Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
mit Pfarrer Andreas Gerhold und ein herzliches Grüß Gott!
Öffnung – das Hauptwort der Stunde. Quer durch alle Medien, auf den Straßen und Plätzen und seit dem 19. Mai 2021 wieder an vielen geöffneten Tischen der Cafés und Wirtshäuser ist von Öffnung die Rede. An den Pfingsttagen habe dieses Wort Öffnung einmal so richtig „durchgekaut“, in seinen vielen Aspekten und Bedeutungen bedacht. Und mir ist einiges aufgefallen. Die Öffnung: ein Hauptwort, das eigentlich eine Tätigkeit beschreibt: die des Öffnens, des Aufmachens von Türen, Fenstern, Lokalitäten, Kultureinrichtungen. Verbunden ist diese Tätigkeit mit dem Aufsperren dessen, was lange verschlossen war. In diese Phase sind wir gerade erst eingetreten. Und wir erwarten, dass sich dieses Öffnen weiter fortsetzen wird. Bis alles wieder offen hat, geöffnet ist, was wir so lange vermisst haben.
Ein anderer Aspekt von Öffnung ist: offen haben. Ein einladender Aspekt. „Kommen Sie herein! Wir haben geöffnet!“ Dahinter steckt die Hoffnung auf weitere, geöffnete Kommunikationsorte wie Bibliotheken, Konferenzräume, Begegnungszentren. Und noch ein weiterer Blickwinkel ist Inhalt von „Öffnung“: nämlich selbst „offen“ sein, einladend sein anderen Menschen gegenüber. Besonders zu denen, die sich in der Zeit der „Schließung“ in einen ganz eigenen, für niemanden sonst zugänglichen Bereich zurückgezogen haben, jeglicher Kommunikation und Verbindung ängstlich ausgewichen sind.
Genug Aspekte, über das Wort „Öffnung“ nachzudenken. Wozu ich Sie herzlich einlade in dieser Woche beI Antenne - Gott und die Welt.
Sie haben schon sehnlichst auf die „Öffnungen“ gewartet? Oder haben Sie es sich zu Hause inzwischen so gemütlich gemacht, dass Ihnen die jetzt wieder geöffneten Räume gar nicht mehr abgehen? Ich kenne die eine oder andere Haltung. Und erlebe Sie bei mir selbst. Genossen habe ich gleich am Mittwoch, dem 19.Mai 2021 den Besuch bei meinem Stammwirten. Ein sehr erfreulicher Abend. Der leider schon um 22.00 Uhr wieder vorbei war. Doch das wird nicht mehr lange dauern, bis die „Sperrstund´“ wieder das normale Zeitmaß erreicht hat.
Dass die Laienchöre noch nicht wieder in voller Stärke proben, also richtig singen dürfen, vermisse ich nach wie vor. Durch das Streamen habe ich bisher einige großartige Filmabende zu Hause erlebt. Einen Kinobesuch kann ich also durchaus noch aufschieben. Aber das wird noch. Öffnung ist für mich kein Zauberwort, so á la „Sesam, öffne dich!“ Öffnung ist ein aktives Wort, eines, bei dem das Abwägen von „schon jetzt“ und „vielleicht doch später“ eine große Relevanz hat. Wenn ich auf die heutige Situation schaue, dann ist „Öffnung“ noch nicht vollständig erreicht. Um im Bild einer Tür zu bleiben: sie ist halb geöffnet, manchmal noch mit einem Sperrriegel versehen. Ein Blick zu erhaschen auf das, was dahinter ist, hebt sicher die Erwartungen. Und „Erwarten“ hat mit „Warten“ zu tun. Das aber haben wir alle in den letzten Monaten gut gelernt!
Ein Wort, das unbedingt zu „Öffnung“ dazu gehört, ist „Eröffnung“. Eröffnen: etwas neu gestaltetes, neu konzipiertes, neu erschaffenes oder gebautes eröffnen, im Sinn von: seiner Bestimmung übergeben. Das ist mir in den langen Monaten des Lockdowns sehr abgegangen. Wie fröhlich sind diese Feiern, wenn Wohnungen übergeben, ein Geschäft eröffnet, ein Kommunikationszentrum seine Gäste begrüßen darf und kann.
Das ist die eine Sichtweise von „Eröffnen“. Eine andere ist „Eröffnung“ als Sinnstiftung, als Begreifen eines bisher unbekannten oder nicht auf den ersten Blick erkennbaren Inhalt eines Buches, eines Bildes, eines Theaterstückes oder einer mathematischen Formel. Da werden „Eindrücke“ eröffnet, werden neue Denkhorizonte aufgetan, werden manchmal auch Perspektiven zurechtgebogen. Ein Beispiel dafür: Bob Dylan, der große Meister verschlüsselter Sprache und Schöpfer neuer Sprachbilder, gerade 80 Jahre geworden. Ein Durcharbeiten so mancher Songtexte mit einer Spezialistin des amerikanischen Englisch eröffnet wirklich ganz neue Eindrücke. Auch bei bekannten Liedtexten von ihm. „Eröffnung“: ein bekanntes Wort, das bei näherer Betrachtung eine ganz eigene Wertigkeit bekommt. Aber es bleiben noch einige Bedeutungen von „Öffnung“. Die kommen morgen.
„Öffnung“: dieses Wort ist in seinen vielen Bedeutungen und Nuancen wirklich vielschichtig und selbst in dieser ganzen Themenreihe seit Sonntag nur in Auszügen akustisch zu beleuchten. Mit Bildern dazu würde ein Schulsemester ein ansprechender Zeitraum dafür sein. Sich öffnende Himmelstore oder Höllenschlunde aus der Malerei, geöffnete Fenster zum Hof aus der Filmgeschichte und vieles mehr wäre da richtig spannend zum Anschauen.
Aber „Öffnung“ hat auch einen ganz alltäglichen, eigentlich banalen Sinn: das Öffnen einer Flasche oder einer Schachtel, das Öffnen eines Badewannenstöpsels, oder, beinahe kriminalistisch, das Öffnen eines Grabes. Zu gegebenem Anlass auch notwendig. Da fallen Ihnen sicher noch einige dieser alltäglichen Begebenheiten ein. Aber sie gehören genauso dazu wie die künstlerischen, die arbeitstechnischen, die gemütlichen und dringenden „Öffnungen“. Und „sich öffnen“ ist ein sehr persönlicher, nicht immer konfliktfreier Akt.
Mir haben diese gedanklichen Begegnungen mit dem Wort „Öffnung“ sehr viel Spaß gemacht. Und auch neue Erkenntnisse gebracht. Ich möchte Sie gerne dazu ermuntern, sich ein Wort, das Ihnen zwar bekannt, aber in seiner Vielschichtigkeit noch zu erschließen ist, einmal herzunehmen und zu sezieren, also auseinanderzunehmen. Einfach bequem hinlümmeln und den Gedanken dazu freien Lauf lassen. Ein echtes Vergnügen!