Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Heute ist Vatertag. Neben meinem Vater, der leider schon lange tot ist, kommt mir da auch noch ein anderer, ganz spezieller „Vater“ in den Sinn: Gott. Gott wird im Christentum immer wieder „Vater“ genannt, man braucht nur an das „Vater Unser“ zu denken. Das wohl verbreitetste Gebet – oft gesprochen, ohne viel mitzudenken; aber auch kritisch hinterfragt:
Sage nie VATER, wenn du dich nicht wie ein Sohn oder wie eine Tochter benimmst.
Sage nie UNSER, wenn du in deiner Selbstsucht gefangen bist.
Sage nie IM HIMMEL, wenn du nur an das Irdische denkst.
Sage nie DEIN NAME WERDE GEHEILIGT,
wenn du nur an deine eigene Ehre denkst.
Sage nie DEIN REICH KOMME,
wenn du nur an materiellen Erfolg denkst.
Sage nie DEIN WILLE GESCHEHE,
wenn du ihn ablehnst, weil er dir nicht gefällt.
Sage nie GIB UNS HEUTE UNSER TÄGLICHES BROT,
wenn du dich nicht um die Notleidenden kümmerst.
Sage nie VERGIB UNS UNSERE SCHULD,
wenn du Rache gegen deine Mitmenschen hegst.
Sage nie FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG;
wenn du selbst deinen Versuchungen nicht widerstehst.
Sage nie VERSCHONE UNS VOR DEM BÖSEN,
wenn du dich nicht konsequent für das Gute einsetzt.
Sage nie AMEN,wenn du die Worte des VATER UNSER nicht ernst nimmst.
Die Beziehung zwischen Gott und uns ist so eng, dass wir Gott als Vater, als Elternteil sehen dürfen! So wie unsere Eltern die Quelle unseres Daseins sind, so ist es demnach auch Gott…
Vor einiger Zeit habe ich mich zu interessieren begonnen, wo so gewisse mir bekannte Flüsse ihre Quellen haben – so entspringt die Lavant nämlich am steirischen Zirbitzkogel. Und der Raab-Ursprung (besonders für die Mariazeller Fußwallfahrer interessant) im Gebiet der Sommer- und Teichalm. Als großer Fluss fließt sie dann in Ungarn (Györ = Raab) in die Donau. Oder die Mur entspringt in Salzburg, die Drau in Osttirol… Zunächst alles winzig-kleine Quellen, die dann größer und größer werden, vom Bächlein zum Bach, vom Bach zum Fluss, und irgendwann münden sie ein in ein noch größeres Gewässer bis sie Ruhe finden im Meer.
Ist es mit unseren Glaubensquellen nicht ähnlich? Auch da beginnt es ganz klein:
Mit dem Kreuzzeichen unserer Eltern auf unsere kleine Stirn,
mit der Taufe (auch da spielt Wasser eine bedeutende Rolle) durch den Heimatpfarrer,
mit den ersten Religionsstunden in der Schule,
mit der Vorbereitung auf unsere erste Kommunion,
mit der Firmung…
Es beginnt ganz klein, ganz einfach, muss langsam aber kontinuierlich wachsen. Auch hier nützte es nichts, wenn wir gleich mit den großen Dogmen und vorgefertigten Glaubenswahrheiten daher kommen. Das langsame Anwachsen sollte uns aber trotzdem nie vergessen lassen, woher wir kommen, wo unsere Wurzeln und unsere Quellen sind…
Wenn ich in dieser Woche von Quellen unterschiedlichster Art in dieser Sendereihe spreche, dann muss ich auch an unsere Wallfahrtsorte denken.
Für viele war sie wieder ein unvergessliches Erlebnis: Die bereits 15. Lehrlingswallfahrt nach Mariazell. Rund 650 Lehrlinge der 16 steirischen Berufsschulen pilgerten nach einer dreijährigen Corona-Pause zum Gnadenort. Dieses Jahr stand die Wallfahrt unter dem Motto „Feuer & Flamme“. Der Hartberger Pfarrer Josef „Joe“ Reisenhofer begeisterte die jungen Menschen bei einem mitreißenden Gottesdienst in der Basilika von Mariazell.
Der Funke sprang auch auf jene 34 Schülerinnen und Schüler über, die von meiner Schule dabei waren. Dieser Funke ist zur Flamme geworden und wird auch andere anstecken.
Einige Tage danach habe ich sie nach ihren Eindrücken gefragt. Hören Sie selbst:
- Sehr gut gefallen hat mir die Prozession mit ca. 650 Leuten in die Basilika.
- Das gemeinsame Beisammensitzen und Speisen, gleich in der Nähe der Basilika, war sehr angenehm.
- Der Gottesdienst war sehr modern, passend für junge Menschen gestaltet.
- Mir hat es besonders gut gefallen, dass sich eine Spende an hilfsbedürftige Kinder aus den Wallfahrtskosten ergab.
- Ich habe es gut gefunden, dass Herr Drexler im Nachhinein unsere Andachtsgegenstände in der Basilika gesegnet hat.
- Ich fand es atemberaubend, dass es trotz der großen Anzahl in der Basilika sehr ruhig und besinnlich war.
- Ich fand es sehr schön, dass jede Schule ihre eigene Flagge gestaltet hat.
Danke Lara, Matthias, Juliana, Marc, Hannah, Nikolaus und Tanja – ich freu‘ mich sehr über eure positiven Erinnerungen…
Kirchen kann man immer anschauen. Dort findet man Quellen der Ruhe, Platz zum Sitzen und Rasten. „Kirchen sind magische Orte, da spürt man eine besondere Energie…“ sagen heutzutage viele Leute. Zu Recht: Weil Kirchen heilige Orte sind, die den Glauben von Jahrhunderten speichern. Sie sind steingewordenes Glaubenszeugnis.
„Hier ist Gott zu Hause“, erklären wir es oft Kindern. Gott ist überall, doch in der Kirche ist er besonders erlebbar, weil es eine Ort Seelenort ist.
Maria, eine Schülerin von mir, sagt uns nun, was für sie Kirchen sind:
Orte der Einsamkeit, Orte der Gemeinschaft.
Heimatorte, Erinnerungsorte, Lieblingsorte, Andersorte…
Orte der Stille und der Ruhe für die Seele, Orte ewiger Zeit, Heilsorte.
Orte der Gegenwart Gottes in Katastrophen und Not, in Begegnungen, im Schweigen, im Verzeihen, in der Umarmung…
Kunstorte, Schönheitsorte, Gegenwartsorte.
Ja, ich liebe diese Seelenorte und Segensorte.
Vielleicht waren Sie schon länger nicht mehr in einer Kirche. Vielleicht haben diese Gedanken Sie angespornt, wieder einmal eine zu besuchen…
Ich wünsche es Ihnen, Ihr Theologe Walter Drexler