Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren! Mehr Infos
Schulen, Kindergärten, Bildungshäuser und vieles mehr: Kirche ist ein wesentlicher Bildungsanbieter. mehr Infos
Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Am heutigen Sonntag feiern wir das Pfingstfest. Das Wort Pfingsten stammt vom griechischen Wort pentekoste, das „der fünfzigste Tag“ bedeutet. An diesem 50. Tag nach Ostern – so berichtet die Apostelgeschichte in der Bibel – wurde die Anhängerschaft Jesu vom Heiligen Geist erfüllt. Folglich begannen Frauen und Männer damit, die Botschaft Jesu weiterzutragen. Kirche erlebte in dieser Form ihre Geburtsstunde.
Mehr als 2000 Jahre später scheint von diesem Enthusiasmus wenig übrig zu sein. Sonntagsgottesdienste sind wenig besucht, Kirche hat in vielerlei Hinsicht an gesellschaftlicher Relevanz verloren. Umgekehrt bietet Kirche Menschen auch die Möglichkeit, sich mit persönlichen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Welche Bilder habe ich, wenn ich an Kirche denke? Welche positiven Erinnerungen verbinde ich mit Kirche? Welche kritischen Anfragen habe ich? Das heutige Pfingstfest kann ein Anlass sein, sich über das eigene Kirchenbild Gedanken zu machen
In meiner Zeit als Jugendlicher habe ich viele schöne Erfahrungen mit Kirche gemacht. Meine Pfarre in Graz St. Elisabeth war für mich eine Art zweites Wohnzimmer. Ich habe meine Freund*innen getroffen, mich auf kreative Weise mit vielen gesellschaftlichen Fragen auseinandergesetzt und meine ersten musikalischen Gigs gespielt. Diese Vielfalt war es, die mich in meinem Kirchenbild positiv geprägt hat.
Nicht immer ist diese Vielfalt in der Kirche des 21.Jahrhunderts spürbar. Dennoch gibt es auch viele Aktionen, welche unterschiedliche, mitunter überraschende Zugänge zu Kirche legen möchten. Eine solche Aktion ist auch die „Lange Nacht der Kirchen“, die österreichweit am kommenden Freitag, dem 2. Juni begangen wird. Alleine in der Steiermark machen mehr als 100 Kirchen, Klöster und Institutionen mit. Die Palette der 350 Programmpunkte reicht von Beatbox-Konzerten, über Vorträge, einer Stofftiersegnung bis hin zu Turmführungen, fallweise inklusive Abseilen an der Turm-Außenmauer. Mit diesem Angebot zeigt Kirche ein vielfältiges, überraschendes Gesicht – eine Facette, die sie meiner Meinung nach ruhig öfters zum Vorschein bringen könnte. Das würde wohl noch mehr Menschen schöne und spannende Erfahrungen mit Kirche ermöglichen.
„Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ Mit diesen Worten hat ein französischer Bischof mal die Grundfunktion von Kirche beschrieben. Kirche hat sich – wenn man dieses Wort ernst nehmen will – auf die Seite der Menschen zu stellen. Das betrifft vor allem Menschen, die es gesellschaftlich nicht immer leicht haben oder an den Rand gedrängt werden. Dieser Einsatz für Menschen muss dabei möglichst konkret und kompromisslos sein, etwas, was der Kirche in Europa nicht immer gelingt.
Doch trotz aller Unzulänglichkeiten gibt es auch viele Angebote, die diesen Auftrag ernst nehmen. Da ist etwa die Caritas, die auf vielfältige Art und Weise Menschen in Notsituationen hilft. Da gibt es die Notfallseelsorge, die Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche wahr- und ernstnimmt. Und da sind Pfarren und Seelsorgeräume vor Ort, die Menschen ganz konkret zur Verfügung stehen. Doch der Dienstauftrag an die Kirche ist auch ein Auftrag an uns alle: Wie nehme ich Not in meiner Umgebung wahr? Wie engagiere ich mich für Menschen in meiner Umgebung? „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ – Ein Satz der zum Nachdenken dienen kann – für Kirche, aber auch für mich ganz persönlich.
2021 hat Papst Franziskus zur sogenannten Weltsynode aufgerufen. Ziel dieses Prozesses ist es, Kirche zu leben, die allen, die es möchten, Teilhabe und Mitsprache ermöglicht. Erste Ergebnisse zeigen, wie viele Menschen sich von Kirche nicht gehört und verstanden fühlen. Darunter fallen Frauen, für die es in Kirche noch viel zu wenige Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten gibt, junge Menschen, Geschieden-Wiederverheiratete oder auch homosexuelle Menschen.
Im Zuge der sogenannten „Regenbogenpastoral“ gibt es Bemühungen, sich für mehr Gerechtigkeit für die LGBTQIA+-Community und deren Familien einzusetzen. Kleine Schritte in die richtige Richtung wurden schon gemacht, doch noch immer ist ein weiter Weg zu gehen, solange es etwa nicht oder zu selten möglich ist, dass gleichgeschlechtlichen Paaren kirchliche Segensfeiern erlaubt werden. Der Juni wird von der LGBTQIA+-Community als Pride-Monat begangen. Ein Monat, an dem auch Kirche Brückenschläge forcieren kann – ganz im Sinne des synodalen Prozesses, den Papst Franziskus vor 2 Jahren angestoßen hat.