Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Morgens wenn ich aus dem Haus gehe ist es noch dunkel. Und abends, wenn ich heimkomme ist es wieder dunkel. Tagsüber sehe ich die Sonne, wenn sie denn scheint, meist nur aus meinem Bürofenster. Vielleicht geht es dir ähnlich. Diese Jahreszeit macht mir zu schaffen.
Nicht nur dass ich mich eigentlich fast immer müde fühle… dagegen sollen ja Vitamine helfen… wenn ich nicht immer vergessen würde sie einzunehmen… Ich fühl mich auch so eigenartig gehetzt. Die kurzen Tage mahnen mich offenbar zur Eile. Denn wenn es dunkel ist, mag ich mich nicht mehr gern im Freien aufhalten. Ich schaue dann, dass ich schnell wieder „rein“ komme… besonders, wenn jetzt auch die Temperaturen langsam winterlicher werden.
Dazu ist mir kürzlich etwas ganz Positives in Graz aufgefallen: Ein abendlicher Weg durch die Stadt führte mich zur Herrengasse und als ich den Kopf hob strahlten mich plötzlich unglaublich viele Lichter an. Wie tröstlich die, für manche viel zu früh aufgehängte Advent- und Weihnachtsbeleuchtung mir plötzlich schien… Da war ich dann auf einmal etwas froher als vorher.
Ich hetzte kürzlich durch die Straßen der Grazer Innenstadt, es war noch nicht sehr spät am Abend, aber schon dunkel, als plötzlich ein kleines Kind meinen Weg kreuzte und vor mir auf einmal wie angewurzelt stehen blieb.
Ich musste fast einen Haken schlagen um es nicht umzurennen. Und innerlich fluchte ich auch fast ein bisschen, weil es mich aus dem Takt und Konzept gebracht hatte.
Das Kind blieb von all Trubel um es völlig unberührt und rief laute Worte des Erstaunens aus. „Schau Papa schau da oben!“
Der Ruf des Kindes ließ auch mich den Kopf heben. Und ich sah sie. Nicht zum ersten Mal. Aber wusste das sie da war und hatte sie schon gesehen – aber nicht wahr genommen. Die vorweihnachtliche Beleuchtung über den Köpfen der Menschen.
Es ist noch nicht Advent. Manche ärgert der frühe Trubel, der immer weiter in den November hineinreicht und das Weihnachtsfest gefühlt immer weiter auszuhöhlen scheint – aber dann blickte ich auf das Kind. Das mit großen Augen die Lichter anschaute. und mit ihnen um die Wette strahlte. Und für einen Augenblick war alles andere vergessen und in mir blieb ein wärmend frohes Gefühl.
Jedes Jahr die gleiche Diskussion. Ab wann stehen Lebkuchen im Supermarkt. Ab wann hängt Weihnachtsbeleuchtung. Und wann öffnen die ersten Christkindlmärkte… oder Weihnachtsmärkte… oder Adventmärkte… oder wie sie auch immer genannt werden. Und wann wird das erste Mal „Last Christmas“ im Radio gespielt. Es ist immer irgendwem zu früh.
Als Kind schien mir die Zeit bis Weihnachten immer lang. Seit ich erwachsen und berufstätig bin ist das anders. Die Wochenenden bis Weihnachten und besonders die letzten Tage im Advent füllen sich mit Feiern und Einladungen zu Konzerten, Adventmärkten oder anderen Events.
Wenn man irgendwo ehrenamtlich engagiert ist hat man sogar oft noch mehr zu tun. Dort Mitsingen, da mithelfen, hier Glühwein ausschenken, für diese Veranstaltung Kekse backen, und irgendwann der Gedanke: Ups, hab‘ ich schon Geschenke gekauft?
Vielleicht entscheide ich mich heuer den Trubel einfach zu genießen. Er dauert nur einige Wochen. Dann ist wieder für ein Jahr vorbei. Also wie wärs: Einfach eintauchen und schauen wohin es dich führt...
Wenn ich an das staunende Kind vor der Weihnachtsbeleuchtung denke oder an den Moment, als mir das Licht das Herz erwärmt hat, dann geht mir manchmal durch den Kopf: Weihnachten ist nicht umsonst in der dunklen Jahreszeit – zumindest was unseren Teil der Welt betrifft.
Wenn es draußen ungemütlich wird und finster, wollen wir es drinnen und auch in unseren Herzen drin wärmer haben und heller. Oft gelingt uns das selbst. Dass man es sich selbst freundlich und kuschelig einrichtet – im Haus aber auch in einem selber… manchmal können wir dabei aber auch Hilfe brauchen, wenn wir in ungemütliche Ecken unserer Wohnung schauen – wäre eine Wohnberatung eventuell hilfreich.
Wenn uns Schatten und dunkle Seiten an uns selbst auffallen schauen wir vielleicht lieber weg. Doch auch da gibt es Hilfe. Zum Beispiel Psychotherapeut:innen oder wie ich sie gerne nenne: Spezialist:innen im Zuhören. Und manches das dunkel scheint zeigt sich bei Licht betrachtet ganz anders. Oder sogar farbenfroh.
Gerade in der dunklen Jahreszeit kann einem das eigene Dunkel auch Angst machen. Ich ermutige Dich: nicht wegzusehen. Und nicht allein zu bleiben damit. Die Dunkelheit wirkt vielleicht groß und bedrohlich. Aber du findest jemanden, der dir hilf eine Kerze anzuzünden, die das Dunkel vertreibt. Ganz gewiss!