Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Frisch gemähter Rasen oder angetrocknetes Heu. Lauwarme Beeren direkt vom Strauch oder heiße Liebe mit Vanille-Eis. Sonnencreme und Freibadpommes. Und wie riecht der Sommer für dich?
Kindheitserinnerungen an laue Sommerabende und Draußen-Spielen bis es dunkel wird, auf Sommerlager fahren, mit den Eltern Urlaub machen oder zu Oma und Opa und den besten Kirschkuchen essen. Optional auch mit Marillen oder Schwarzbeeren. Natürlich: Frisch aus dem Ofen! Kannst du es riechen?
Unsere Nase – naja wohl eher unser Gehirn – speichert Gerüche und Gefühle zusammen ab. Ein bestimmter Duft kann etwas in uns wachrufen. Eine Erinnerung. Eine Emotion. Eine Situation. Milchreis mit Kakaopulver? Oder der Geruch von Chlorwasser? Oder Frittiertem? Ein bestimmtes Parfum oder ein Gewürz… und ich bin für einen Moment wieder dort. In diesem einen Sommer.
Wie riecht dein Sommer?
Morgens gleich mit kurzer Hose und T-Shirt rausgehen und den ganzen Tag so bleiben, schmutzige Füße, verschwitzt, aber glücklich. Und frei.
Kein Wecker, keine Hausübung, keine todo-Listen, keine Termine … Ferien, Urlaub, Freiheit…
Dieses eine Spiel, dieser eine Ort oder dieses eine Lied im Radio – diese italienische Schnulze – du weißt welches ich meine! Zack Sommergefühl!
Sommer… eine andere Zeitrechnung. Die Tage sind länger, die Temperaturen machen uns träge, nichts kann jetzt so eilig sein, dass es nicht langsamer gehen darf… wir sind nachsichtiger mit uns und unserer Umwelt.
Tagsüber ist es draußen ruhiger. Alles verkriecht sich. Siesta halten ist angesagt. Wenn die Nächte so warm sind, ist schlafen eh nicht drin – also raus, das kühlere Abendlüftchen genießen, essen, trinken, atmen. Mein Sommergefühl.
Wie fühlt sich dein Sommer an?
Schnell eile ich über den Parkplatz. Es ist sengend heiß. Gleich bin ich im kühlen Geschäft denke ich. Da sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
Im Kofferraum eines parkenden Autos ist ein Hund. Ich blicke mich um. Kein Mensch auf dem Parkplatz außer mir. Es ist Nachmittag. Die Sonne steht hoch. Ich nähere mich dem Auto. Der Hund bellt nicht. Er winselt nur.
Die Fenster des Autos sind zu. Niemand in der Nähe. Mein Kopf sagt: Der Kerl überhitzt da drin. Schon mal in ein in der Sonne parkendes Auto gestiegen? Da macht niemand freiwillig die Tür zu bevor nicht die Fenster offen sind.
Ich traue mich nicht an die Türgriffe… ich hab da so eine Alarmanlagen-Fantasie… erster Gedanke: Polizei? Feuerwehr? Das Kennzeichen im Geschäft ausrufen lassen?
Da kommt jemand über den Parkplatz gelaufen und öffnet das Auto hektisch. Vergessen. Rechtzeitig… nicht immer geht es so aus.
Alles ist besser, als weitergehen und nichts tun.
Denn der Sommer kann tödlich sein.
Der Asphalt glüht. Weit und breit kein Baum. Das Lüftchen das geht ist so warm, dass mir der Mund trocken wird. Ich greife nach meiner Wasserflasche. Nur mein ein kleiner Schluck.
Da geht ein Mann. Nein er schleppt sich und sein ganzes Hab und Gut in Taschen. An einem alten Fahrrad hält er sich aufrecht. Er hat viel zu viel Kleidung an. Als trüge er alles, was er besitzt, übereinander.
Man kann ihn riechen. Lieber würde ich, so wie alle anderen, einen weiten Bogen um ihn machen. Seine Haare sind verklebt, vom Schweiß. Seine Hände voller Schwielen.
Obdachlosigkeit und Sommerfeeling… nicht wirklich kompatibel. Hilfseinrichtungen bieten „kühle Orte“ für Menschen in Not. Ich nehme mir vor ihn nicht stehen zu lassen. Vielleicht kann ich ihm eine Flasche Wasser kaufen. Oder ihn zu einer Einrichtung begleiten. Vielleicht lässt er sich helfen. Vielleicht bin ich mutig genug. Ich hoffe es.
Denn was für mich Sommergefühl ist, könnte sein Todesurteil sein.
Katharina Grager, Katholische Kirche