Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Ich rede gern und viel. Wer mich kennt - dem ist das vielleicht schon aufgefallen... Reden ist für mich wie Atmen und Worte sind mein Zuhause. Mit Worten kann ich mein Innerstes ausdrücken und es macht mir Freude mit ihnen zu experimentieren - neue Worte zusammenzusetzen und immer wieder Worte neu zu entdecken, die ich bisher noch nicht so verwendet habe ... Worte sind meine Leidenschaft und mein Laster... ich benutze oft zu viele davon... sie sprudeln manchmal nur so aus mir heraus, dass ich sie kaum aufhalten kann... ja... was soll ich sagen... ich rede viel, wenn der Tag lang ist... und manchmal, da werde ich nicht fertig - und rede sogar noch im Schlaf weiter... meine Mitmenschen haben es da nicht immer ganz leicht mit mir.
Wie ist das bei Ihnen? Sind Sie auch eine Quasselstrippe oder haben Sie eine daheim? Ihr Partner - ihre Partnerin? Ihr Kind? Ein Arbeitskollege oder eine Kollegin? Und finden Sie es anstrengend? Oder können Sie darüber schmunzeln und sich ihren Teil dazu denken? Wir VielrednerInnen können anstrengend sein. Ich weiß. Aber wer viel redet, braucht gute Zuhörer:innen – und vielleicht sind Sie das ja? Eine gute Zuhörerin oder ein guter Zuhörer? Dann danke dafür!
Der Frühling steht in den Startlöchern und das Osterfest schon fast vor der Tür – für Christinnen und Christen heißt das: die 40 tägige Fastenzeit neigt sich dem Ende zu. Haben Sie heuer etwas gefastet?
Ich bin ehrlich... ich habe nicht bewusst auf etwas verzichtet... ich rauche nicht, trinke keinen Kaffee, wenig Alkohol, ... aber ich habe andere Laster, wo ich vielleicht meinem Umfeld eine Freude bereitet hätte, wenn ich es gefastet hätte: Ich rede nämlich gern und viiiel ... Aber Reden fasten... klingt verrückt oder? Aber das gibt es: im christlichen Kontext nennt man das "Schweige-Exerzitien" ... also Tage oder Wochen in denen man sich bewusst zurückzieht und schweigt.
Zweimal habe ich solche Exerzitien - das heißt übersetzt "Übungen" - schon gemacht. jeweils acht bis zehn Tage... und ich sags Ihnen... das hat mich wirklich herausgefordert... Könnten Sie sich das vorstellen? Einfach mal so eine Woche Schweige-Urlaub?
Was glauben Sie kann es einem bringen, wenn man sich mal eine Woche oder länger zurückzieht, um zu schweigen? Ich persönlich dachte, dass wir die Hölle auf Erden, als ich meine erste Schweigewoche in einem Kloster angetreten habe... Aber ich kann Ihnen sagen: Es war gar nicht schlimm! Sogar das Gegenteil. Aber für mich als Viel-Rednerin klang es anfangs völlig unvorstellbar. Doch es stellte sich heraus: wie entlastend ist es, wenn man mit 10 anderen fremden Menschen an einem Frühstückstisch sitzt und jeder schweigt, ist ganz bei sich - natürlich, wenn man die Butter nicht erreicht, darf man schon danach fragen - aber keine gezwungene Konversation - kein mühsamer Smalltalk... denn jeder weiß - ich bin nicht dafür da die anderen näher kennen zu lernen - sondern mir selbst und meine Sehnsüchte, Wünschen, Träumen auf die Spur zu kommen. Dort habe ich gelernt: in der Stille und im Schweigen liegt ein besonderer Schatz... Also: Klare Schweige-Empfehlung - und das von mir! der Vielrednerin!
In der Fastenzeit verzichten viele auf Kaffee, Alkohol, Fleisch oder Zucker. Ich habe mir überlegt - man könnte doch auch auf Worte verzichten... also jetzt nicht gänzlich 40 Tage schweigen - sondern bewusst darauf achten: wo rede ich wie viel und was? Kann ich mir manche Worte einfach sparen? Vor allem die bösen Worte? Wenn man wieder mal über die Arbeit, das Wetter oder den Chef jammert - einfach abstoppen und stattdessen ein positives Thema anschneiden? Oder mal wirklich bewusst weniger reden? Zeiten des Schweigens und der Stille in mein Leben einplanen? Im Zug mal nicht mit einer Freundin telefonieren - nur um Zeit tot zu schlagen. Beim Gassi gehen mit dem Hund nicht die Kopfhörer rein - sondern mal einfach nur wahrnehmen, was um mich ist? Am Abend vor dem Schlafen gehen nicht bis zur letzten Minute fernschauen - sondern mal einfach dasitzen, still werden, den Tag an mir vorüberziehen lassen, wahrnehmen und schweigen? Vielleicht mein Vorsatz für den Rest der Fastenzeit und darüber hinaus.