Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Fußball, Karneval, Copacabana oder Caipirinha – solche und ähnliche Assoziationen haben viele, wenn es um Brasilien geht. Auch ich hatte ähnliche Bilder im Kopf, als ich Anfang Februar das Flugzeug nach Sao Paulo betrat. Und ja viel von dem hab ich in den zwei Wochen meiner Reise auch erleben dürfen: Es war schön, den kalten Temperaturen in Europa entfliehen zu können, es war spannend, den Karneval in Salvador ein Stück weit miterleben zu können und ja, auch der eine oder andere Caipirinha durfte auf der Reise nicht fehlen.
Doch gerade bei Letzterem erlebten wir auch die Gegensätze in diesem Land krass. Der junge Mann, der uns auf der Straße an der Copacabana, im Viertel der Reichen und Schönen Rio de Jaineros, die Caipirinhas mixte, lebt in den Favelas, in den Armenvierteln der Stadt. Neben historisch gewachsenen Städten gibt es mit Brasilia eine aus dem Boden gestampfte Hauptstadt. Und in die beeindruckende landschaftliche Schönheit Brasiliens mischen sich sukzessive kilometerlange Soja-Monokulturen der Großindustrie. Diese bedrohen Kleinbäuerinnen und –bauern in ihrer Existenz. Brasilien – ein Land der Lebensfreude, der Leichtigkeit und Herzlichkeit – aber auch ein Land der Gegensätze – spannende Erfahrungen, die auch meine Bilder im Kopf veränderten.
Ich spreche kein Portugiesisch. In meinem bisherigen Leben hat mich dieser Umstand nicht sonderlich beschränkt. In meinen Wochen in Brasilien bemerkte ich aber, wie eingeschränkt Alltag sein kann, wenn man die Sprache eines Landes nicht beherrscht. Denn in Brasilien ist es Um und Auf, Portugiesisch zu sprechen – zwar lernen junge Menschen in der Schule Englisch, das aber selten für Gespräche reicht.
Die Reise lehrte mich aber wieder erneut, dass herzliche Begegnungen auch jenseits von gesprochener Sprache stattfinden können: So haben wir während einer zweistündigen Busfahrt gemeinsam Musik gemacht und miteinander brasilianische und österreichische Lieder gesungen, eine Erfahrung, die wiederum zeigte, welch gemeinsame Sprache Musik sein kann. Eine weitere „Weltsprache“ kann auch der Fußball sein. Mit zwei brasilianischen Kindern fachsimpelte ich, welcher Superstar bei welchem Verein spielt, obwohl die beiden kein Deutsch und ich kein Portugiesisch sprach. Musik und Sport, zwei Sprachen, die man auf der ganzen Welt spricht, auch wenn ich für die nächste Brasilien-Reise vielleicht doch ein paar Wörter Portugiesisch lernen sollte.
Ein Hauptgrund unserer Brasilien-Reise, die wir als Gruppe der katholischen Kirche Steiermark unternahmen war es, unsere Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa zu besuchen. In einer sehr intensiven Woche voller herzlicher Begegnungen lernten wir, wie Glaube in Brasilien ganz konkret gelebt wird. Auffällig war für mich, wie natürlich der persönliche Glaube im Alltag eingebettet ist. Das zeigte sich etwa in einer Grotte, in der Menschen Symbole aus ihrem Leben hinbrachten, nachdem ihnen in ihrem Leben etwas aufging. So sind dort etwa Musikinstrumente, Rennräder oder sogar Mischmaschinen zu finden. Besonders beeindruckt hat mich aber vor allem das caritative Engagement von Kirche in Brasilien.
Kirche steht ganz selbstverständlich dafür, sich für Menschen einzusetzen, die es im Leben schwer haben. Sie steht auf der Seite diskriminierter Gruppen, die ihr Hab und Gut gegen die Begehrlichkeiten der Großindustrie verteidigen müssen. Kirchliches Engagement hat also eine klare Option für arme und benachteiligte Menschen. Diese klare Ausrichtung und das Aufzeigen von Ungerechtigkeiten kann sehr inspirierend sein, für die Katholische Kirche in der Steiermark, aber besonders auch für mich in meinem persönlichen Leben.
Seit zwei Wochen bin ich nach meiner Brasilien-Reise nun wieder in Österreich. Und zugegeben, der Wiedereinstieg hier ist mir nicht ganz leicht gefallen – und das liegt nicht nur am Jetlag oder den gut 30 Grad, die es hierzulande weniger hat als im brasilianischen Sommer. Zu schnell ist man wieder reingeworfen in den persönlichen Alltag mit all den kleinen oder großen Herausforderungen des Berufs- und Privatlebens.
Dabei gäbe es so viel, was man von dieser spannenden Reise mitnehmen kann. In Erinnerung bleiben werden mir vor allem die herzlichen Begegnungen, die auch Inspiration hierfür sein können, wie ich hier in Graz Menschen begegne: Wohlwollend, freundlich und wertschätzend. Ein zweiter Aspekt, den ich mir gerne mitnehmen würde, ist jener der Genügsamkeit. Vieles, was hierzulande selbstverständlich ist, ist es in Brasilien nicht immer. Sich dessen zu vergewissern und zu schätzen, was man hat, kann das Leben sicher sehr bereichern. Am beeindruckendsten war für mich jedoch die Gelassenheit, mit der Brasilianer*innen Probleme angehen. Kleine Pannen am Flughafen oder in anderen Bereichen des Lebens wurden manchmal unkonventionell, aber doch immer gut gelöst. Hierbei kann ich für mich und mein Leben sehr viel mitnehmen – hoffentlich auch langfristig. Freilich wird manches nur ein Vorsatz bleiben, aber Herzlichkeit, Genügsamkeit und Gelassenheit sind auf jeden Fall drei Ideale, die ein Leben leichter machen können – in Brasilien, aber auch hier in Österreich.