Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Und hier ist der Text zum Nachlesen:
Zukunft – ein Begriff, der in vielerlei Schattierungen gebraucht wird. Gerade in den Zeiten, da alles so ziemlich heruntergefahren ist. Im Lockdown also. Zukunft – wird gebraucht zur Definition der Zeit nach dem Lockdown. Der jetzige soll am 8. Februar beendet sein. Angeblich der letzte Lockdown. Da bin ich aber gespannt, ob das wirklich so eintreten wird. Die Schulen haben gleich danach Semesterferien, sperren daher erst ab 15. Februar auf.
Ich weiß, die Zeitpläne sind ein wenig kompliziert geworden, auch für die Kirchen und Religionsgemeinschaften. Wann für sie das Ende der Aussetzung von Präsenzgottesdiensten kommt und unter welchen Bedingungen das passieren wird, gleicht eher einem Orakelspruch aus dem Kaffeesud. Für die Kultureinrichtungen in ihrer Gesamtheit sind die Lockdownzeiten eine existenzgefährdete Hängepartie. Das gilt für die öffentlichen und besonders für die private, freie Kunst- und Kulturszene. Also: Blick nach vorne gerichtet, in die Zeit des Nachher, in die Zukunft. Das ist nicht so leicht. Denn was sein wird, werden kann, ist nur mit den Parametern der Gegenwart einschätzbar. Und die können schon morgen nicht mehr stimmen.Schwierig, aber voller Hoffnung: das ist die Welle, auf der wir dahinsurfen: Hoffnung. Die allen offensteht. Und für viele der einzige Anker ist.
Ein Wunschtraum der Menschheit von Anbeginn: in die Zukunft schauen zu können. Ganze Heerscharen von Priester*innen, Seher*innen, Schamanen*innen, wissenschaftlich orientierte Zukunftsforscher*innen, sie alle hatten und haben ein großes Ziel: die Zukunft vorherzusagen oder Markierungen zu definieren, an denen die Zukunft einigermaßen vorhersehbar wird. Ein Teil derer, die in die Zukunft blicken, sind ganz auf Einzelpersonen konzentriert: wie wird es mir gehen in 10, 20 Jahren, werde ich im Lotto gewinnen, wie schaut es mit Beziehungen aus, mit meinem Beruf, mit den Kindern? Fragen, die ihre Berechtigungen haben und schon den Kopf schwer machen können. Deren Prognose allerdings wohl am schwierigsten zu erstellen ist.
Der andere Teil der Zukunftsbetrachter*innen hat mehr die ganze Welt im Blick: die Mahner*innen betreff des Klimawandels, als ein Beispiel. Und deren Grundlagen sind einigermaßen sicher: dass die Menschheit schon mittendrin ist. Klimawandel findet statt. Unterschiedlich vielleicht nur noch in den zeitlichen Auswirkungen.Da ist Zukunft ein sehr sicheres Terrain, allerdings ein sehr existenzielles: denn es geht um das Überleben aller Menschen auf der Erde.
Auf die Meinungen dieser Mahner*innen zu hören, ist einigermaßen nützlich: für einen selbst und für die Welt.
Ein ganz wichtiger Punkt bei der Betrachtung von „Zukunft“ ist: wer entscheidet darüber, wie diese gestaltet wird!? Denn Zukunft gestalten geschieht immer in der Gegenwart. Mit den Mitteln der Gegenwart, unseres Alltags. Zu einem kleinen Teil liegt diese Gestaltung ganz bei uns selbst. Mit einer Grundfrage: wie wirken sich unsere eigenen, ganz persönlichen Entscheidungen denn aus, in einem Jahr, in fünf, in zehn Jahren. Ich brauche ein neues Auto: gleich ein E-Mobil, oder einen Hybrid, oder doch wie gewohnt Benzin oder Diesel. Oder: brauche ich in fünf Jahren überhaupt noch ein Auto und das alte tut es bis dahin auch. Das sind Entscheidungen, an die muss ich mich selber dran machen.
Für ein Land, eine Republik, für die Welt schaut die Planung der Zukunft schon anders aus: da sind Regierungen an der Reihe, internationale Organisationen wie die UNO, oder die Europäische Union. Was kaum für möglich gehalten wurde, ist aber eingetreten: gemeinsame Ziele wurden zukunftsfähig formuliert, wie das Pariser Klimaabkommen vom 5. Oktober 2016. Aber die Umsetzung scheitert bisher an vielen nationalen Eigeninteressen. Doch geht es um Entscheidungen für uns alle. Wer nun endgültig darüber bestimmt, was geschehen soll, das ist eine bis heute ungeklärte Frage. Die aber gelöst gehört. Denn viel Zeit bleibt nicht mehr.
Ein kleiner Blick zurück in die Pop-Geschichte: 1977 erschien der Song „God Save the Queen“ von der Punk-Band „Sex Pistols“. Ein aufrührerischer Song, der weder in der Musik noch im Text irgendeiner Konvention entsprochen hat. Eines der Hauptwörter dieses Liedes ist: „No future!“ – „Keine Zukunft!“. Sid Vicious, der Sänger der Sex Pistols, hat damit seinen Frust in die Welt gebrüllt. Ein lautstarker, lärmender Abgesang auf die Eliten, die Ewiggestrigen, die Traditionalisten.
Johnny Rotten, Co-Autor des Textes, sagte in einem Interview: „Die Textzeile No Future ist prophetisch: Wenn du deine Zukunft nicht selbst in die Hand nimmst, dann wirst du auch keine haben. So einfach ist das!“ „No Future“, eine Momentaufnahme aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Mit großer Wirkung. Denn auch heute sehen kluge Personen, die sich mit der Zukunft beschäftigen, die Waagschale eher Richtung „No Future“ absinken. Wenn, ja wenn wir nicht die Notbremse ziehen. Die Notbremse der Einschränkungen, der Regionalität, der kleineren Lebenskreise.
Aber nicht durch einen Lockdown ausgelöst, sondern durch Erkenntnis gewonnen.
„Small Is Beautiful“: Ein Buchtitel aus dem Jahr 1973. Geschrieben von Ernst Schumacher, einem britischen Ökonom. Empfohlen zum Lesen. Damit unsere Zukunft tragfähig bleibt.