Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
In dieser Fastenzeit würde ich gerne Medien fasten. Ich möchte keine Nachrichten sehen, hören oder lesen. Ich möchte den Fernseher lieber gar nicht aufdrehen, die Zeitung nicht aufschlagen, die ganzen Apps und Internetseiten gar nicht anklicken.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich Frühling. Wenn ich ins Internet, in den Fernseher, in die Zeitung schaue, dann ist da Krieg. Darum würde ich gerne Medien fasten…
Dieses trotzige Gefühl in mir klingt ein bisschen, wie ein kleines Kind, dass sich die Augen zuhält, um nicht gesehen zu werden. Nichts zu sehen, heißt aber nicht, dass etwas nicht da ist. Ich kann nicht darüber hinweg-sehen. Aber ich muss gut auf mich achten. Nicht alle Bilder und Videos der Kriegshandlungen muss ich sehen. Nicht jeden Bericht bis ins Detail kennen.
Ich muss gut auf mich achten. Achten Sie auch gut auf sich!
Diese Fastenzeit ist anders, als wir alle es vor ein paar Wochen noch dachten. Kolleginnen und Kollegen planten Fastenaktionen mit Impulsen und Veranstaltungen. Das Thema das über steht heißt: „Aufleben“. Ich schrieb bereits Texte für die Zeit um Ostern über den Frühling, das nahende Ende der Pandemie – über ein allgemeines Aufatmen.
Dann kam dieser Mittwoch Ende Februar der alles änderte. Die Zeichen standen schon Tage zuvor auf Sturm, aber wollten wir den Zeichen glauben? Hätten wir das äußerste erwartet? Doch es geschah. Eine Invasion am europäischen Kontinent. Luftangriffe, Panzer, Einmarsch von Bodentruppen in der Ukraine… Surreal und wahr. Und ich sollte über Frühling, Aufleben und aufatmen schreiben? Wie paradox.
Ich schrieb meine Texte um. Doch die Aussicht, die Hoffnung auf Ostern habe ich nicht umgeschrieben. Denn das ist es was wir Christinnen und Christen glauben – dass Gott auch im tiefsten Dunkel da ist und rettet.
Wenn ich Instagram öffne und durch die Stories wische reihen sich Bilder aneinander, die nicht zusammenpassen. Der ersten Clubbesuch nach der Pandemie – ich wische weiter, eine Journalistin in der Ukraine filmt, wie sie jede Nacht unter Sirenengeheul in den Keller läuft, um sich vor Luftangriffen zu schützen – ich wische weiter, die ersten Knospen und Blüten des Frühlings…
Leben und Tod, Freude und Trauer – das alles gibt und gab es immer schon gleichzeitig. Jetzt gerade kann ich es aber auch gleichzeitig auf meinem Handy sehen. Das belastet mich. Über allem Glücklichen, scheint ein Schatten zu schweben… Gedanken wie „Kann ich glücklich sein, wenn anders wo Menschen vor Bomben fliehen?“ drängen sich auf. Eine Bekannte beschrieb dieses Gefühl treffend als „Glücks-Scham“.
Wir dürften niemals mehr glücklich sein, wenn wir immer auf alle Traurigkeiten dieser Welt blicken. Doch das ist nicht gesund. Es darf – nein es muss immer auch das Lachen und die Freude geben – und das Glück – für das sich niemand schämen soll.
In der aktuellen Fastenserie der österreichischen Kirchenzeitungen schreibt die Autorin Barbara Pachl-Eberhart von „Wohlfühlsätzen“. Zum Beispiel „Der Kaffee ist fertig!“ oder „Willst du noch ein Stück Kuchen?“ können Sätze sein, die in Menschen ein Wohlgefühl, eine Freude auslösen.
Dass wir gern solche Wohlfühlsätze gern hören sollte uns daran erinnern sie auch regelmäßig anderen zuzusagen: „Du bist schlau!“, „Das ist eine geniale Idee!“ oder „Danke, dass du da bist!“ zum Beispiel.
Die Fastenzeit muss nicht von Verzicht geprägt sein. Man kann sich auch vornehmen etwas öfter zu tun. Ich möchte zum Beispiel mehr loben. Den Menschen um mich herum „Gutes sagen“
„Gutes sagen“ ist auch die Wortwurzel des Wortes Segen. Zum Schluss möchte ich einen dringenden Segen – ein gutes Wort – an alle Zuhörer_innen – und besonders an alle Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind richten: Gott behüte euch.
Katharina Grager, Katholische Kirche