Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Oft sagt man, dass der Advent und die Weihnachtszeit die ruhigste Zeit des Jahres ist.
Genaugenommen ist es der November. Viele mögen ihn nicht, seine Kälte, seine Nebel, seine Dunkelheit, seinen stetigen Verweis auf Abschiede – ob beim Gang durch den Friedhof zu Allerheiligen oder beim Beobachten der Natur… So manches muss losgelassen werden, auch witterungsbedingt, weil manches nicht mehr so möglich ist. So ziehen wir uns gerne zu Hause zurück, genießen die heimelige Wärme am Ofen oder zünden in dieser dunkleren Zeit gerne Kerzen an. Das Leise löst das Laute ab.
Der November zeigt uns, dass auch das Leise eine starke Stimme hat. Ich weiß, dass wir uns gerne dazu verleiten lassen, nur noch auf die lauten Stimmen zu hören. Im Berufsalltag kommen die Lauten oft schneller ans Ziel. Doch es gibt auch das andere. Der Liedermacher Konstantin Wecker formuliert das so: „Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele, denen das Leben ganz leise viel echter gelingt.“ Denn das Laute überfordert und ermüdet auch schnell. Wie viel wohltuender sind da die leisen Töne. Es ist wie in der Musik oder in der Malerei. Das Laute rüttelt zwar wach, aber das Leise nimmt mit auf eine ganz eigene Reise - nämlich die zu sich selbst. Und die größten Wunder geschehen ohnehin in der Stille…
Mein Cousin Edmund erzählte mir von einem Arzt, der in seinem Beruf über Jahrzehnte Erfolg hatte, und sich eines Tages hinsetzte und einen Dankesbrief an seine ehemalige Lehrerin schrieb, die ihn damals so sehr ermutigt hatte, als er in ihrer Klasse war.
Eine Woche darauf erhielt er eine mit zittriger Hand geschriebenen Antwort. Der Brief lautete: „Mein Lieber, ich möchte, dass du weißt, was mir Dein Brief bedeutet hat. Ich bin eine alte Frau in den Achtzigern, lebe allein in einem kleinen Zimmer, und komme mir vor wie das letzte Blatt an einem Baum. Vielleicht interessiert es Dich, dass ich 50 Jahre lang Lehrerin war, und in der ganzen Zeit ist Dein Brief der erste Dank, den ich je erhalten habe. Er kam an einem kalten, blauen Morgen und hat mein einsames, altes Herz erfreut, wie mich in vielen Jahren nichts erfreut hat!“
Soweit diese Erzählung, die ich einfach nicht vergessen kann. Und ich muss dabei an einen Spruch denken, in dem es in etwa heißt: Menschen, die ihr Leben gesünder, glücklicher, reicher, intensiver und erfüllter leben, verbindet etwas sehr Einfaches: sie sind dankbar!
Kann man Dank einfordern? Oder ist man zur Dankbarkeit gar verpflichtet? Auch dazu hole ich mir die Antwort von wo anders, nämlich von einem alten Philosophen, der meinte: „Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen. Also bezahlen wir Schulden, wenn wir uns bedanken!“
Und es gibt so viel, wofür man danken kann…
Gute Worte für heute
„Ich wünsche dir, dass dir heute gute Worte begegnen. Ein Lob, das dich aufrichtet. Ein Wunsch, der dir Flügel verleiht. Eine Frage, die neue Wege öffnet. Ein Hinweis, der dich weiterbringt. Ein Dank, weil du da bist.“ Gute Worte für heute tun gut – noch dazu an meinem Geburtstag!Welch‘ großes Geschenk sind gute Worte, Sprüche, Geschichten, Gedanken, Gedichte, Gebete, Bilder, an denen man erkennt, dass sich dabei jemand etwas gedacht hat. Ehrlich gesagt mag ich das minimalistische „ois guade“ (womöglich noch als Druckvorlage) überhaupt nicht. Außerdem weiß der oder die überhaupt, was das „Guade“ für mich ist? Da lobe ich mir Glückwünsche, bei denen ich das Gefühl habe, dass sich da jemand mit mir auseinandergesetzt hat, und selbst wenn es nur in einem persönlicher Satz ist…
Ja, solch‘ kleine Aufmerksamkeiten und Geschenke liebe ich.
Nicht hundert Rosen, sondern eine wunderschöne Rose – das reicht.
icht meine ganze Zukunft, sondern diesen einen Tag intensiv leben – mehr nicht.
Nicht tausend Ideen, sondern eine Idee verwirklichen und mich ganz dafür einsetzen.
Nicht alles auf einmal, sondern eine Sache mit aller Kraft, mit Herz und Seele.
Und ich habe alles was ich brauch‘…
Als ich vor etwa einem Monat hier auf der Antenne von meinem Missgeschick erzählt habe, bei dem ich mir meine Schulter schwer verletzt habe, prasselte eine wahre Flut von Glück- und Genesungswünschen auf mich ein – lieben Dank dafür. Was ich aber sagen möchte, ist, dass ich in dieser Zeit auch viel gelernt habe: wie wertvoll es ist zwei gesunde Hände zu haben, wie wertvoll es ist gesund zu sein. Wir nehmen das oft als so selbstverständlich hin.
Schon die klugen Köpfe der Antike, wie Cicero, wünschten sich Gesundheit, nicht Reichtum, weil alles wirklich Kostbare kostenlos ist. So fand ich in einem alten Zeitungsartikel („Sonntagsblatt“) folgende Zeilen:
Sieh Dir die Blumen an, welch himmlische Welt sie dir eröffnen – alles kostenlos.
Geh über eine Wiese in den Wald, zwischen den noblen, duftenden Gestalten der Bäume – alles kostenlos.
Schau dem Vogelflug zu, den behutsamen, grandiosen Landungen im Nirgendwo – kostenlos.
Höre die anrührende Musik von Glockengeläute und Vogelgezwitscher, das der Wind von irgendwo dir zuträgt – kostenlos.
Höre auf deinen inneren Arzt in deinem Körper und deiner Seele, der einzige, der dich wirklich rastlos heilt und beruhigt – unbedankt und kostenlos.
Er bildet neues Bindegewebe, lässt gebrochene Knochen wieder zusammenwachsen, sodass dein Körper und deine Seele selbst dein bester Heiler sind, dich immer wieder von neuem wiederherstellen, gesund wie zuvor – und das alles kostenlos.
Wie recht der Schreiber dieser Zeilen hat,
…weiß jetzt auch Ihr Theologe Walter Drexler.