Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Neue Stifte, ein lustiger Radiergummi, bunte Heftumschläge … könnt ihr euch noch erinnern, wie es sich angefühlt hat als Kind rund um den Schulbeginn einkaufen zu gehen? Ich fand das irgendwie immer sehr spannend. Mit den neuen Dingen war untrennbar die Aufregung zum Schulstart verbunden. Je nach Schulstufe gab es mal mehr, mal weniger Veränderung und im besten Fall konnte man sich auf das Wiedersehen mit vielen Freunden und Freundinnen freuen.
Inzwischen habe ich selbst zwei Schulkinder zuhause und der September ist immer noch aufregend, aber zwischendurch auch ganz schön hektisch. Die diversen Materiallisten sind umfangreich und persönliche Wünsche sollten natürlich berücksichtigt werden. Formulare oder Anmeldungen müssen ausgefüllt und abgegeben werden und die Elternabende warten auch. Ganz schön viel los also – für Kinder und Eltern.
Was mir aus der kindlichen Schulanfangszeit auf jeden Fall geblieben ist, ist dieses Gefühl des Neubeginns. Ich starte schon länger nicht mehr in ein neues Schuljahr oder ein neues Uni-Semester – aber die herbstliche Energie ist trotzdem etwas Besonderes. Aufbrechen, durchstarten, etwas Neues wagen … all das liegt in der Luft. Spürt ihr es?
Auch wenn die sommerlichen Temperaturen im September oft noch lange anhalten und wir das Leben draußen genießen: langsam wird es kühler, die Sonnenstunden werden weniger, das Laub verfärbt sich … es wird eben einfach Herbst.
In Neuseeland, dem sprichwörtlichen anderen Ende der Welt, ist es ja umgekehrt. Da beginnt im September der Frühling, alles blüht und die Natur erwacht zum Leben. Bei meiner Reise in dieses – übrigens absolut großartige – Land wusste ich das zwar vorab, trotzdem hat mich diese Gegensätzlichkeit vor Ort unglaublich fasziniert. Ich kannte die rationale Erklärung für die veränderten Jahreszeiten und natürlich war mir schon lange klar, dass Wetter, Temperaturen und Jahreszeiten regional extrem unterschiedlich sind. Und trotzdem. Emotional konnte ich es eine Zeit lang einfach nicht fassen, einen September ohne bunte Blätter zu erleben.
Was mir dieses Erlebnis auf jeden Fall gezeigt hat: Reisen kann Perspektiven und Wahrnehmungen verändern. Ob auf kultureller, kulinarischer oder – wie in meinem Fall – jahreszeitlicher Ebene … es erweitert unseren Horizont auf eine ganz besondere Art und Weise.
Der Herbst ist, im Bezug auf Schule, Studium und oft auch Beruf, voll mit Neuanfängen. Bei den meisten von uns füllen sich die Terminkalender, die kommenden Monate werden geplant und es herrscht allgemeine Betriebsamkeit.
Die Natur geht zur gleichen Zeit den anderen Weg und macht sich bereit für das große Ausruhen und Pausieren. Nach der letzten Ernte oder Blüte ziehen sich die Pflanzen zurück und sammeln Kraft für den nächsten Frühling. Und ich muss ehrlich sagen – spätestens im November, wenn der Tag kurz und das Wetter ungemütlich ist, sehne ich mich manchmal nach einem Winterschlaf wie die Igel und Bären. Aber während die Natur pausiert, gibt es bei uns Menschen scheinbar kein „langsamer werden“ oder ausruhen. Man könnte jetzt natürlich sagen: für die Pause ist doch der Sommer da. Stimmt. Aber wenn ich mir das umfangreiche Ausflugs- und Urlaubsprogramm mancher Menschen so anschaue … ist da wirklich auch Zeit für eine Pause?
Es liegt wohl mal wieder einfach an uns selbst. Wir müssen uns ab und zu Zeit nehmen zum Durchatmen und Kraft tanken. Und zwar nicht nur im Herbst, sondern das ganze Jahr über.
Lebkuchen im Supermarkt, Halloweendeko im Möbelgeschäft – und das zum Teil schon seit ein paar Wochen. Manche von uns verdrehen noch genervt die Augen, aber die meisten haben sich irgendwie daran gewöhnt, dass die Einkaufsregale der Zeit sozusagen immer ziemlich weit voraus sind. Ich persönlich spüre das im Herbst immer besonders intensiv. Es fühlt sich an wie eine seltsame „Zwischen-Zeit“. Einerseits hänge ich gedanklich noch dem Sommer mit seinen langen Tagen nach. Schwelge in Urlaubserinnerungen und freue mich über alles Blühende in meinem Garten. (Die um diese Zeit oft noch eher sommerlichen Temperaturen verstärken diesen Effekt.) Andererseits schweifen meine Gedanken auch schon regelmäßig in Richtung Advent und Weihnachten – beim Anblick von Spekulatius und Adventkalenderwerbung. Was dabei irgendwie zu kurz kommt, ist der Herbst selbst.
Und wenn ich länger darüber nachdenke – es geht mir nicht nur im Herbst so. Wie oft sind meine Tage ausgefüllt mit Planungen und Erledigungen für Dinge in der Zukunft. Dann wieder scrolle ich wehmütig durch die Kleinkinderfotos auf meinem Handy. Den Moment genießen, im Jetzt leben – manchmal ganz schön schwierig.
Aber vielleicht kann mir der Herbst ja dabei helfen. Diese Jahreszeit ist schließlich perfekt für lange Spaziergänge im Wald, ohne Ablenkung. Ganz im Hier und Jetzt. Ich werd’s probieren.
Julia Rust, Katholische Kirche