Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen.“ So heißt es in einem Zitat von Gary Lineker. Für viele Menschen rund um den Globus geht die Bedeutung des Fußballs jedoch auch darüber hinaus. In Wien soll es ja einen Fußballklub geben, der für einige Fans als Religion gilt. Also lieber Fußball, wie hast du es mit der Religion?
Tatsächlich gibt es einige Parallelen: So wie Religion ist der Fußball gemeinschaftsfördernd, durch ihn werden – zumindest auf dem Papier – Werte wie Fairness… transportiert und hat wie die Religionen eine Vielfalt von Ritualen zu bieten. Doch gibt es da auch Tücken. Im Vergleich zu Religionen kann der Sport nur für eine kurze Zeit sinnstiftend sein, einer Statistik zufolge würden sich auch eingefleischte Fans bei großen Problemen nicht in erster Linie an ihren Lieblingsverein wenden. Und auch wenn manche Kicker als Fußballgötter bezeichnet werden, ist es bei Misserfolgen mit dem Ruhm schnell vorbei, wie man auch bei der Biografie von Diego Maradona sehen konnte.
Auch wenn der Fußball somit wohl mehr Spiel als Religion ist, werden im Rahmen der Europameisterschaft „erlösende“ Tore geschossen und sportliche „Auferstehungen“ am heiligen Rasen gefeiert. Ob wie Gary Lineker meint, am Ende die Deutschen gewinnen, werden wir erst nach dem Finale in der „Kathedrale“ von Wembley“ wissen.
Seit 60 Jahren werden Fußball-Europameisterschaften ausgetragen. Neben dem sportlichen Wettbewerb war es auch der Anspruch, mit diesem Turnier eine Brücke zwischen den Ländern Europas zu bauen. Dass Sport eine solche Funktion durchaus einnehmen kann, erlebte ich bereits als Kind in den 1990-er-Jahren.
Für ein Projekt haben meine Eltern Jugendliche aus Ungarn in unserem Haus aufgenommen. Die Konversation untereinander war etwas schwierig, meine Familie konnte kein Ungarisch, die Gäste kein Deutsch, auch Englisch half als Brücke nur bedingt. Aus der daraus resultierenden Langeweile des Nicht-Gesprächs holte ich das Stickeralbum zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994 aus meinem Zimmer. Damit war das Eis gebrochen: So waren wir uns einig, dass Brasilien ein tolles Team hat, der Italiener Roberto Baggio ein großartiger Spieler ist und wir unsere beiden Mannschaften Österreich und Ungarn leider nicht im Heft finden können, da sie sich nicht für das Turnier qualifizieren konnten. Auch wenn wir also nicht dieselbe Sprache beherrschten, konnten wir uns zumindest eine Weile ganz gut unterhalten und ich bekam eine erste Ahnung, welche brückenschlagende Funktion der Fußball haben kann.
„Expect emotions“ – dieser Satz diente als Slogan der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz. Emotionen sind das Salz in der Suppe bei einem Fußballspiel. Positive Emotionen von den Zuschauerrängen können ein Spiel durchaus beeinflussen – der 12 Mann, die 12 Frau sind nicht nur ein Mythos, wie Statistiken beweisen, die besagen, dass in der coronabedingt zuschauerlosen Zeit Heimmannschaften Spiele öfters verloren haben, als zuvor.
Emotionen können jedoch nicht nur beflügeln. Fußball ist leider auch oft Ventil für Aggression, Wut und Rassismus. Spieler gegnerischer Mannschaften werden nicht selten ausgepfiffen oder mit Schmähgesängen bedacht. Auch kann es passieren, dass sich die Wut der Fans aufeinander richtet. Auch im Frühjahr war immer wieder von rassistischen Beleidigungen gegenüber Spielern zu lesen, aber zum Glück auch über Fangruppen, die sich offensiv gegen solche Aktionen auflehnen und gegen Xenophobie auftraten.
Erstmals seit Monaten werden bei der Europameisterschaft wieder Fans in größerer Zahl zu sehen sein und mit ihnen, die ganze Palette an Emotionen, welche die 90 Minuten eines Fußballspiels so mit sich bringt. Hoffentlich sind es hauptsächlich positive Bilder sind, die aus den Stadien in die weite Welt übertragen werden.
Erstmals findet eine Fußball-Europameisterschaft in 11 Ländern Europas statt. Was in der Theorie möglicherweise gut klingt, um möglichst vielen Menschen in Europa Zugang zu Spielen zu verschaffen, ist in der Praxis ein zumindest hinterfragenswerter Ansatz. Ist es sinnvoll, dass in Zeiten einer Pandemie Spieler, Fans und Funktionäre sich quer durch ganz Europa bewegen? Ist es unabhängig einer Pandemie nicht auch klimapolitisch ein wenig absurd, wenn eine Mannschaft ein Vorrundenspiel in Russland und drei Tage später eines in Spanien spielt?
Neben den 11 Austragungsländern wird auch oft der Modus mit 24 Mannschaften kritisiert: Mehr Mannschaften bringt mehr Spiele und mehr TV-Geld für den europäischen Fußballverband, während das Niveau der Spiele leidet, meinen einige Kritiker/innen. Abstruse Transfersummen, bis zur Belastungsgrenze der Spieler/innen aufgeblasene Spielkalender und fragwürdige Vergaben von Großturnieren, wie jene an das Emirat Katar im kommenden Jahr sind nur ein paar der weiteren Themen, die das Image des Fußballs negativ prägen. Es wäre schön, wenn zumindest im kommenden Monat der EURO die zweifelsohne schönen Seiten des Fußballs im Mittelpunkt stehen.