Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Im Vorfeld der Abstimmung über den Entschließungsantrag von ÖVP und FPÖ hat Bildungslandesrätin Ursula Lackner die Unterstützung der steirischen Landesregierung für den Einsatz externer ExpertInnen an Schulen zugesichert. Durch den Einsatz von ExpertInnen wird garantiert, dass die sensible sexuelle Bildung kind- und jugendgerecht gestaltet wird und damit ankommt. Im Rahmen einer Pressekonferenz mit der Landesrätin haben VertreterInnen zahlreicher Organisationen, der Kinder- und Jugendanwältin und eine Schulleiterin Argumente für professionelle Sexualpädagogik vorgebracht.
Fast jedes vierte Mädchen und fast jeder achte Bursche in Österreich unter 16 Jahren machen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt. Pornografische Webseiten gelten für 50 Prozent der Burschen als Aufklärungsmedium Nummer 1. Sexualisierte Gewalt, pornografische Webseiten als Aufklärungsmedium, medial verbreitete Schönheitsideale, die einen massiven Einfluss und Druck auf die Körperwahrnehmung junger Menschen ausüben, Sexting, Cybergrooming – junge Menschen, Eltern, Bezugs- und Lehrpersonen fühlen sich in Sachen Aufklärung zunehmend unsicher und überfordert.
Für zeitgemäße Sexualpädagogik sei daher mehr nötig, als den Kindern zu vermitteln, woher die Babys kommen, so Landesrätin Lackner. Man müsse Jugendlichen den vertrauenswürdigen Rahmen und AnsprechpartnerInnen für das Stellen von intimen Fragen und das Reden über ihre Probleme geben.
Insgesamt fließen jährlich rund 140.000 Euro an Förderungen aus dem Ressort Bildung und Gesellschaft an Institutionen und Vereine, die direkt mit Mädchen und Burschen arbeiten, aber auch mit Erwachsenen; die Workshops veranstalten, Fortbildungen für LehrerInnen und Fachtagungen für ExpertInnen u. v. m.
Mit dem Angebot „Abenteuer Liebe“ war die „Junge Kirche“ der Diözese Graz-Seckau auch 2018 in der gesamten Steiermark unterwegs. Von anfänglich 20 Workshops im Jahr 2001 ist die Zahl der Workshops im vergangenen Schuljahr auf 533 gestiegen. Annähernd 6.000 Kinder und Jugendliche konnten damit erreicht werden.
„Sexualpädagogische Workshops sind ein wertvoller Mosaikstein in der sexuellen Bildung neben der schulischen Sexualerziehung und der Sexualerziehung, die durch das familiäre Umfeld der Kinder und Jugendlichen geschieht“, betont Ingrid Lackner, Leiterin von Abenteuer Liebe.
„Wir dürfen die Aufklärung von Jugendlichen nicht den Medien überlassen, insbesondere nicht der Pornografie. Unsere pädagogische Intention ist es, statt Themen zu tabuisieren, offen, ehrlich, altersadäquat und unaufgeregt darüber zu reden und dabei Unsicherheiten ernst zu nehmen.“
„Als Gesundheitseinrichtung verfügen wir über unabhängiges, aktuelles und evidenzbasiertes ExpertInnenwissen. Wenn wir dieses als externe AnbieterInnen in die Schulen bringen, decken wir eine Forderung des Erlasses für Sexualpädagogik: Durch unsere Spezialisierung können wir im Gegensatz zu LehrerInnen immer auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sein. Viele Bedingungen für qualitätsvolle Sexualpädagogik sind derzeit an den Schulen nicht gegeben: Ein positives Körperselbstbild entsteht etwa durch korrektes Wissen über die eigene Anatomie. Da hinken LehrerInnenausbildung und Unterrichtsmaterialien hinterher.“
„Gerade Jugendliche aus sozial schlechter gestellten Familien haben oft weniger Möglichkeiten, in der Familie über diese Themen zu sprechen. Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA 2015) in Deutschland weisen darauf hin, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund, insbesondere Burschen, bei der Sexualaufklärung sehr viel weniger Rückhalt im Elternhaus vorfinden als Jugendliche ohne Migrationsgeschichte. Dies wird auch durch die Erfahrungen aus unserer Praxis bestätigt. Ein Verbot externer Sexualpädagogik trifft also besonders jene Jugendlichen, für die Schule der wichtigste Ort sexueller Aufklärung ist, weil in der Familie entsprechende Ressourcen fehlen.“
„Immer wieder sind die Kinder- und Jugendanwaltschaften (kijas) Österreich in ihrer täglichen Fallarbeit mit Problemen junger Menschen konfrontiert, die u.a. auf mangelnde Sexualaufklärung und in Folge mangelnde Selbstbestimmung in diesem Bereich zurückzuführen sind. Die kijas Österreich treten daher für den Fortbestand sexueller Bildung externer Fachkräfte an Österreichs Schulen nach verpflichtenden Qualitätsstandards ein, denn Kinder haben das Recht auf Schutz vor jeglicher Form von Gewalt – dies ist mittlerweile seit 30 Jahren verbrieft durch die UN-Kinderrechtskonvention. Kinder zu ermutigen, ihren Körper zu kennen, Grenzen zu artikulieren und die Grenzen anderer zu respektieren und zu wissen, wo man sich so früh wie möglich Hilfe holen kann, ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil in der Prävention von sexueller Gewalt.“
„Bei den Workshops mit externen ExpertInnen können die jungen Menschen Fragen stellen, die sie weder mit den Eltern noch den LehrerInnen besprechen wollen. Gerade weil kein Naheverhältnis besteht, öffnet sich da ein Raum für Fragen, die sonst leicht im Tabu untergehen. Die Arbeit mit externen ExpertInnen wird von den SchülerInnen sehr positiv aufgenommen, Eltern sind dankbar, dass es dieses Angebot für ihre Kinder gibt.“