Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Da Sein lässt aufleben
Der Frühling lässt aufblühen. Das saftige Grün der Bäume, Wiesen und Sträucher lässt einem das Herz aufgehen und lässt einen auch innerlich aufleben.
Doch nicht immer lassen es die Lebensumstände zu, dass man sich anstecken lassen kann, von der jugendlichen Frische des Frühlings.
In einer massiven Lebenskrise, in die jeder und jede sehr unvermittelt geraten kann, kann man den Frühling mitunter weder wahrnehmen noch in sich selbst spüren. Die Lebenskraft geht verloren, ja vielleicht wird sogar das eigene Leben hinterfragt, vor allem dann, wenn es für einen keine Unterstützung gibt.
Am 1. Juni wird der Tag des Lebens gefeiert. Das ist eine Initiative der aktion leben. Der Tag des Lebens soll darauf aufmerksam machen, wie wertvoll, einzigartig und schützenswert unser Leben ist. Und ja, unser Leben ist ein Geschenk.
In einer Lebenskrise ist dieses Geschenk oft nicht als Geschenk wahrnehmbar, es mag einem wie eine Last erscheinen. Die aktion leben versucht Menschen, die sich in so einer Situation befinden, zu unterstützen. In Beratungen, Gesprächen und anderen Formen wird versucht, niemanden im Stich und das Gefühl des Lebens wieder neu aufleben zu lassen. Denn jede und jeder ist wichtig, egal wie alt, egal wie schwer es auch gerade sein mag. Du bist wichtig!
Der Frühling lässt aufblühen. Totgeglaubtes erwacht wieder zum Leben und gibt neue Hoffnung.
Doch meine Gedanken sind immer wieder bei dem jungen Buben aus Italien, der seine ganze Familie bei dem Seilbahnabsturz überlebt hat. Ja, es grenzt an ein Wunder, dass er selbst das Unglück überlebt hat. Ich hoffe auch, dass er wieder zu einhundert Prozent wieder gesund wird. Es gibt keine Worte für das, was da passiert ist. Es ist einfach nur schrecklich und unfassbar. Für den Jungen wird es schwer zu verstehen sein, was da passiert ist und er wird viel Begleitung und Unterstützung brauchen, damit die Wunden dieses Ereignisses heilen können. Die Medien berichten von Solidaritätserklärungen und Angeboten der Unterstützung. Das ist schön zu hören. Ich hoffe und bete für ihn, dass diese Unterstützungen wirklich von Dauer sind. Denn das wäre ein zweites Drama, wenn nach dem Abklingen der medialen Berichterstattung, die Unterstützung verloren ginge.
Seine Tante soll für ihn da sein. Noch vor allen finanziellen Unterstützungen ist dies das wichtigste. Jemand, der ihn in den Arm nimmt und einfach bei ihm ist, damit die Wunden anfangen können zu heilen.
Der Frühling lässt aufblühen. Die Hoffnung scheint zurückgekehrt zu sein.
Doch meine Gedanken sind immer wieder bei dem weißrussischen Aktivisten, dessen Flugzeug unter dem Vorwand einer Bombendrohung zur Landung gezwungen wurde, damit er verhaftet werden konnte. Über seine Aktivitäten kann ich keine Aussage machen. Ich weiß auch zu wenig über sein Handeln, dass eine Verklärung unangebracht ist. Aber Folter und Gewalt richten sich von selbst und niemand auf dieser Welt hat es verdient gefoltert zu werden.
Ok, vielleicht wird er gar nicht gefoltert? Wenn dem nicht so ist, warum darf er keinen Kontakt zu Öffentlichkeit haben? Warum weiß man nichts über seinen Aufenthaltsort, außer diesem veröffentlichten Video mit seinem vermutlichen Geständnis?
Wie kann man aufbegehren gegen jemanden, der so viel Macht hat, dass er Gegner um Gegner verschwinden lassen kann? Niemand weiß, was mit dem jungen Weißrussen und vielen anderen politischen Gefangenen genau passiert. Einige Aktivisten werden vermutlich mit ihrem Leben bezahlen müssen. Aber der Druck der europäischen Politiker darf nicht nachlassen, bis alle politischen Gefangenen freigekommen sind. Das ist das Mindeste, was unsere Politiker tun müssen.
Der Frühling lässt aufblühen. Das saftige Grün der Bäume, Wiesen und Sträucher lässt einem das Herz aufgehen. Das Leben erstrahlt in immer bunter werdenden Farben.
Schritt für Schritt öffnen sich für uns wieder mehr Möglichkeiten, die durch das Coronavirus eingeschränkt waren. Insofern fühlt es sich momentan gerade wie ein doppelter Frühling an. Doch soll das Leben wieder ganz genauso sein wie früher? Oder würde uns vielleicht ein wenig mehr an Achtsamkeit guttun? Achtsam sein, um jene Menschen zu bemerken, für die die Krise noch nicht vorbei ist. Achtsam sein, um herauszufinden, was wir wirklich brauchen.
Die Möglichkeiten werden nach der Pandemie ähnlich sein, wie jene davor, aber wir können jetzt neue Entscheidungen treffen, wie wir unser Leben gestalten wollen. Ein bissl mehr das wir sehen und nicht nur das Ich. Ein paar Schritte langsamer statt immer nur volle Kraft voraus. Ein bissl mehr für andere da sein, denn dann werde nicht nur ich wieder erblühen, sondern wir alle.
Ich bin Tobias Hirschmann, arbeite in der Pfarre St.Vinzenz und bin derzeit in Karenz.