Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Unglaublich, dass es schon wieder ein Jahr her ist, seit ich die Koordination der VinziWerke Österreich von meiner Vorgängerin und ehemaligen Chefin Nora Tödtling-Musenbichler übernommen habe. Zwei Jahre lang durfte ich davor an ihrer Seite als Stellvertreterin erleben und erfahren, wie es ist, das Ruder unserer 40 Einrichtungen und Projekte zu lenken. Wie wichtig es ist, das „Große Ganze“ im Blick zu behalten und vor allem, welche Qualität die Arbeit hat, wenn der Mensch an erster Stelle steht.
„Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben“ war für mich bis vor wenigen Monaten noch eine Redewendung ohne tiefergehenden Sinn. Wenn ich aber im vergangenen Jahr darüber nachgedacht habe, was der Positionswechsel mit mir, meinem Selbstbewusstsein und auch meinen Kenntnissen und Fähigkeiten gemacht hat, bin ich oft selbst überrascht.
Klar Stellung zu beziehen, Haltung zu zeigen, wichtige Entscheidungen treffen zu müssen und dafür auch die Konsequenzen zu tragen - all das sind Erfahrungen, die meine Lernkurve sehr steil nach oben klettern ließen. Es war von Beginn an sehr schön zu erleben, wie herzlich ich rundum aufgenommen wurde. Ob von Mitarbeiter:innen, im Netzwerk oder Unterstützer:innen und Kooperationspartner:innen – ich durfte allen gegenüber von Anfang an offen sagen, wenn ich über etwas nicht Bescheid wusste oder Dinge aufgrund noch nicht ausgereifter Routinen etwas länger dauerten, ohne mich dabei schlecht zu fühlen. Mir wurde in jeder Situation viel Verständnis entgegengebracht, und dafür bin ich dankbar.
Der Beginn meiner „Amtszeit“ war kein Zuckerschlecken, denn wir befanden uns noch mitten in Krisen- und Lockdownzeiten. Das bedeutete täglich aufs Neue zu improvisieren, rundum flexibel zu sein und schnell Lösungen zu finden. Keine Frage – alles, was die VinziWerke leisten, braucht die Kraft vieler Menschen. Es sind äußerst kompetente und motivierte Leute, die sich in den VinziWerken haupt- und ehrenamtlich einsetzen und sie zu dem machen, was sie sind. Aber zu realisieren, dass man die Verantwortung für so Vieles trägt, war doch ein großer und wichtiger Prozess für mich, der mich vermutlich auch noch länger begleiten wird.
Der Alltag bei den VinziWerken ist wirklich abwechslungsreich und vielseitig - diese Erkenntnis hatte ich sehr schnell nach meinem Umzug von Wien nach Graz, um als stellvertretende Koordinatorin zu arbeiten. Eine weltweite Pandemie und einen furchtbaren Krieg in Europa später muss ich leider die Bilanz ziehen, dass uns die Menschen mehr denn je brauchen.
Oft wissen sie nicht, wie sie die Fixkosten für ihre Wohnung oder die Lebensmittelkosten für ihre Familie bestreiten können. Sie wenden sich verzweifelt an uns, weil alle anderen Hilfsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Sie klopfen an unsere Türen mit der Bitte um ein Bett für die Nacht, weil sie ihre Wohnung verloren haben. Eine solche Situation ist schrecklich und für mich kaum vorstellbar. Aber es macht mich stolz, in einer Organisation zu arbeiten, die im wahrsten Sinne des Wortes „dort hinschaut, wo andere wegsehen“. Die Menschen in ihrer Not auffängt, schnelle unbürokratische Hilfe leistet und das vor allem ohne Bedingungen.
Immer wieder bewundere ich die Stärke und den Mut unseres Gründers, Pfarrer Wolfgang Pucher. Er trotzte allen Widerständen und hat sich niemals unterkriegen lassen. Nach meinem ersten Jahr als Koordinatorin arbeite ich noch stark daran, mir eine Scheibe davon abzuschneiden – mal sehen, wie groß das Stück in ein paar Jahren sein wird.
Diese Kolumne steht Ihnen offen, um Themen des täglichen Lebens aus Ihrer ganz persönlichen Sicht als Christ:in in einem kurzen Text zu kommentieren.
Wir freuen uns über Ihren Beitrag an webred@graz-seckau.at!