Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Am Beginn dieses Monats stand das Gedenken an „Alle Heiligen“ und „Alle Seelen“…
Ein Gedenken an jene, die schon am Ziel angelangt sind und jene, die noch unterwegs zu diesem Ziel sind.
Kurz davor fand in Graz das Klang-Licht-Festival statt. Vielleicht haben Sie ja einiges davon mitbekommen? Mich hat besonders die Installation an der Decke der Stadtpfarrkirche fasziniert. Der Name der Auftragsarbeit: „Solar Dust“ – Sonnenstaub! Dabei hat man versucht, alten Seelen, die in Raum und Zeit umherwandern, eine Form zu geben. Der Effekt, der dabei herauskam, war so hell, dass er für uns wie reine elektrische Energie aussah.
Es war unheimlich und schön, dunkel und hell, farblos und bunt, wild und sanft, laut und leise.
Der Sonnenstaub brachte mich auf Gedanken: Ein Wahrnehmen der verstorbenen Seelen als Licht. Ein Himmel voller Seelen, voller Tausende von Lichtpartikel. Und ich sah auf einmal meine Mutter, meinen Vater, meine verstorbene Schwester. Ich fühlte mich in ihrer Nähe auf einmal wahnsinnig wohl. Ein Gefühl von Seligkeit und Glück überfiel mich. – Leider war nach 10 Minuten alles vorbei. Es war wieder stockfinster. Schade. Doch die Ahnung bleibt. Und der Applaus tat direkt gut.
Kann es wirklich sein, dass wir unsere Lieben, die uns vorausgegangen sind, in Klang und Licht wahrnehmen? Es sind wohl auch die Heiligen solche Lichtgestalten, die in diesem Leben einfach gut waren, und die aus dem anderen Leben heute noch zu uns herüberleuchten…?
Einen wundervollen Abend! Heute bin ich nicht allein hier – Anna-Lena ist bei mir, die sich in meiner Berufsschule gerade auf Ihr Berufsleben vorbereitet. Sie möchte uns von einem Erlebnis erzählen, das vielen von uns nicht ganz fremd sein dürfte.
Sie kennen sicher den sogenannten „Aha-Moment“, den Moment, wo einem plötzlich das Licht aufgeht. Auf einmal wird einem klar, dass dies und jenes so sein musste. Als ob wir es mit einem inneren Licht zu tun gehabt hätten.
So, jetzt aber, Anna-Lena, erzähl uns von Deinem Erlebnis:
Ich war in einem Treppenhaus eines mir fremden Hauses, weil ich dort Bekannte besuchen wollte. Ich war schon auf dem Rückweg, treppab, als plötzlich das Licht ausging. Es war stockdunkel. Ich erschrak und tastete mich ganz vorsichtig mit den Füßen vorwärts. Wann war die Stufe aus? Wo fing die nächste Stufe an? Das Gefühl der Unsicherheit war schrecklich. Angst beschlich mich. Ich könnte einen falschen Tritt machen und die Treppe hinunterstürzen. Ich spüre es jetzt noch in der Magengrube, wenn ich daran zurückdenke. Und plötzlich ging das Licht wieder an. Jemand, der im Haus wohnte und sich auskannte, hat es wohl eingeschaltet. Das Gefühl der Erleichterung war unbeschreiblich.
So geht es uns oft, wenn wir durch eine dunkle Phase gehen und kein Licht sehen. Es ist schrecklich und wir fühlen uns der Verzweiflung nahe. Und dann kommt plötzlich ein Licht und wir verstehen und erkennen…..
Im Zusammenhang mit meinem Geburtstag bin ich auf folgende Geschichte gestoßen. Eine Schülerin von mir wird sie uns jetzt vorlesen:
Das Leben ist wie eine Zugfahrt - mit all den Haltestellen, Umwegen und Unglücken.
Wir steigen ein, treffen unsere Eltern und denken, dass sie immer mit uns reisen;
aber an irgendeiner Haltestelle werden Sie aussteigen. Und wir müssen unsre Reise ohne Sie fortsetzen.
Doch es werden viele Passagiere in den Zug einsteigen; unsere Geschwister, Cousins, Freunde, sogar die Liebe unseres Lebens.
Viele werden aussteigen und eine große Leere hinterlassen. Bei anderen werden wir gar nicht merken, dass sie ausgestiegen sind.
Es ist eine Reise voller Freuden, Leid, Begrüßungen und Abschieden. Das große Rätsel ist: Wir wissen nie, an welcher Haltestelle wir aussteigen müssen. Deshalb müssen wir leben, lieben, verzeihen und immer das Beste geben!
Denn, wenn der Moment gekommen ist, wo wir aussteigen müssen und unser Platz leer ist, sollen nur schöne Gedanken an uns bleiben und für immer im Zug des Lebens weiter reisen!
Danke, Anna, für diese wunderbare Geschichte. Ich wünsche Dir und allen jungen Menschen, die ich im Laufe meines Berufslebens kennenlernen durfte, und die jetzt zuhören, dass Eure Reise jeden Tag schöner wird, Ihr immer Liebe, Gesundheit, Erfolg und Geld im Gepäck habt.Vielen Dank an alle Passagiere im Zug meines bisherigen Lebens!!!
Licht – eine kleine, schwache Flamme brennt. Eine Kerze ist so leicht auszulöschen. Schon ein kleiner Windzug genügt. Und doch!
Selbst eine kleine Flamme bringt Licht in die Dunkelheit, gibt Geborgenheit und Wärme.
Nun haben sie wieder Hochsaison, die Kerzen und ihr Licht. Auf Friedhöfen, bei Demonstrationen, wie kürzlich in Wien beim Lichtermeer, bei den Laternenfesten der Kinder… Und: Weihnachten naht. Abertausende von Kerzen werden brennen. Auf Abertausenden von Adventkränzen und Christbäumen. Ihr Licht ist nicht nur Deko und Brauchtum. Ihr Licht ist Glaube. Der Glaube an Gott. Kann es ein schöneres Licht geben? Für mich nicht!
Ich liebe das Kerzenlicht. Kein anderes Licht ist mit diesem zu vergleichen. Ein Licht, das duftet, das wärmt. Ein Licht der Liebe, des Miteinanders.
Und - im Gegensatz das elektrische Licht: Das knipst man banal an und knipst es banal aus. Kerzen muss man anzünden. Allerdings ist Vorsicht geboten. Wie immer bei offenem Feuer.
Wie ich schon sagte: In knapp einer Woche beginnt die Adventzeit. In den Geschäften und Kaufhäusern begann sie ja schon längst. Ist nun mal so. Wir erwarten das Licht, das die Dunkelheit besiegen kann. Wir erwarten das Licht, das göttliche Licht, in der Flamme meiner eigenen Seele. Dies zu sehen in diesen Tagen, das wünsche ich Ihnen.
Ihr Theologe Walter Drexler.