Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Vom Loslassen des Sommers
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in meinem näheren Umfeld die einzige Person bin, die nicht nur den Sommer, sondern auch die mit ihm kommende Hitze liebt.
Es kann mir eigentlich gar nicht warm genug sein – klar, am liebsten sind mir die warmen Temperaturen natürlich auch, wenn sich in unmittelbarer Nähe kühlendes Nass oder ergiebiger Schatten – am besten sogar Baumschatten – befinden und ich nicht gerade schwitzend im Büro sitzen muss.
Und dennoch habe ich das Gefühl, dass ich den ganzen Sommer hinweg die Hitze verteidigen muss sobald jemand neben mir sagt „mei, jetzt wird’s dann hoffentlich eh bald wieder kühler..“.
Am schlimmsten schmerzt der Satz – der jährlich ca. Ende August zu hören ist – „jetzt merkt ma, dass der Herbst kommt“.
In meinem Kopf ist das Ende des Sommers der Beginn der kalten, grauen, nassen Zeit, die natürlich auch noch durchgehend bis mindestens Mitte Mai nächsten Jahres dauern wird. Das Loslassen fällt mir jedes Jahr aufs Neue unfassbar schwer.
Dass der Übergang vom Sommer in den Herbst und in den darauffolgenden Winter jedoch so viel mehr zu bieten hat, blende ich immer aus und merke dann oft erst im Frühjahr, wie schön diese Zeit doch sein kann. Also ich lass‘ jetzt einfach Mal los – und Sie?
Ein Kasten für alle
Mit dem Ende des Sommers kommen unweigerlich andere Temperaturen auf uns zu und mit ihnen auch die klassische Frage „was soll ich bloß anziehen?“.
Morgens ist es oft frisch, tagsüber wird’s dann doch wieder sommerlich warm und spätestens mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages wird einem in Erinnerung gerufen, dass es schon fast Ende September und doch nicht mehr Anfang August ist.
Ich bin mir sicher wir alle haben genug Kleidung zu Hause in unseren Kästen – und natürlich würde ich lügen, wenn ich sage, dass ich mir nicht auch manchmal gern einen neuen Pullover kaufe, weil mir vorkommt ihn dringend zu brauchen und der vom letzten Jahr schon viel zu alt ist.
Trotzdem sollten wir darüber hinaus jedoch nicht vergessen, dass sich viele Menschen in unserer Gesellschaft die Frage „was soll ich bloß anziehen?“ nicht nur aus Bequemlichkeitsgründen stellen, sondern tatsächlich nicht wissen, wie sie kleidungstechnisch durch die kalten Monate kommen sollen. Sind Kinder im Spiel wird die Herausforderung noch größer, nicht nur dass Kleidergrößen gefühlt monatlich übersprungen werden, kommt auch noch der gesellschaftliche Druck dazu. Einmal den vermeintlich uncoolen Mantel getragen und schon steht man im sozialen Aus.
Vielleicht denken Sie beim nächsten Mal Kasten räumen doch auch genau an jene Personen, sehen den Pullover vom letzten Jahr mit weniger kritischen Augen, behalten ihn oder spenden ihn an eine der vielen Einrichtungen, in denen er die Chance bekommt weiterhin mit Stolz getragen zu werden und jemandem eine Freude zu bereiten.
Wechselbad der Gefühle
Wir Menschen brauchen Abwechslung. Schauen wir uns immer dieselbe Serie im Fernsehen an, möchten wir Mal wieder einen guten Film im Kino sehen. Essen wir oft Nudelgerichte, kommt irgendwann die Lust auf einen knackigen Salat und scheint dauerhaft die Sonne, regt sich irgendwo im Bewusstsein das Verlangen nach kühlenden Regentropfen. Gleiches gilt für Mode – manchmal denke ich im Sommer an meinen Lieblings-Winterpulli und umgekehrt im Winter an meine liebste Übergangsjacke für den Frühling.
Alle die mich kennen wissen, dass ich kein großer Fan von kalt-grauem Nasswetter bin und das Ende des Sommers primär melancholische Gefühle in mir auslöst und doch kann selbst ich allen 4 Jahreszeiten Positives abgewinnen und bin froh, dass wir sie in unseren Breitengraden überhaupt erleben können.
Wer weiß in welche Extreme uns der Klimawandel noch führen wird. Deshalb versuche ich doch immer alle Jahreszeiten so gut es geht zu genießen – die eiskalten Wintertage an denen der Schnee in der Sonne glitzert sind selten aber dennoch da. Die frischen Frühlingstage an denen bereits die ersten Knospen und vielleicht sogar schon Blüten den Traum von wärmeren Tagen unterstreichen. Die Sommertage an denen die Sonne auf der Haut brennt, die lauen Abende jedoch der Abkühlung dienen und schlussendlich auch die klaren, reingewaschenen Herbsttage an denen sich die Natur in ihrem buntesten Kleid zeigt.
Ich glaube sogar, dass ein wenig Melancholie im Herbst dazugehört – schließlich geht ein Jahr spürbar zu Ende, die Blätter fallen von den Bäumen und der Sommerurlaub ist nur noch eine weit entfernte Erinnerung ABER und ja, dieses ABER betone ich extra stark, muss manchmal auf den Reset Knopf gedrückt werden, damit später einmal wieder alles neu und frisch beginnen kann.
Liebe auf den zweiten Blick
Für mich als waschechte Südsteirerin waren verfärbte Weingärten, gebratene Kastanien und – sobald ich alt genug war – ein Glas Sturm immer normal.
Die Faszination die der Herbst in der Südsteiermark jedes Jahr aufs Neue bei so vielen Menschen auslöst war für mich tatsächlich lange Zeit überhaupt nicht nachvollziehbar.
Schwierig war die Vorstellung für mich, an einem Herbst-Sonntag in Richtung Weinstraße zu fahren, wo jeder Buschenschank aus allen Nähten platzte, die engen Straßen gefühlt nur verstopft waren und ich mir nichts sehnlicher wünschte als irgendwo anders zu sein. Irgendwo wo dem Herbst nicht so viel aufmerksam beigemessen wird.
Natürlich – die Blätter verfärben sich überall bevor sie zu Boden fallen, das Essen ist auch sicher woanders super und die Menschen sind – in den meisten Fällen – auch an anderen Orten freundlich und herzlich. Im Winter könnte ich auch ins 40 Minuten entfernte Skigebiet fahren, trotzdem nehme ich eine mehrstündige Reise auf mich, um in Südtirol meine Schwünge zu ziehen.
Und warum? Weils anders ist als zu Hause. Genau das ist der Punkt – manchmal muss man anderes sehen, um das was man kennt mit neuen Augen zu betrachten. Fortfahren und daheim sein sollte sich die Waage halten. Manchmal sieht man die Schönheit der eigenen Heimat erst auf den zweiten Blick – und verliebt sich dann erst so richtig.
Hanna Prumofsky, Katholische Kirche