Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Obwohl die Zahl der Feiernden bei Sonntagsgottesdiensten zuletzt gestiegen ist, zeigt der langfristige Trend stetig nach unten. Die kirchlichen Feiern verlieren an Wichtigkeit für die Gesellschaft. In diese Situation hinein fragte die Priesterwoche 2023 nach einer „synodalen Liturgie“ in einer „synodalen Kirche“, die ein Erfahrungsraum für die Begegnung mit Gott sein möchte. Frank Walz, Professor für Liturgiewissenschaft an der Paris-Lodron-Universität Salzburg, führte durch das mehrtägige Programm auf Schloss Seggau, dem rund 200 Priester der Diözese Graz-Seckau folgten.
Liturgieentwicklung geht Hand in Hand mit der Kirchenentwicklung, sagt Walz. Wenn man nun dem Zukunftsbild und der Kirchenentwicklung der Diözese Graz-Seckau entsprechend Liturgie gemeinsam mit den Menschen und ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen gestalte, dann gelte es, bewährte Zugänge zu kultivieren und neue Zugänge zu finden, um viele anzusprechen. Biker- oder Truck (Lkw) -Segnungen seien ebenso zeitgemäße liturgische Anknüpfungspunkte wie Osterspeisensegnungen, „Thomasmessen“ (abgeleitet vom zweifelnden Apostel) für Suchende, Zweifelnde und andere gute Christinnen und Christen sowie Feiern für spezielle Zielgruppen. Walz verweist dabei auch auf sein selbst entwickeltes Feierformat „X-Time“ speziell für die Generation X, bei dem die Musik und die Predigt zentrale Elemente sind. Wichtig sei, dass die liturgische Feier nicht zur Show verkomme.
„Synodal“ ist die Liturgie dann, wenn sie Christus als erfahrbaren Mittelpunkt hat und der Ort der Liturgie die Gemeinschaft ist. Walz betont dabei die Wichtigkeit der liturgischen Dienste. „Es steht dem Zelebranten nicht zu, Lektor zu sein oder den Antwortpsalm zu singen“, meint der Liturgieprofessor. Ein Priester oder andere Liturgie-Leiterinnen und Leiter dürfen nicht alles alleine und für sich feiern. „Feiern geht nur gemeinschaftlich“, sagt er.
Die Begegnung mit Gott müsse bei jeder Feier im Vordergrund stehen. Gleichzeitig bekräftigt Walz, dass es nicht die Aufgabe der Kirche sei, sich jedem Milieu anzupassen, sondern bisweilen sogar einen Gegenpol zu bilden. Als Beispiel nennt er die Schuldfrage. Zu einer Schuld zu stehen, Schuld einzugestehen, sei kein Thema des modernen Menschen. Die katholische Liturgie hingegen sei eine Möglichkeit, sich mit der eigenen Schuld zu befassen, selbst, wenn das nicht dem Zeitgeist entspreche.
Besonders wichtig ist für den Liturgiewissenschaftler, dass regelmäßig gefeiert wird, selbst wenn die Gemeinden vor Ort klein sind. Die regelmäßigen Feiern können Anknüpfungspunkte sein für alle, die punktuell mitfeiern wollen, die eine kirchliche Feier als Oase im Alltag nützen wollen, um dort Gott zu begegnen und sich ihm anzuvertrauen. Ebenso wichtig seien Überraschungsmomente, eine besondere Musik und die Beziehung zwischen der oder dem Leitenden und den Mitfeiernden. „Die Feier muss authentisch sein, warmherzig, schön und stimmig, damit sich die Menschen angesprochen fühlen“, sagt Walz.
Klar ist für den Liturgiespezialisten, dass dem Kirchenlehrer Tertullian folgend „ein Christ kein Christ ist“. Zum Feiern braucht man die Gemeinschaft, das Volk und die Inszenierung in Form der Liturgie, die mehr Kunst und ein Ereignis sei als ein Mach- und Handwerk. Am schönsten sei die Feier, wenn die Leitenden als Teil der Gemeinschaft auftreten, gemeinsam einziehen, bei den Mitfeiernden Platz nehmen oder bei der Predigt mitten in der Gemeinschaft über das Wort Gottes sprechen. „Gelungen“ ist die Feier, „wenn das Heilsgeschehen Gottes sichtbar wird, wenn sich die Menschen nach der Liturgie besser fühlen, wenn es dem feiernden Volk gut geht“, ist Walz überzeugt.
Im Rahmen der Weltsynode 2024 zur Synodalität gibt es ein Arbeitspapier (Instrumentum laboris). Es behandelt Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe und enthält viel Inspiration und diverse Arbeitsblätter. Unten ist die deutschsprachige Version downloadbar.
"Nehmt Gottes Melodie auf" - Referat von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl bei der Priesterwoche