Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Nun ist er da – der Sommer.
Heiße Tage, laue Abende, der Geruch von frisch gemähtem Gras, kühlende Drinks und die Vorfreude auf den Urlaub. So oder so ähnlich sieht die Idealvorstellung von Vielen aus, wenn sie an den Sommer denken.
In Wahrheit ist Sommer und Urlaub jedoch so facettenreich wie auch die momentane Wetterlage – ob mit dem Flugzeug ans Meer, zu Fuß auf den Balkon, mit dem Rad auf den Berg oder dem Auto in die nächste Hauptstadt, Urlaub hat viele Gesichter und ist für viele ein unerreichbares Privileg.
Dass gerade die Urlaubszeit für viele die einsamste Zeit ist und vielen den Spiegel vorhält und zeigt was sie alles nicht haben, gerät oft in Vergessenheit.
Also üben wir uns in Demut und denken auch genau daran, wenn wir den nächsten Sprung ins kühle Nass wagen, den Sonnenaufgang am Berg beobachten, oder die Zehen in den weißen Sand stecken.
Eine Heimat in der Ferne.
Ganz genau kann ich mich noch erinnern, wie groß die Aufregung um 3 Uhr Früh bereits war, als wir – meine Eltern, mein Bruder und ich – uns ins Auto setzten und die Fahrt in Richtung Caorle starteten.
Allein die Tatsache um solch eine Uhrzeit wach zu sein, war mindestens genauso aufregend wie das alljährliche Frühstück direkt am eisblauen Wasser im Kanaltal. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit kamen wir dann endlich an.
Das Personal im Hotel wurde wie jedes Jahr mit einem freundlichen „Buongiorno“ unsererseits begrüßt, das Zimmer mit Badezimmer im „Klo-Dusche-Waschbecken-all-in-one-Style“ bezogen, schnell die Straßenkleidung gegen Badesachen getauscht und schon waren wir am Weg an den Strand.
Neben allabendlichen Spielhölle-Besuchen, Joghurteis-Eskapaden und stundenlangem Wellen-Hupfen untermalt vom legendären „Coco-Bello-Singsang“, stand vor allem die gemeinsame Zeit als Familie im Vordergrund.
25 Jahre später.
Wir sind wieder da. Mittlerweile mit 2-3 Personen mehr im Gepäck und der mindestens genauso großen Freude darüber, mehrmals im Jahr heimzukommen. Heim, nach Caorle – unserem Sehnsuchtsort im Süden.
Erinnerungen fürs Leben.
Können Sie sich noch an die Sommer Ihrer Kindheit erinnern?
Bei mir sahen die meist so aus: neben einem gemeinsamen Familienurlaub in Caorle, gabs noch einen Ausflug auf die Alm in der Obersteiermark und immer wieder Besuche im Garten meiner Oma.
Doch damit waren die 9 Wochen Schulferien noch lange nicht gefüllt.
Deshalb musste das örtliche Schwimmbad, mitsamt meiner gleichaltrigen Nachbarin herhalten. Stundenlang schwammen wir wie kleine Nixen durchs mittlerweile eh schon viel zu warme und viel zu stark gechlorte Wasser. Abends waren die Augen entweder knallrot, oder von einem Abdruck der Schwimmbrille versehen, weil wir sie den ganzen Tag nur zu Mittag beim Essen einer Portion Pommes mit Ketchup und Mayonnaise abnahmen.
Gab es Mal schlechtes Wetter oder gar ein Gewitter, haben wir die Rollos in einem unserer Kinderzimmer runtergelassen und uns die Zeit bis zum nächsten Sonnenschein mit verschiedensten Spielen vertrieben.
Erst zu Ferienbeginn habe ich neulich mit besagter Nachbarin telefoniert – wir sind mittlerweile beide 31 Jahre alt und waren uns einig, dass wir wirklich gerne Mal wieder solch einen Sommer in unserem Heimatort erleben möchten. Mit Pommes und Sommergewittern, mit Chloraugen und Bauchschmerzen vor Lachen. Und auch die ferienübliche Langeweile würden wir in Kauf nehmen – für einen Sommer wie damals.
Sehnsuchtsorte.
Sie kennen es bestimmt – das ganze Jahr über träumt man vom Urlaub im Sommer, kann es kaum erwarten endlich wieder dort zu sein. Dort wo scheinbar alles in Ordnung ist. Dort wo die Uhren ein klein wenig langsamer ticken, der Schlaf tiefer und die Gespräche gehaltvoller sind.
Genau dort, an diesen Sehnsuchtsort träumt man sich hin, wenn der Winter wieder extra dunkel, kalt und nass ist, die Arbeitswoche genau anders als geplant verläuft und selbst kleine Alltagsprobleme einem den letzten Nerv rauben. Dann schaltet man das Kopfkino ein, steckt die Füße – wie musikalisch schon oft erwähnt – in den weißen Sand und ist dann genau dort.
Doch wieso schaffen wir uns diese Sehnsuchtsorte nicht auch einfach in unserem Alltag?
Auf der Couch im Wohnzimmer, in der Kaffeeküche im Büro oder gar im Stau auf dem Weg zur Arbeit?
Weil Sehnsuchtsorte so nicht funktionieren. Haben wir Regen, möchten wir Sonnenschein, sehen wir Berge vor der Haustür hätten wir gerne das Meer vor der Nase und ist es im März viel zu kalt können wir die Hitzetage im Sommer kaum erwarten.
Wissen Sie was? Ich versuche ab sofort Sehnsuchtsorte in meinen Alltag einzubauen – wie diese aussehen und ob das die Lösung für einen viel zu langen Winter sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, aber einen Versuch ist es wert. Und zur Not, kann ich meine Füße noch immer in den weißen Sand stecken – wenn auch meistens nur in meinem Kopf.
Hanna Prumofsky, Katholische Kirche