Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
„Heute und immer gilt: Die Armen sind die ersten AdressatInnen des Evangeliums.“ Mit diesen Worten beschreibt Papst Franziskus ganz klar einen zentralen Auftrag allen kirchlichen Tuns. Armut hat viele Gesichter und selten ein schönes. Gerade in der Zeit der Pandemie zeigt sich eine breite Palette an Armutsformen – sei es die wirtschaftliche Armut, existentielle Armut oder eine Armut an sozialen Beziehungen – Armut ist immer dort, wo Lebensmöglichkeiten bzw. die tätige Teilnahme an der Gesellschaft stark eingeschränkt wird.
In seinem Lied „Streets of London“ aus dem Jahr 1969 beschreibt der Sänger Ralph McTell Straßenszenen und stößt dabei auf viele Menschen in Armutssituationen: Da ist von Einsamkeit oder Obdachlosigkeit die Rede. Wie sieht es auf den Straßen von Köflach, Villach, Klöch oder Graz aus? Welche Gesichter trägt Armut in meinem Wohnort? Not bewusst wahrzunehmen kann bereits ein erster Schritt sein, diese ein Stück weit zu lindern: sei es in meinem privaten, im gesellschaftlichen bzw. kirchlichen Umfeld.
Not gibt es nicht nur in unserer unmittelbaren Umgebung, Not ist vielmehr auch ein globales Problem. So waren laut UNO im Jahr 2019 79 Mio. Menschen auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen. Auf ihrer Suche nach Sicherheit, Freiheit und Menschenwürde endet ihre Reise oft vorläufig in Flüchtlingslagern, wie jenen auf Lesbos, Kara Tepe bzw. Moria. Dort leben sie oft unter widrigsten Bedingungen, untergebracht in Sommerzelten, mit wenigen Hygieneanlagen und eingeschränkter Elektrizität.
Europa hat nach den schrecklichen Weltkriegen des 20. Jahrhunderts sein Fundament auf Werten wie Menschlichkeit, Mitgefühl, Solidarität und Freiheit aufgebaut, Werte die das Zusammenleben lange geprägt haben und Basis für das Überstehen vieler Krisen war und ist. Es wäre schön, wenn diese Werte in der Lösung dieser Situation von geflüchteten Menschen, aber auch bei Fragestellungen rund um die komplexen Themen Asyl und Bleiberecht wieder stärker ins Bewusstsein der europäischen und österreichischen Politik rücken. Aber auch wir als EuropäerInnen und Europäer, ÖsterreicherInnen oder BewohnerInnen Kärntens und der Steiermark sind gefragt, diese Werte zu leben.
In den Beiträgen der letzten Tage wurde aufgezeigt, was Armut heißen kann – global, aber auch lokal. Zum Glück gibt es jedoch auch viele Menschen, die sich für andere einsetzen, Bewusstsein für Notlagen schaffen oder kreative Lösungsansätze zur Linderung von Not finden. Viele Menschen in der Steiermark und in Kärnten sind in Vereinen, Netzwerken, kirchlichen Gemeinden oder Initiativen ehrenamtlich engagiert. Dabei suchen sie in ihrem Engagement vielfach auch Lösungen für ein gelingendes Miteinander.
Auch die Corona-Zeit hat soziales Engagement nicht minimiert. Im Gegenteil. Viele versuchten im Kleinen für andere da zu sein. Sei es durch Einkäufe oder durch Telefonate oder anderen coronagerechten Formen des Gesprächs bzw. der Begegnung. Die Caritas versucht mittels ihres Teams Nächstenliebe freiwillige HelferInnen mit Menschen in ihrer Umgebung zu verbinden, die Unterstützung brauchen. Das ist nur eines von vielen Puzzlesteinen, das zu einem Netz der Aufmerksamkeit und der Solidarität beitragen kann – lokal, aber auch global.
Seit fast einem Jahr beherrscht die Corona-Pandemie unser Weltgeschehen. Ein Jahr, das viele Formen der Entbehrung mit sich gebracht hat: Die oberste Prämisse, um die Pandemie in den Griff zu bekommen ist es, physische Kontakte zu vermeiden. Dies führt auch bei mir zu kuriosen Gegebenheiten: Wie fremd erscheinen mir plötzlich Szenen von Menschenmassen in Flimen oder Fotos von zwei sich Begegnenden, die sich zur Begrüßung die Hände schütteln.
Für uns Menschen, die wir auf soziale Beziehungen ausgerichtet sind, ist diese Situation nicht leicht, besonders schwer ist sie wohl für ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen und Patient/innen in Krankenhäusern, die Besuch nur sehr eingeschränkt oder gar nicht empfangen können. In seiner Botschaft anlässlich des Welttags der Kranken, der am 11.Februar begangen wird, betont Papst Franziskus die hohe Bedeutung eines guten von Beziehung geprägten Umgangs mit erkrankten Menschen: „Eine Gesellschaft ist umso menschlicher, wie sie sich ihrer
schwachen und leidenden Glieder anzunehmen vermag“ Ein Satz der für die Zeit der Pandemie, aber auch darüber hinaus für den Umgang mit Armut not tut.