Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
„Schneller-höher-stärker“ – unter diesem Motto werden in ein paar Tagen die Olympischen Spiele in Tokio eröffnet. Dieses Motto gilt aber nicht nur für die Anforderungen an die Sportlerinnen und Sportler in Japan, für viele beschreibt dieser Leitsatz auch die Herausforderungen des Arbeitsalltags, der oft von Leistungsdruck, Stress und Überlastung geprägt ist.
Angesichts dessen tut es einmal gut, wenn es möglich ist den Sommer ruhiger angehen zu lassen. Vielleicht bietet der Sommer die Möglichkeit, sich wieder ein wenig an der Entschleunigung zu versuchen, die Seele baumeln zu lassen und auch einmal nichts zu tun. Statt „Schneller-höher-weiter“ könnte somit nun „langsamer-weniger und bewusster“ ein mögliches Sommermotto sein. Ich will es heuer zumindest mal versuchen.
Seit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen werden für die Sieger/innen der Bewerbe Medaillen vergeben. Diese Medaillen aus Gold, Silber und Bronze sind Zeichen für den langen Weg auf das Podest, für so manche Entbehrung, aber vor allem des Sieges. Vielleicht können diese Medaillen auch eine Signalwirkung für mein Leben haben: Was kann ich gut? Wofür hätte ich mir eine Medaille verdient?
Solche Bilder von Siegerehrungen können aber auch dazu einladen, den Blick auf andere zu richten. Ganz sicher gibt es auch in meinem Leben Menschen, denen ich gerne solch eine Medaille um den Hals hänge möchte. Etwa jemanden, der mir in einer schwierigen Situation weitergeholfen hat oder die für mich und andere da ist. Es wäre schön, wenn auch ein solcher Einsatz für andere mehr und mehr gewürdigt werden würde – genauso wie die großartigen Leistungen von Sportlerinnen und Sportlern.
Über 10.000 AthletInnen aus mehr als 200 Nationen nehmen bei den Olympischen Spielen in Tokio teil. Für viele von ihnen, die wohl keine Chance auf Medaillen haben, gilt der Leitsatz: „Dabei sein ist alles.“ Eines von vielen Beispielen, was dies heißen könnte, zeigte sich bei den Olympischen Winterspielen 1998. Der norwegische Langlaufolympiasieger Björn Dählie wartete im Ziel auf den abgeschlagenen letztplatzierten Langläufer aus Kenia Philipp Boit, um ihm zu seiner Leistung zu gratulieren.
Diese beiden Sportler verbindet der unbändige Einsatz ihrer Möglichkeiten. Vielleicht reicht dies nicht immer, um „over the top“ zu sein, wie es unsere „The winner takes it all-Gesellschaft verlangt. Doch zeigt diese Begegnung deutlich auf, was mit dem Grundgedanken des „Dabei sein ist alles“ gemeint sein könnte: ein von Solidarität, Respekt und Wertschätzung geprägtes Miteinander – Eigentlich kein schlechtes Motto, vielleicht auch für unseren Leben.
Neben dem von Völkerverständigung und Toleranz geprägten olympischen Grundgedanken ergeben sich im Laufe der Olympiageschichte viele mitunter auch schwierige Herausforderungen: Neben dem Problem des Dopings oder der stetig wachsenden Kommerzialisierung dieser Veranstaltung stellen sich auch Fragen der Nachhaltigkeit. Was passiert mit den Wettkampfstätten nachdem das olympische Feuer erlischt? Wie nachhaltig wird mit der Infrastruktur umgegangen, die es rund um solch ein Großevent braucht?
Fragen des Umweltschutzes stellen sich jedoch nicht nur im Großen. Sie stellen sich auch in unserem Alltag. Was kann ich in Klagenfurt, Graz oder Feldbach für einen bewussteren Umgang mit der Umwelt anregen und bewegen? Papst Franziskus betont an vielen Stellen den sorgsamen Umgang mit unserem gemeinsamen Haus der Erde. Es wäre schön, wenn wir das beherzigen würden, sei es bei uns in Österreich oder bei den Olympischen Spielen in Japan.
Anton Tauschmann, Theologe in der Katholischen Kirche Steiermark