Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Darf ich Sie was fragen? Es ist aber etwas sehr Persönliches… Beten Sie manchmal?
Angeblich ist das eine der intimsten Fragen, die man jemandem stellen kann, heutzutage… sogar intimer als würde ich Sie etwas zu Ihrem Sexleben fragen… so heißt es jedenfalls…
Sie haben Glück: Sie müssen mir weder das eine noch das andere beantworten. Auch wenn ich wirklich neugierig wäre, wie es anderen Menschen so geht – mit dem Thema Beten natürlich.
Gebete gibt es in allen Weltreligionen. Es ist im Grunde genommen die Zuwendung hin zu etwas Höherem. Gebete richten sich an Götter oder eben an Gott – je nach Religion.
Die Traditionen der Religionen kennen ganz unterschiedliche Anlässe: Gebet als Lob und Dank zum Beispiel. Oder Klage und Bitte. Auch sehr unterschiedliche Arten gibt es: Singend, Tanzend, laut sprechend oder rufend, oder ganz leise in sich gekehrt, schweigend.
Da könnte für jede und jeden etwas dabei sein.
„Beten“ ist eng verwandt mit „bitten“. So eng, dass die zwei manchmal miteinander verwechselt werden können. Viele, mich eingeschlossen, beten oft nur, wenn sie etwas brauchen, in einer schwierigen Situation sind oder Sorgen haben.
Das nennt man dann Bitt-Gebet. Im christlichen Gottesdienst haben diese Bitten einen festen Ort – in den Fürbitten – dort soll man aber nicht nur FÜR SICH SELBST bitten – sondern – so hat es ein Theologieprofessor von mir einmal treffend erklärt: Die Fürbitten seien ein Moment der SELBSTLOSIGKEIT, wo wir nicht an uns, sondern an andere denken.
Für andere beten kann heißen, dass ich dankbar bin, für ihn oder sie, für die Begegnung, ein liebes Wort, eine Umarmung.
Für andere beten kann heißen, dass ich mich freue, für sie oder ihn, weil sie etwas Besonderes erreicht oder er etwas Schönes erlebt hat.
Für andere beten kann heißen, dass ich mich sorge, um sie oder ihn, dass ich aufmerksam bin, wie es ihr geht, dass ich mir wünschen würde, dass es ihm besser geht.
Gibt es jemanden, für den Sie jetzt gerne beten würden?
Beten ist wie Reden mit einem Freund, hat man mir als Jugendliche erklärt. Ich könne Gott alles erzählen. Das klang schön. Und viel einfacher als im „echten Leben“. Denn Gott redet schließlich nicht zurück.
Anderswo hörte ich dann von Gottes Allmacht, dass er alles weiß und sogar die Haare auf meinem Kopf gezählt hat. „Na, was soll ich ihm denn dann noch groß erzählen“, war wohl nicht nur mein Gedanke. Damit war das Thema „Beten“ erstmal für eine Weile vom Tisch bei mir.
Später habe ich herausgefunden, dass Reden so hilfreich sein kann, dass viele ihre Fragen, Sorgen, Lasten, Ängste, Traumata … professionellen Ohren anvertrauen. „Reden hilft“ steht auf einer Tafel, an der ich häufig vorbeifahre. Sie weist hoffentlich vielen mühselig beladenen Menschen den Weg zu einer Psychotherapie-Praxis.
Wer mühselig und beladen ist, kann auch zu Jesus kommen. Das sagt er selbst, heißt es im Matthäusevangelium. Alles was einen bewegt, Gott anzuvertrauen, kann entlasten. Gottes Antwort mag nicht immer gleich wahrnehmbar sein. Doch im Glauben an das, was Jesus uns erzählt hat, bin ich sicher: die Antwort kommt. Die Form mag vielleicht überraschen.
Mein Beten hat sich über die Jahre gewandelt und tut es noch.
Mal mag ich es, ein traditionelles Gebet, wie das Vater uns, zu sprechen.
Dann gibt es Tage, da finde ich mich wortlos vor Gott.
Nicht selten muss Gott mit Schimpfern von mir rechnen. Ja auch Ärger… oder hüsch formuliert: Klage -Gebet gibt und braucht es ab und zu!
Doch auch ein Dankeschön“ oder „Vergelts Gott“ sage ich immer wieder gen Himmel. Vielleicht zu selten…
Am liebsten sind mir sowieso spontane Stoßgebete. Was mir einfach gerade durch Kopf oder Herz geht – jedwedes Gefühl oder jeglicher Gedanke – ich kann ihn Gott entgegenwerfen. Egal ob bittend, dankend, klagend oder lobend.
Wenn Gott die Mutter aller Mütter und der Vater aller Väter ist, erträgt sie all meine Stimmungen – und mich mit.