Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Ein herzliches Grüß Gott – ich bin neu hier. Daher kurz ein paar Worte zur Vorstellung: Mein Name ist Katharina Grager, ich bin 31 Jahre alt, lebe in der Südoststeiermark und bin Theologin – man könnte sagen von Gott und der Welt zu reden habe ich studiert. Daher gleich zur Sache: Der Jänner geht zu Ende, der Winter bleibt. Was die kalte Jahreszeit so mit sich bringt – Schnee, Eis, Kälte – ist des einen Freud und der anderen Leid.
Für mich persönlich ist Kälte nur mühsam zu ertragen. Sie löst bei mir das so genannte Raynaud-Syndrom aus – ein wenig uncharmant aber sehr treffend – auch Weißfinger-Krankheit genannt. Dabei werden Finger und Zehen bei niedrigen Temperaturen spontan weiß werden, weil sozusagen die Durchblutung ausfällt. Das ist unangenehm, tut auch weh, geht aber nach ein paar Minuten mit sanftem Aufwärmen normalerweise wieder weg. Schnee und Eis schaue ich mir daher lieber aus der Ferne an.
Für andere aber es die reinste Freude. Sie lieben Wintersport und ausgedehnte Schneespaziergänge im Schnee. Manche sind im Winter eher Typ „Couch, Decke und Tee“ – so wie ich. Wir sind eben alle unterschiedlich. Und das ist gut so würde ich sagen.
Wie so viele, pendle ich mit dem Zug zur Arbeit. Als ich kürzlich in meinen morgendlichen Zug stieg wehte mir eine kühle Brise entgegen. Die Waggons waren eiskalt. Der Schaffner entschuldigte sich mehrere Male, dass es einen technischen Defekt gegeben hatte und es daher eine Weile dauern könnte bis die Temperatur steigen würde. Draußen hatte es –5 Grad. Ein kalter Wintermorgen im Süden der Steiermark. Der Waggon erwärmte sich während der Fahrt nicht merklich. Wir saßen alle eingepackt in unseren Jacken. Die Schals hochgezogen.
Da musste ich an eine Mitarbeiterin der Caritas denken, die mir kürzlich von einer Pensionistin erzählte, deren Heizung schon seit über einem Jahr abgestellt war, weil sich ihr Mann bis zu seinem Tod immer um alle Behördenwege und Rechnungen gekümmert hatte. Zum Glück war da eine aufmerksame Nachbarin. Mit viel Überredungskunst konnte sie die Pensionistin auch dazu bewegen sich an die Beratungsstelle zur Existenzsicherung der Caritas zu wenden.
Gemeinsam konnte eine Lösung gefunden werden und nun läuft die Heizung wieder. Die Frau hat ihre Scham überwunden. Sich Hilfe zu holen ist keine Schwäche, sondern Stärke. Wir Menschen sind von Kindesbeinen an auf Hilfe angewiesen – ich denke das hört mit dem Erwachsen werden nicht einfach auf.
Müssen Sie auch immer gleich gähnen, wenn Sie jemand anderen gähnen sehen? Ja? Das klingt gut, denn dann sind Sie laut wissenschaftlichen Erkenntnissen ein empathischer Mensch. Empathische Menschen können sich gut in andere hineinversetzen und sind als angenehme Gesprächspartner*innen beliebt.
Aber keine Sorge – Empathie ist angeboren. Jede und jeder kann empathisch, also mitfühlend sein. Dafür sind die sogenannten Spiegelneuronen verantwortlich. Sie entwickeln sich im Baby- und Kleinkindalter durch Interaktion mit einem Gegenüber. Sie reagieren automatisch in unserem Hirn auf das was wir sehen und hören und spiegeln das Verhalten anderer. Sie führen damit zu einer Art emotionalen Ansteckung.
Natürlich sind wir keine Marionetten unserer Gehirne und ich keine Neurowissenschaftlerin, um das hier erschöpfend zu erklären. Aber das was ich davon verstehe gibt mir Hoffnung.
Hoffnung darauf, dass Liebe, Zuneigung, Wertschätzung, Solidarität – zusammengefasst: menschliche Wärme – ansteckend sind. Ich habe Hoffnung, dass Menschen – und besonders unsere Kinder – durch Vorbild das Gute lernen können. Nur: was geben wir im Moment für ein Vorbild ab?
„Stiller sollt‘ sein, wärmer sollt werd‘n in an Menschen drin“ heißt es in einem winterlichen Kärtnerlied. Es wird jene Wärme besungen, die wir in uns tragen. Das was uns menschlich macht.
Im Winter generell aber besonders seit der Pandemie sehnen sich viele nach der Wärme eines Gegenübers. In einer Zeit in der wir uns nicht mehr umarmen sollten – um einander vor einem ansteckenden gefährlichen Virus zu schützen – mussten viele schmerzlich erfahren, wie es ist ohne wärmenden Arme eines anderen Menschen zu leben.
Alleinstehende oder von Partner*innen und Familie räumlich getrennt – es war und ist für viele eine harte Zeit. Es scheint kälter geworden zu sein. Familien haben sich zerstritten. Freund*innen voneinander abgewandt. Unsere Menschlichkeit liegt gerade eher auf Eis. Lässt uns das kalt?
Ich denke es ist höchste Zeit die Raumtemperatur in unserer Gesellschaft wieder zu erhöhen. Ich denke wir brauchen dringend einen Klimawandel im Miteinander – wärmer sollt wird‘n. In jedem von uns drin. Ein Frühling im Winter. Eine Umarmung die ansteckt – mit Menschlichkeit.