Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
2022 ist längst vorüber.
Es schleppte sich (wie auf einem Rollator gestützt) von dannen. In seinem Gepäcksnetz befanden sich Krieg, Korruption, gespaltene Gesellschaft, Neid, Missgunst, Dekadenz, Gier…
Zum Jahreswechsel hörte ich viele sagen: Hoffen wir, dass das neue Jahr besser wird als das alte.
Die 7 jährige Anna wünscht sich für 2023, dass die Leute wieder fröhlicher und glücklicher sind, und dass es weniger Streit gibt. Wäre das nicht schön, wenn wir in einem Jahr sagen könnten, dass ihre Wünsche in Erfüllung gegangen sind?
So, nun aber ist 2023 da.
Es kam jung und dynamisch daher – mit neuer Magie, neuen Gedanken, neuen Gelegenheiten, neuen Träumen, neuen Abenteuern, neuen Lichtblicken, neuen Hoffnungen, neuen Wegen, neuen Chancen, mit einem neuen Anfang.
Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“. Das mag schon richtig sein. Oder aber auch total falsch. Man kann den Tag schon vor dem Abend loben, oder das Jahr schon vor dessen Ende – dazu braucht es allerdings VERTRAUEN!
Denn nicht nur das Neue Jahr, sondern auch unser Leben hat wieder 12 neue Kapitel mit 365 neuen Seiten. Also genug Zeit, um richtig gute Geschichten zu schreiben…
Das Leben hat wieder 12 neue Kapitel mit 365 neuen Seiten. Also genug Zeit, um richtig gute Geschichten zu schreiben.
Z.B. eine solche: „Wo willst du hin kleines Fräulein?“, fragte ein Busfahrer in einer großen Stadt. Der einzige Fahrgast in dieser Etage des doppelstöckigen Wagens war ein noch sehr kleines Mädchen, das ruhig in einer Ecke saß. Zuerst gab es keine Antwort, aber nach einem Augenblick des Zögern sagte sie: „Ich will nach Hause.“ Der Fahrer pfiff ein paar Töne vor sich hin, fragte dann aber noch mal: „Sag mal, wo willst du denn nun wirklich hin?“ „Heim,“ lautete die Antwort, diesmal in einem etwas beunruhigtem Ton. „Aber wo willst du aussteigen?“ Das Kind sah den Fahrer mit seinem verwirrten Ausdruck an, doch plötzlich hellte sich sein Gesicht auf und es sagte glücklich: „Ich weiß es nicht, aber mein Papa weiß es.“ Dann zeigte sie gegen die Decke: „Da oben ist er.“
An der nächsten Haltestelle kam tatsächlich ein großer Mann aus dem oberen Stockwerk die Treppe herunter und rief: „ Komm, Sarah. Hier müssen wir aussteigen.“
Na, was sagen Sie? Der Papa, oben, weiß alles! Der kleinen Sarah gab dies Sicherheit. Wir können uns auf einen anderen Papa, da oben, verlassen. - Ich nenne es Gottvertrauen!
Das Leben hat wieder 12 neue Kapitel mit 365 neuen Seiten. Also genug Zeit, um richtig gute Geschichten zu schreiben.
Ich z.B. mag die Geschichte von dem kleinen Jungen, der einmal aus dem Bett gefallen war. Als seine Mutter ihn fragte, was passiert sei, da sagte er: „ Ich weiß nicht, Mama, vielleicht bin ich auch nur zu nahe an der Stelle geblieben, wo ich reingestiegen bin.“
Wissen Sie, im Glauben kann es uns genauso ergehen. Es ist sehr verführerisch, einfach dort stehen zu bleiben, wo wir eingestiegen sind und nicht weiterzugehen. Denken Sie an einen Zeitpunkt, der noch nicht allzu weit zurückliegt. Vielleicht ein oder zwei Jahre und jetzt stellen Sie sich einmal folgende Fragen:
Spreche ich heute mehr mit Gott als damals?
Habe ich mehr Freude gefunden?
Wie steht es mit dem Lesen der Bibel und dem Verstehen?
Kann ich feststellen, dass ich im Glauben gewachsen bin?
Ist mein Glaube tiefer und meine Liebe zu Jesus stärker geworden?
Die Beziehung zu Gott funktioniert am besten, wenn ich mich bemühe, ihm auch näher zu kommen. Genauso wie in Freundschaften auch. Machen wir nicht den gleichen Fehler wie der kleine Junge. Bleiben wir nicht dort, wo wir eingestiegen sind. Es ist ziemlich riskant am Bettrand des Glaubens liegen zu bleiben….
An den vergangenen Abenden versuchte ich richtig gute Geschichten zu schreiben.
Heute möchte ich auf die kürzlich veröffentlichten Kirchenaustrittszahlen des vergangenen Jahres eingehen. Ob das auch gute Geschichten sind? Durchaus möglich, aber nur dann, wenn sie für die Verantwortlichen auch ein Anlass sind, endlich einmal etwas zu verändern:
Es geht nämlich den Menschen nicht darum, ob ein Pfarrer verheiratet ist oder nicht;
es geht den Menschen nicht darum, ob ein Pfarrer ein Mann oder eine Frau ist;
die Menschen möchten lebendige Gottesdienste und von der Sonntagspredigt etwas für ihr Leben mit nach Hause nehmen;
die Menschen wollen nicht auf den Terminkalender schauen müssen, um zu wissen, wann in ihrer Kirche ein Gottesdienst gefeiert wird;
die Menschen wollen nicht immer nur mit dem Telefonanrufbeantworter im Pfarramt reden;
die Menschen wollen belebte Pfarrhöfe und nicht verkaufte;
Das sind nur einige wenige Beispiele, wo es in der Pastoral anzusetzen gilt.
Die Menschen möchten SEELSORGE, sie lechzen – gerade in Zeiten wie diesen – nach guten und positiven Gedanken, sie möchten ernst genommen und gehört werden, sie möchten eine Kirche, die anders ist, die voran geht und nicht hinten nachhinkt, eine Kirche, die wieder mehr mit Gott spricht, und nicht nur über ihn. Wenn Kirche wieder ein Gesicht hat, wieder für die Menschen da ist, dann wird sie auch den Menschen wieder etwas wert sein…
…meint Ihr Theologe Walter Drexler.