Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Ein kleines Fell-Häufchen Elend liegt in der Schachtel, die uns junge aufmerksame und tierliebe Menschen in die Hand drücken. Dankbar, dass sich jemand dem Elend annimmt. Das ist nicht die erste Szene, die wir so oder so ähnlich erleben. Ausgehungerte, schwerkranke, ja manchmal schon halb tote kleine Katzen wurden uns schon gebracht oder haben wir von Heuböden, aus Kellern, von Terrassen oder sonst wo eingesammelt.
Wir sind nicht die Arche Noah und auch nicht die Tierrettung. Und trotzdem rücken wir aus – mit (ziemlich) bissfesten Handschuhen, Transportkörben und Lebend-Fallen, Kescher und Katzenfutter – wenn uns jemand hilfesuchen anruft oder wir anderswie von Tierleid erfahren. Es ist kein Job und auch kein Hobby, sondern eine Herzensangelegenheit.
Angefangen hat es mit Katzen, die wir selbst aufgelesen haben – in unserem Hof, in der Dachrinne oder im Straßengraben. Bald kam aber auch schon der erste Anruf von einem benachbarten Bauernhof: Da liegt eine fremde Katze mit ihren Kleinen unter einem Busch. Könnt ihr sie holen? Per Mundpropaganda verbreitete sich die Kunde von Dorf zu Dorf und via Social Media, dass da zwei katzenverrückte Frauen beim Kastrieren von scheuen Katzen helfen. Nach mehrmaligen Besuchen bei allen Tierärzten in der Umgebung fragte der eine oder die andere nach unseren Kontaktdaten. Oftmals stehen verzweifelte Menschen bei ihnen in der Praxis, weil zugelaufene Katzen (oder auch die vom Nachbarn oder Nachbarsnachbarn) sich unkontrolliert bei ihnen vermehren.
Gegen diese unkontrollierte Vermehrung von Katzen gibt es ein Gesetz. Ein Verstoß gegen dieses Gesetz soll bei der zuständigen Veterinär-Behörde gemeldet werden. Aber wer zeigt schon gerne seinen Nachbarn an? Wir denken allerdings, dass man einem guten Nachbarn die Meinung sagen kann.
Meistens dürfen wir diesen Job dann übernehmen - das ist der lästige Teil, der viele Nerven kostet und uns auch schon das eine oder andere Gespräch mit der Polizei eingebrockt hat. Wenig herzerwärmend sind die Momente, wo man es im Guten mit Gespräch versucht und dafür Beschimpfungen, Beleidigungen oder sogar Bedrohungen erntet.
Tierschutzarbeit bringt einen an die persönlichen Grenzen und öffnet zugleich neue Horizonte. Ich treffe Menschen, spreche mit Leuten und besuche Familien in ihrem Zuhause, wo es mich sonst niemals im Leben hin verschlagen hätte. Man hört Lebensgeschichten, Nachbarschaftsfehden und Familientragödien. Tierschutzarbeit ist immer auch Arbeit mit Menschen.
Doch im Mittelpunkt stehen die Tiere. Je nach „Problemlage“ und Kooperation der Beteiligten ist es vorerst wichtig herauszufinden, um wie viele Tiere es sich handelt. Dazu fotografieren wir Katzen-Rudel oder bitten um Fotos, suchen Heuböden oder Schuppen nach Babykatzen ab. Dann stellen wir Lebend-Fallen scharf, kontrollieren diese regelmäßig, fahren mit eingefangenen Tieren zur Kastration, betreuen Katzenbabys je nach Alter mit oder ohne Mutterkatze bei uns zu Hause, suchen neue „Für-immer-Zuhauses“ für sie, pflegen kranke Tiere, päppeln unterernährte Miezen auf, sozialisieren und zähmen ängstliche Streuner-Kitten, … ja und manchmal… da gelingt es uns, sogar das eine oder andere Leben zu retten. Jedes Jahr betreuen wir um die 100 Tiere.
Zum Beispiel den kleinen Kater, nur ein paar Wochen alt und zum Tode verurteilt: Katzenschnupfen – eine der schlimmsten Krankheiten bei kleinen Katzen. Eitrige Augen, verstopfte Nase, röchelnde Atmung. Der Mann auf dessen Grundstück das Tier dahinsiechte war der Ansicht: „Die Geschwister sind auch schon alle gestorben, soll der auch sterben.“ In einer Nacht- und Nebelaktion konnte der Kleine gerettet werden. Heute ist Fuzzle der allergrößte Kampfkuschler (Kämpfen und Kuscheln sind seine beiden Stärken) den wir im Haus haben – wenn auch nur mit einem Auge und chronischem Schnupfen.
Oder die kleine, gerade mal ein Jahr alte Mutterkatze von unter dem Busch. Mit ihren fünf Kitten ist „Fauchi“ in unser Bad eingezogen, hat sich wochenlang unter dem Heizkörper versteckt und gefaucht, wenn sie uns gesehen hat. Weil sie im Haus mit Menschen so gestresst war, haben wir sie nach der Kastration bei uns freigelassen, mit der Option zu gehen. Sie blieb. Eigentlich müssten wir sie von Fauchi auf Schmusi umtaufen, so gerne wie sie mit uns kuschelt.
Manchmal gelingt es aber auch nicht, ein Leben zu retten. Je länger man im Tierschutz tätig ist, desto mehr fiese Krankheiten, Viren, Bakterien, Verwahrlosung, etc. erlebt man. Auch den Tod. Wenn ein kleines Kätzchen, das Wochen zuvor noch fröhlich im Katzenzimmer herumgetollt ist, von einem Tag auf den nächsten nur mehr apathisch in deinen Armen liegt, den Kopf nicht mehr heben kann und schlussendlich einfach aufhört zu atmen, dann liegt die ganze Welt für Momente in Scherben. Eigentlich unerträglich.
Wäre da nicht die Chance, dass es beim nächsten Tier gelingen könnte, ihm oder ihr das Leben zu retten. Und wir sind nicht allein. Über Social Media vernetzen sich Tierschutz-Vereine und im Tierschutz Engagierte und treffen sich zum Austausch oder für gemeinsame Aktionen. Ein Glaubenssatz schweißt uns zusammen: Man hat nicht ein Herz für Menschen und eines für Tiere. Entweder man hat eines oder man hat keines!
Katharina Grager & Claudia Scheucher
Claudia und Katharina haben ein großes Herz für Tiere - und Menschen.
Diese Kolumne steht Ihnen offen, um Themen des täglichen Lebens aus Ihrer ganz persönlichen Sicht als Christ:in in einem kurzen Text zu kommentieren.
Wir freuen uns über Ihren Beitrag an webred@graz-seckau.at!