Ecclesiopreneurship – Kirche auf neuen Wegen

Als ich 2013 einem inneren Drängen folgte und Pastoralinnovation gründete, waren viele überrascht über diese Entscheidung. Sie war damit verbunden, die Komfortzone einer kirchlichen Anstellung zu verlassen, den Status einer Leitungsfunktion aufzugeben und ohne die Einbettung in eine große Organisation ganz klein neu anzufangen. Als gewerberechtliche Basis für meine Gründung diente die Rechtsform einer Unternehmensberatung. Ich war also plötzlich ein kleiner Unternehmer, der andere beraten wollte. In meinem Fall hatte und habe ich engagierte Menschen vor Augen, die in unterschiedlichen kirchlichen Organisationen, ob Pfarren, Orden, Caritas- oder Bildungseinrichtungen oder Bewegungen tätig sind und sich nach mehr „Früchten“ ihrer Arbeit sehnen. Ihnen wollte ich mit Rat und Tat zur Verfügung stehen, indem ich die Erfahrungen blühender und wachsender Gemeinschaften und Organisationen analysierte und leicht verständlich verfügbar machte.

Menschen, die besser werden wollen

Der Begriff „Innovation“ schien mir dafür die passende Linse zu sein, um auf die Praxis kirchlicher Handlungsorte und engagierter Menschen zu blicken und gemeinsam konkrete Möglichkeiten von Verbesserungen zu entdecken. Denn innovative Menschen sind ja weder besser noch können sie alles besser. Aber sie wollen besser werden. Deshalb wollen sie voneinander lernen. Sie halten die Augen offen und sind neugierig. Wie Kinder freuen sie sich, wenn sie Neues entdecken und für sich anwenden können.

Pastoralinnovation geht nun in das neunte Jahr. Aus der One-Man-Show ist ein kleines Team geworden, aus dem Einzelberater ein derzeit etwa 30-köpfiger Pool von Frauen und Männern, die zu vielen brennenden Themen ihr Knowhow und ihre praktischen Erfahrungen so vermitteln, dass jede:r davon profitieren kann. Aktuell bieten wir vier Hauptschienen an: Die LIVT Vitalisierungskurse für Pfarrgemeinden in alten und neuen Formen, die Online-Akademie mit vielfältigen Themen und Formaten, die USA Partnerschaften als Trendforschung für zukünftige Entwicklungen und die Innovationsforen, wo sich Führungs- und Nachwuchskräfte aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen begegnen und inspirieren können.

Gute Früchte können reifen

In den nächsten Jahren sollen diese und weitere Bereiche durch sogenannte Ecclesiopreneur:innen eigenständig weiterentwickelt werden. Hintergrund ist die Erfahrung, dass die Kombination von fachlichen Innovationswissen, theologischer Fundierung und geistlicher Praxis vieles möglich macht. Ermattete atmen auf, Frustrierte schöpfen begründete Hoffnung und Verwelktes blüht auf. Mehr gute Früchte für eine bessere Welt können reifen. Denn Gott lässt niemand allein, der IHM hier und heute den Weg bereitet und Seinem Heiligen Geist Landeplätze bereitet.

Wie geht es mir persönlich nach diesen acht Jahren? Auch wenn das Abschiednehmen schmerzlich war, weil ich sehr gerne und leidenschaftlich in unserer Diözese gearbeitet hatte, habe ich meine Entscheidung keine Sekunde bereut. Am Beginn hatte ich nur eine grobe Vorstellung, die sich dann durch viele Begegnungen, Gespräche und internationale Kontakte immer mehr konkretisiert hat. Die existentielle Ausgesetztheit einer selbständigen Tätigkeit, verschärft durch die Pandemie und tendenzielle Abgeschlossenheit kirchlicher Systeme, war nicht nur eine Herausforderung, sondern führte letztlich auch zu einem solideren Verständnis von Glaube, Leben und Liebe. „Herz, was willst du mehr?“, denke ich mir und bin gespannt auf die Überraschungen der kommenden Jahre.

Georg Plank, PASTORALINNOVATION