Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Heute brennt bereits die 3. Kerze auf dem Adventkranz. Wenn bei Ihnen noch nicht – dann zünden Sie sie jetzt an. Ich möchte nämlich heute und an den folgenden 3 Abenden eine vorweihnachtliche Geschichte von einem beliebten Pfarrer (Rainer M. Schiessler) erzählen, die sich genau so zugetragen hat. Und ich fand mich darin so richtig wieder.
Normalerweise sind es ja Kinder, die sich in den Tagen vor Weihnachten durch ihre Ungeduld auszeichnen. Es geht ja auch um viel. Die ganze Umgebung ist dabei sich zu verändern. Auf den Straßen und in den Geschäften leuchtet überall die Weihnachtsdekoration und festliche Musik hinterlegt alle Räume. Zu Hause wird alles geschmückt.
Das Fernsehprogramm wird immer weihnachtlicher. Weihnachtsshows, -filme und -spendenaktionen laufen schon seit Adventbeginn oder gar schon früher in Dauerschleife. Überhaupt wird die Atmosphäre einfach immer weihnachtlicher. Die Menschen werden nachsichtiger, liebevoller, man grüßt und verabschiedet sich mit einem „Frohe Weihnachten“, steckt sich kleine Aufmerksamkeiten zu, die Müllmänner und der Postbote bekommen ein extra Trinkgeld und alles wirkt ruhiger, aufgeräumter, vollendet halt.
Und dann drängt sich mir manchmal der Gedanke auf, dass für viele Leute Weihnachten an Weihnachten aufhört, anstatt dass es überhaupt erst anfängt. Die Christkindlmärkte schließen am Heiligen Abend mittags und das war´s dann. Danach fahren die Menschen entweder in den Skiurlaub bei ausreichender Schneelage oder gehen in die Stadt, Geschenke umtauschen. Weihnachten ist gelaufen.
Gestern habe ich mit einer 4 teiligen Fortsetzungsgeschichte begonnen, bei der es darum geht, dass wir Menschen Weihnachten gar nicht mehr erwarten können. Und ist es dann da, können wir nichts damit anfangen.
Da soll es einen also nicht wundern, wenn Kinder das Gefühl haben, Weihnachten beginnt gar nicht am Heiligen Abend, sondern schon viel früher.
Nehmen wir an, Sie feiern Ihren Geburtstag, so vermeiden Sie es tunlichst, schon vor dem großen Tag gratuliert zu werden. Nicht so an Weihnachten, obwohl es da auch um einen Geburtstag, ein ganz besonderen Geburtstag, geht. Da beginnt die Party schon Wochen davor und endet prompt und unmittelbar am Festtag.
Dabei ist Weihnachten ein orientalisches Fest und dort, im Orient, wurden und werden Feste und Hochzeiten immer mindestens eine Woche lang gefeiert – und zwar nach hinten. Aus diesem orientalischen Empfinden heraus ist unsere kirchliche Weihnachtsoktav entstanden, wenn wir das Fest ganze acht Tage lang feiern, oder noch länger, vom 1.Weihnachtsfeiertag bis mindestens zum Neujahrstag am 1. Jänner.
Nun aber feiern wir Weihnachten schon seit einiger Zeit, in diversen Weihnachtskonzerten und Weihnachtsfeiern, in mir bekannten Veranstaltungen ist sogar das Christkind schon gekommen. Wie sollen sich da Kinder überhaupt noch auskennen?
Doch was tun, wenn es nicht mehr nur um unsere Kinder geht, wenn es erwachsene Personen, gar Senioren sind, deren Ungeduld nicht zu übersehen ist. So geschehen am Tag vor Heilig Abend vor einigen Jahren. Ich war in der Kirche mit letzten Handgriffen beschäftigt in der Vorbereitung auf den folgenden Tag.
Wie es weitergeht, erzähle ich Ihnen morgen Abend im 3.Teil meiner Fortsetzungsgeschichte…
Im 3. Teil meiner Fortsetzungsgeschichte, die von einem Pfarrer handelt, der gerade die Weihnachtskrippe in der Kirche herrichtet und ein wenig mit der Ungeduld mancher Menschen hadert.
Der für Weihnachten wichtigste und zentrale Platz, der Stall, der bedurfte jetzt der genauen Vorbereitung. Bislang war er nur leer, unbeleuchtet und ein Esel kauerte darin. Jetzt aber biegen schon Maria und Josef um die Ecke und alles muss gerichtet sein: Die Krippe mit dem frischen Stroh, das Heu in der Ecke für Ochs und Esel, ein paar Tücher für die Windeln und natürlich der Lichtspot von oben direkt auf die Krippe, der dann in der Christnacht zusammen mit dem Christbaum eingeschaltet wird, während der jüngste Ministrant feierlich das Kind in die Krippe hineinlegt. Das muss alles richtig und auf den Punkt funktionieren und wollte daher sorgsam vorbereitet sein.
Während ich da also so still und leise für mich in der Krippe kniete und alle notwendigen Arbeiten verrichtete, stand plötzlich eine Gruppe von Seniorinnen hinter mir an der Kommunionbank. Wir grüßten uns freundlich und plötzlich fragte eine Dame etwas entrüstet: „Ja, wo ist denn das Kind? Da fehlt doch das Wichtigste, oder?“
Ohne lange zu überlegen, wie ich die nette ältere Dame nun geduldig aufklären konnte, oder ob das Sinn macht, sich diese Mühe zu nehmen, oder ob ich überhaupt darauf eingehen sollte, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen:
„Ich habe noch nie etwas in der Bibel gelesen, dass das damals eine Frühgeburt gewesen war, mit dem Jesus meine ich!“
Darüber, wie diese Antwort von den anwesenden Seniorinnen aufgenommen wurde, hören Sie morgen im 4. und letzten Teil meiner Weihnachtsgeschichte.
Gestern Abend, im vorletzten Teil meiner Geschichte, antwortete der Pfarrer spontan auf die Frage einer Gruppe von Seniorinnen, wo doch einen Tag vor dem Heiligen Abend in der Krippe das Kind sei: Er wüsste nicht, dass „Jesus eine Frühgeburt“ war.
Es entstand eine längere Pause, eine Stille, die nicht so ganz definierbar war. Im Moment wusste ich selber nicht, ob das jetzt zu forsch, zu direkt oder gar zu frech gewesen war, wie ich da antwortete. Vielleicht hatte ich die Damen mit so einem Spruch auch nur überfordert? Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, was da kommen würde.
Innerlich stellte ich mich bereits auf längere Diskussionen und Auseinandersetzungen ein im Sinne von: „Sie sind schon der Herr Pfarrer, oder? Also, Sie haben einen Ton drauf! Sind Sie immer so mürrisch?“
Endlich unterbrachen die Damen diese lähmende Stille und brachen fast wie auf Befehl in ein gemeinsames Lachen aus. Sie hatten wohl mit jeder Antwort gerechnet, nur nicht mit dieser: „Es war doch keine Frühgeburt!“
An diesem Weihnachtsfest war es aber vor allem dieses herzhafte Lachen dieser älteren Damen auf meine Antwort hin, das mich so berührte. Wie oft meinen wir, dass der Stall und die Krippe nur ein ernster, stiller Raum wären, wo man sich ja nicht rühren und bewegen darf. Im Gegenteil: Hier ist die Freude zu Hause, denn der Erlöser ist uns geboren.
Wenn das befreite Lachen und die Freude einen Ursprung hat, dann wohl in dieser ersten Heiligen Nacht, damals in Bethlehem.
Genau zur rechten Zeit……
Fröhliche und Friedvolle Weihnachten!
… wünscht Ihnen Ihr Theologe Walter Drexler