Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Mit dem heutigen Palmsonntag und der darauffolgenden Karwoche erreicht die Passionszeit ihren Höhepunkt. Damit bezeichnet man den Leidensweg Jesu.
Kaum ein Ereignis hat uns Menschen so beschäftigt wie die Passionsgeschichte.
Kaum einem Thema wurde in Spiritualität, Literatur und Kunst mehr Platz eingeräumt wie diesem. Kein Wunder, steckt doch die gesamte Menschheitsgeschichte und die des menschlichen Lebens in diesem Geschehen: geboren werden, erwachsen werden, Dinge bewegen und verändern, Gutes tun, nicht verstanden werden, mit seinem Schicksal hadern, angefeindet und verraten zu werden, angeklagt und gequält zu werden, verurteilt und umgebracht zu werden, und schließlich wieder aufzusteh’n und den Glauben zu haben, dass es doch weitergeht…
Palmsonntag? Karwoche? Was bedeuten sie uns heute noch? Bedeuten sie uns überhaupt noch was?
Ich habe nämlich Plakate gesehen, in denen in der Karwoche von Mittwoch bis einschließlich Karfreitag ein Extra-Tanzkurs angeboten wird, ein Schlagerkonzert eigens am Karsamstag, in der Osternacht, sein muss. Oder in den Medien der Karsamstag fälschlicherweise nur mehr als Ostersamstag bezeichnet wird, dabei ist dieser der Samstag nach Ostern, oder für viele ist Ostern gleichzusetzen mit Osterreiseverkehr….
Verlieren wir bitte ja nicht den Blick auf das wahre Ostern, denn das hat mit dem innersten Geheimnis unseres eigenen Lebens und Glaubens zu tun…
Dies ist die Geschichte von dem Lehrer, der in seinem Klassenzimmer einen Fisch aus dem Aquarium holte, ihn vor der Klasse auf den Tisch legte und dann den Raum mit der Botschaft verließ, dass sich keiner von seinem Platz bewegen dürfe. Wer sich dem widersetze, würde direkt von der Schule verwiesen werden. Keines der Kinder rührte sich und alle sahen zu, wie der Fisch vor sich hin zappelte. Keiner traute sich aufzustehen, um ja nicht in Schwierigkeiten zu geraten.
Doch schließlich sprang ein Mädchen von seinem Platz auf, rannte zu dem Fisch und ließ ihn zurück in sein Becken. Schließlich war sie die Einzige, die sich weigerte, den Fisch sterben zu sehen. Als der Lehrer zurückkam, erklärte er der Klasse, dass dies eine Lektion gewesen sei. Dass die Angst, Ärger zu bekommen, einen nie davon abhalten sollte, das Richtige zu tun. Dass man sich manchmal der Autorität und dem Gruppendenken widersetzen muss, einfach weil es das Richtige ist. (Autor unbekannt).
Für mich ist auch Gott so ein Lehrer. Seine Lektionen kennen wir nur allzu gut! Nachzulesen in der Bibel oder bereits selbst erlebt. Gott will einfach, dass auch wir uns für das Gute, für das Richtige, entscheiden. Ich sage nur: 10 Gebote.
Und Er will, dass wir leben, wie dieses Mädchen, das den Fisch nicht sterben lassen wollte.
Eigentlich eine sehr passende Geschichte für die Karwoche, nicht wahr?
Wir nähern uns in Riesenschritten dem Osterfest, dem Fest der Auferstehung, dem wohl größten Fest der Christenheit.
Gott steht auf zum Leben.
Gott steht auf für das Leben.
Sind wir Ihm da nicht ein bisschen ähnlich?
Wir stehen auf am Morgen. Wir stehen auf zur morgendlichen Fitnessübung. Wir stehen auf vom Tisch. Wir stehen auf zur Arbeit. Wir stehen auf zur Begrüßung. Wir stehen auf in der Kirche. Wir stehen auf um heimzugehen. Wer aufsteht, schläft nicht. Wer aufsteht, ist in bereiter Haltung. Wer aufsteht, kann meistens auch gehen. Wie aber steht’s nun um Ostern 2024? Auch da geht es in besonderer Weise ums Aufstehen.
Aufstehen aus der Kälte, aus der Beziehungslosigkeit, aus dem Unfrieden, aus dem Hass, aus Sorgen und Ängsten, aus der Einsamkeit.
Aufstehen und weitergehen. Christus zeigt es uns im sich nahendem Ostergeheimnis vor. Oder der Mann mit seiner unheilbaren Krankheit im Krankenhaus. Die Kinder mit ihren traurigen Augen im Krieg. Ja, sogar der Kirschbaum mit seinen Knospen vor meinem Fenster… Sie alle wollen nur das eine: aufsteh‘n, aufersteh‘n, leben!!!
Dienen und sich bedienen lassen – das macht einen entscheidenden Unterschied. Und es ist nicht, was man vielleicht auf den ersten Blick glaubt.
„Sich bedienen zu lassen, schränkt unsere eigenen Lebenskräfte ein.“ Von dieser Seite hab ich das noch gar nicht bedacht. Diese Aussage ist von einem weisen Gelehrten.
Ausnahmen gibt es natürlich: Menschen, die aufgrund einer körperlichen Einschränkung darauf angewiesen sind, sich bedienen zu lassen.
Für andere da zu sein, stiftet Sinn in unserem Leben. Wer sich bedienen lässt, schwächt sich und seinen Körper. Es ist das dringend nötige Geben und Nehmen, das die Welt braucht. Darum ist es sicher nicht gut, sich auf die Couch zu legen und zu sagen: „bring mir ein Bier und meine Hausschuhe“, oder so. Viel besser ist es zu sagen: „Schatz, wo und wie kann ich dir helfen?“ Denn wer dem anderen dient, dient auch sich selber für seine eigene Gesundheit und Lebensfreude. Das ist auch der tiefere Sinn des morgigen Gründonnerstags, an dem Jesus sich niederbeugt, sich klein macht und den Aposteln und seinen Freunden die Füße wäscht. Damit setzt er ein Zeichen, dass es ganz wichtig ist, füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu helfen.
Ich wünsche Euch noch besinnliche Kartage und ein frohes Osterfest. Und: Seid füreinander da, denn nur so kann unsere Welt eine andere werden.
Ihr und Euer Theologe Walter Drexler.