Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Eigentlich fällt es mir gar nicht schwer, auf Fleisch zu verzichten, weil ich zum Glück in einer Familie lebe, wo Fleisch eher zur seltenen Beilage wurde und nicht zur Hauptspeise.
Dennoch bin ich froh über die Initiative des Fleisch Fastens, weil es weit über den Tellerrand und den individuellen Akt des Verzichts hinausreicht. In meiner Kindheit wurde unter anderem freitags kein Fleisch gegessen, weil das „schon immer so war“ und weil es sich „so gehörte“, und damit hatte es sich.
Wenn wir heute auf Fleisch verzichten, bzw. es bewusst, z.B. biologisch, essen, kann das ein vielschichtiges persönliches Statement sein. Für Nachhaltigkeit, Regionalität, faire Bedingungen in der Landwirtschaft, Solidarität, Spiritualität, Gesundheitsbewusstsein uvm.
Und: Es ist die Möglichkeit, in einer verworrenen und komplexen Welt durch bewussten Konsum ein wenig gestaltend und lenkend einzugreifen.
Gute Gründe für bewussten Fleischkonsum gibt es zur Genüge. Allein die Haltungsbedingungen in großen Tierbetrieben reichen für mich persönlich schon aus. Würden wir Menschen mit zu vielen Mitmenschen erzwungenermaßen auf viel zu wenig Raum leben wollen? Zum Beispiel in einer sehr engen Wohnung, ohne Tageslicht, ohne „Auslauf“ ins Freie, mit künstlicher Belüftung, inmitten unserer Exkremente? Und das, solange wir leben? Wohl kaum. Ohne Medikamente wären wir in kürzester Zeit schwer krank und würden uns gegenseitig bekämpfen. Für die sogenannten „Nutztiere“ (was für ein Begriff!) ist das die Norm.
Kommen sie einmal nach Burgau und beobachten sie die „Burgauer Sonnenschweine“ meines Biobauernkollegen Norbert Hackl. Dann braucht man nicht mehr darüber zu reden und zu schreiben. Diese Art der Tierhaltung läßt für Tierherzen nichts offen. Sonne, Luft, Licht, Wasser, Erde und jede Menge Platz! Die Tiere haben, zumindest solange sie leben, alles, was eine artgerechte Tierhaltung erfordert. So gut leben viele Menschen nicht! Natürlich wachsen diese Tiere langsamer und kosten deshalb auch mehr in der „Produktion“, daher ist dieses Fleisch auch teurer. Aber sie wissen, was sie essen, wenn sie schon Tiere essen wollen.
Wobei mich persönlich der Begriff der „Produktion“ in der Landwirtschaft stört. Ich bin selbst (unter anderem) Biobauer mit ca 10 ha Anbaufläche. Die Bauern reden gerne, dass sie Getreide produzieren oder dieses und jenes. Machen wir das wirklich?
Meine Erfahrung ist: ich säe zum Beispiel Dinkel, versuche den Acker gut vorzubereiten, hoffe auf Regen und Wärme und ein „gutes Jahr“ bis zur Ernte und auf einen guten Ertrag und einen fairen Preis usw, aber „produziert“ hab ich dabei gar nichts. Das Wachstum, die Gestalt der Pflanze, das alles bekomm ich geschenkt, das alles ist, für mich, vom Schöpfer grundgelegt, ist ein göttliches Geschenk. Ich kann nur versuchen gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Für mich ist es überheblich, mich als Produzenten zu sehen. Ich kann aus Holz ein Möbelstück produzieren, aber ich kann kein Holz „machen“. Ich kann aus Getreide Mehl produzieren, aber ich kann kein Getreide „machen“.
Ein Professor auf der Uni in Graz hat während der Vorlesungen öfters festgestellt, dass, wer Fleisch essen möchte, auch selbst in der Lage sein muss das Tier zu schlachten. Wir würden dann viel bewusster und respektvoller damit umgehen. Das stimmt für mich zu hundert Prozent. Nachdem ich am Bauernhof aufgewachsen bin und bei vielen Schlachtungen dabei war weiß ich, dass die Tiere genau spüren was los ist und was mit ihnen passieren wird. Wenn ich ein Gefühl dafür bekomme, woher mein Lebensmittel kommt, Tier wie Pflanze, wie es wächst, was es braucht um zu gedeihen, welche Mühe und Arbeit dahintersteckt, dann bekommt es auch eine Seele, oder besser, dann erkenne ich seine Seele, den besonderen Wert, dann ist es mehr als nur ein „Ding“ aus dem Supermarkt. Dann ist es ein Lebens-Mittel und nicht bloß Nahrung. Dann werde ich auch automatisch bewusster damit umgehen und es nicht wie einen Wegwerfartikel behandeln.
So wie unsere Mitmenschen Respekt verdienen, so verdient die ganze Schöpfung unseren Respekt! Die Tiere ebenso wie die Pflanzen. So frag ich mich ja auch beim momentanen Hype um vegane Ernährung, woher wir uns das Recht herausnehmen uns einfach die Pflanzen reihenweise einzuverleiben? Die sind ja auch nicht nur auf der Welt um uns zu „dienen“ ... aber das ist jetzt eine andere Geschichte ...
Josef Lederer
Mehr Infos zur Aktion "Gerecht leben. Fleisch fasten"
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Was erleben und sehen Sie so "Mitten im Leben"?
Diese Kolumne steht Ihnen offen, um Themen des täglichen Lebens aus Ihrer ganz persönlichen Sicht als ChristIn in einem kurzen Text zu kommentieren.
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