurden etwa aus den spitzen – von den Gehörlosen als schmerzhaft empfundenen - Formen, runde. Aus der schwarz-weißen Darstellung entstand eine mehrfarbige, die sich je nach Konsonanz und Dissonanz des Glockenklangs verändert. Auch Parameter wie die Lautstärke der einzelnen Glocken sind deutlich ablesbar.
Diese Feinabstimmung der bildlichen Umsetzung versucht, der sehr ausdifferenzierten und viel stärker auch haptisch orientierten visuellen Wahrnehmung gehörloser Menschen Rechnung zu tragen.
Der intensive Austausch und die gemeinsame Reflexion über Sehen und Hören ist ein ungemein bereichernder Bestandteil des Projekts: Weil er das Team immer wieder neu herausfordert und überrascht sowie unerwartete Einblicke in die jeweils andere Welt gibt.
Um eine dauerhafte Visualisierung des Glockengeläuts für Gehörlose zu ermöglichen, ist für die Stadtpfarrkirche Graz in der Herrengasse ein Prototyp geplant, der als Kunstobjekt in der Innenstadt installiert und zu finden sein soll.
Angedacht ist eine Großprojektion im Kirchenschiff, die ab Jahresende 2022 regelmäßig (etwa zu Mittag) das Glockengeläut wiedergibt. In diese langfristige Verortung in der Stadtpfarrkirche Graz, die Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz als Gastgeber sehr unterstützt, ist Architekt Gernot Ritter besonders mit einbezogen.
Ziel des Projekts ist, gehörlosen wie hörenden Menschen eine Bildfolge zum Glockenklang zu geben, welche an den konkreten Ort und Zeitpunkt des Läutens gebunden ist.
Die Visualisierung des Glockenklangs ist ein im besten Sinne inklusives Kulturprojekt, das für alle Menschen ein Mehr bietet: Gehörlosen Menschen wird eine partizipativ entwickelte, in ästhetische Bildmuster übersetzte Klangvorstellung übermittelt, die dem konkreten Ort und Zeitpunkt des Glockenläutens unmittelbar entspricht. Für hörende Menschen ermöglicht das visuelle Klangbild eine poetische Vertiefung ihres Klangerlebnisses. Für beide eröffnet sich ein Zeitraum der Achtsamkeit und der bewusst vertieften, im besten Sinne „erweiterten“ Wahrnehmung.
Potential
Das neu entwickelte Echtzeittool könnte auch beim Stephansdom in Wien, bei Notre Dame in Paris… d.h. bei Kirchenglocken weltweit zum Einsatz gelangen. Es hat Potential zu einer österreichweiten oder internationalen Umsetzung, auch in Form einer App oder eines mobilen Tools.
GLOCKENZEICHEN soll ein zukunftsweisendes, der Kultur der Offenheit und des Verbundenseins gewidmetes Projekt sein – für alle Menschen in Graz und weit darüber hinaus.
GLOCKENZEICHEN
Visualisierung von Glockengeläut für Gehörlose
Projektteam:
Dipl.-Ing. Felix Holzmüller (Entwickler Echtzeittool GLOCKENZEICHEN), Univ.-Prof. Dr. Alois Sontacchi, (Kunstuniversität Graz / Institut für Elektronische Musik und Akustik), Mag. Dr. Gertraud Schaller-Pressler (Kirchen Kultur Graz) und Mag. Dr. Astrid Kury (Akademie Graz) in Zusammenarbeit mit Sarah Zach (Gehörlosenverband Steiermark), Architekt DI Gernot Ritter (Hofrichter-Ritter Architekten ZT GmbH) und Stadtpfarrpropst Mag. Christian Leibnitz (Stadtpfarrkirche Graz).
Kontakt & Projektleitung:
Dr. Gertraud Schaller-Pressler / Kirchen Kultur Graz, Herrengasse 23, A-8010 Graz
schaller-pressler@kirchenkulturgraz.at Telefon: 0043/676/8742 6851
PROJEKTVORSTELLUNGEN:
VISUALISIERUNG VON GLOCKENGELÄUT mit Bildergalerie
https://www.kath-kirche-graz.at/einrichtung/11/gallery/gallery/9386.html
Publikation: Grazer Leitfaden für inklusive Kultur, Handbuch für inklusive Zugänge im Kulturbereich: Glockenzeichen, S. 56-57.
Inklusive Kultur. Sichtbare Glockenzeichen:
Woche der Inklusion 2022 in Graz
https://www.graz.at/cms/beitrag/10371717/7761923/Woche_der_Inklusion_von_bis_Juli.html
Felix Holzmüller. Vorgestellt.
GLOCKENZEICHEN. Visualisierung von Glockengeläut für Gehörlose
Einblicke in die Projektentwicklung
https://www.akademie-graz.at/cms/cms.php?pageName=2&terminId=592
GLOCKENZEICHEN
Fotos: Gerd Neuhold