Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Wäre ich nicht der Überzeugung, die richtige Religion zu haben, müsste ich sie logischerweise wechseln bzw. mich davon abwenden. Gott sei Dank bin ich nicht in diesem Dilemma! Wäre ich aber davon überzeugt, in meinen Glauben, meinem Leben und durch das Theologiestudium Jesus Christus ganz zu begreifen und zu erkennen, dann wäre ich wohl nicht auf dem christlichen Weg. Das hoffe ich nicht. Die Frage nach der richtigen Religion und die sehr unterschiedlichen Zugänge dazu sind jahrtausendealt. Viele Anhänger*innen der über 30 in Graz vertretenen Religions- und Konfessionsgemeinschaften stellen diese Frage auch heute noch.
Sehe ich meine Religion allein als Tradition mit schönen Brauchtumsveranstaltungen, die nicht in Vergessenheit geraten sollen, so ist die Frage nach der richtigen Religion eher nicht relevant. Suche ich aber nach tieferem Verständnis der geoffenbarten Wahrheit Gottes, dann stellt sich die Frage nach dem Glaubensweg und somit der Religion sehr wohl.
Ich denke, dass allein schon die Formulierung der Frage eine Gottesbeziehung bzw. die Zugehörigkeit zu einer Religion ersichtlich macht.
Als Steirerin bin ich katholisch sozialisiert. Seit ich denken kann, habe ich Gott in meinem Leben wahrgenommen und mich von ihm begleitet gefühlt. In meiner Religionsgemeinschaft finde ich Wege Gott näher zu kommen. Aber ich kenne auch einen, ebenfalls katholisch sozialisierten, Steirer und ehemaligen Pfarrgemeinderatsvorsitzender, der zu Gott im Islam gefunden hat und konvertiert ist. Die Freitags- und Feiertagsgebete sind ihm wichtig und er studiert fleißig den Koran. Er sagt, dass er dadurch ein besserer Mensch wird.
Wer von uns beiden hat Recht bzw. ist auf dem richtigen Weg? Oder hat vielleicht die Jüdin, die mir die große Bedeutung der Exoduserzählung erschloss, die richtige Religion? Oder der Hindu, dessen Religionsverständnis dem meinen näher ist, als das mancher Katholik*innen?
Ich kann darauf keine Antwort geben.
Für meinen Glauben ist der Austausch mit Glaubenden anderer Religionen jedenfalls eine große Bereicherung. Für Papst Franziskus bedeutet der interreligiöse Dialog einander bei der Suche und dem je tieferen Verständnis der geoffenbarten Wahrheit Gottes zu begleiten.
Es ist sicher keine Religionsgemeinschaft perfekt. Aber in den meisten Religionen wird seit Jahrhunderten und Jahrtausenden über alle Fragen, die ich auch habe, nachgedacht, diskutiert, gestritten und daraus ein Weg vorgeschlagen, der uns zu Gott begleiten soll. Das begrenzt die unzähligen Möglichkeiten, meinen eigenen Vogel mit dem Heiligen Geist zu verwechseln und mich in einem Labyrinth einer Do-it-yourself-Religion zu verlieren.
Waltraud Hamah Said
Jubiläen zu begehen hat nur Sinn, wenn zugleich „nach vorne“ gedacht wird. So hat auch unsere Diözese anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums 2018 in einem breiten Diskurs acht Fragen unter das Motto „Glauben wir an unsere Zukunft?“ gestellt. Diesen angesichts der Corona-Krise so aktuellen Fragen wollen wir in den nächsten Wochen zusammen mit dem Sonntagsblatt nachgehen.
Alle bisherigen Teile der Serie finden Sie hier und im Sonntagsblatt
Waltraud Hamah Said ist Pastoralassistentin in Graz-St. Andrä und Graz-Karlau.