Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Während seines Urlaubs an der dalmatinischen Küste ist VinziWerke-Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher, am 19. Juli 2023 im 85. Lebensjahr verstorben. Am Samstag, 12. August 2023, verabschiedeten sich Familie, Pfarre, die Lazaristen, Mitarbeitenden und Bewohnerinnen und Bewohnern der VinziWerke sowie viele Weggefährtinnen und Gefährten von Pfarrer Pucher. Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl leitete das Requiem, bevor Pucher von Visitator Eugen Schindler von den Lazaristen im VinziDorf-Friedhof in St. Leonhard beigesetzt wurde.
Requiem und Beisetzung als Video zum Nachsehen
Diese Worte schmücken den Eingang des VinziDorf-Friedhofs auf dem Areal des Friedhofs St. Leonhard. Für den kürzlich verstorbenen VinziWerke-Gründer, Pfarrer Wolfgang Pucher, hatten sie eine ganz große Bedeutung: „Für viele Bewohner ist das VinziDorf das erste Zuhause nach Jahren, oft Jahrzehnten Leben auf der Straße. Als ich das erste Mal einen Mann sagen gehört habe ‚gemma ham!‘, hat mich das sehr berührt. ‚Ham‘ hat auch noch eine zweite Bedeutung: Im VinziDorf-Friedhof finden die Männer auch ihr letztes Zuhause unter Freunden an dem Ort, wo sie als Mensch so akzeptiert wurden, wie sie gewesen sind. Wenn ich einmal sterbe, möchte ich unter ihnen begraben werden,“ erklärte Pucher zu Lebzeiten.
Nun hat auch Pfarrer Pucher dort seine letzte Ruhe gefunden. Begleitet von rund 200 Trauergästen wurde er am Samstag, 12. August 2023, am VinziDorf-Friedhof von seinem Mitbruder der Lazaristen und Visitator Eugen Schindler beigesetzt. Das Requiem, geleitet von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, fand zuvor in der Pfarrkirche St. Vinzenz statt. Die Predigt hielt auf Wunsch von Pfarrer Pucher sein Wegbegleiter Hochschulseelsorger Alois Kölbl. Hunderte Menschen wollten Pfarrer Pucher die letzte Ehre erweisen und hatten im Vorfeld ihre Teilnahme angekündigt. Aufgrund begrenzter Kapazitäten wurde deshalb eine Live-Übertragung in einem Zelt im Pfarrgarten St. Vinzenz organisiert. Insgesamt feierten das Requiem mehr als 700 Menschen vor Ort mit, mehrere Tausend waren per Live-Stream digital anwesend.
Unter den Gästen vor Ort fanden sich unter anderem Wolfgang Puchers Bruder Helmut mit dessen Familie, Erzbischof Franz Lackner OFM, Bischof Hermann Glettler, Superintendent Wolfgang Rehner, Landeshauptmann Christopher Drexler, Landesrätin Doris Kampus, Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl, Bürgermeisterin Elke Kahr, Stadtrat Robert Krotzer, Gemeinderats-Klubobmänner Karl Dreisiebner und Michael Ehmann sowie weitere Vertreter*innen des Landtags, des Gemeinderats und der Bezirksräte, Bürgermeister František Rácz aus Hostice (Slowakei), Landeshauptmann a.D. Hermann Schützenhöfer, Altbürgermeister Alfred Stingl, Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler mit Vizedirektor Erich Hohl, SPAR-Geschäftsführer Christoph Holzer, „Saubermacher“ Hans Roth, Unternehmer und Essl-Social-Prize-Gründer Martin Essl, Holding-Graz-Vorstandsvorsitzender/CEO Wolfgang Malik, Ankünder-Geschäftsführer Dieter Weber, Hauptratspräsident der Vinzenzgemeinschaften Österreichs Christoph Wötzer, Zentralratspräsidentin der Vinzenzgemeinschaften Steiermark Christine Koller. Weiters haben viele Menschen, die er durch sein Wirken inspiriert hat, teilgenommen.
„Ein großer Mensch ist uns vorausgegangen ins ewige Reich Gottes. Wolfgang Pucher hat das Zugehen Gottes auf die Menschen gelebt. Das wurde von vielen, auch von solchen, die sich an ihm bzw. seinem Engagement gerieben haben, in den letzten Tagen oft zum Ausdruck gebracht. Er hat die "am Rand" ganz bewusst gesehen - und damit ein Kennzeichen unseres Christseins für sich, sein Leben und seinen Dienst zum Maß genommen hat. Denn Jesus, der Gott war, wurde für uns arm. Die Menschen am Rande waren Jesus besonders wichtig. In Jesu Fußspuren wandelnd, hat Wolfgang viele Tausende hier bei uns und über die Staatsgrenzen hinaus jene Würde erfahren lassen, von der wir gerne schnell reden, über die wir aber da und dort gerne geflissentlich hinwegsehen. Wir dürfen uns dankbar herausgefordert wissen, ihn zum Beispiel nehmend uns selbst für andere einzusetzen, wie immer uns das möglich ist.“ (Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl)
„‚Ich bitte alle, die durch mich an Gott oder der Kirche irre geworden sind, aus tiefstem Herzen um Vergebung!‘, schreibt Pfarrer Wolfgang Pucher auf sehr berührende Weise in seinem geistlichen Testament. Als große und bunte Gemeinde sind wir ein Bild der Hoffnung, der Zuversicht und des Trostes, die auch hier ist um jene zu trösten und zu stärken, die besonders um den Pfarrer, den Freund, den Weggefährten, den Verwandten, den ‚Voda‘ – wie er sich freute in seinem Vinzidorf genannt zu werden –, den Ratgeber, unvergesslichen Helfer, geistlichen Begleiter, oder einfach den Menschen Wolfgang Pucher trauern. Wolfgang Pucher hat für sein Lebenswerk das Wort von der ‚hässlichen Armut‘ geprägt. Armut, die im herkömmlichen Bild sozialer Zuwendung und Fürsorge nicht vorkommt oder verdrängt wird, weil sie selbstverschuldet, undankbar oder in unlösbaren Verstrickungen gefangen ist. Es waren ganz konkrete, menschliche Schicksale, die Pfarrer Pucher berührten, als er vor fünfzig Jahren den Dienst in der Pfarre St. Vinzenz begann und hier in der Kirche bei seiner ersten Predigt am 3. Juni 1973 versprach, ‚für alle Menschen da zu sein – aber in erster Linie für diejenigen, die mich am meisten brauchen.‘ ‚Mein Jesus, Barmherzigkeit,‘ schließt auf berührende Weise das geistliche Testament von Wolfgang Pucher. Lieber Wolfgang, wir wünschen dir, dass du die Barmherzigkeit Gottes schauen mögest. Der gütige, der barmherzige, der liebende Gott komme dir mit offenen Armen entgegen und schenke dir das Leben in Fülle." (aus der Predigt von Hochschulseelsorger Alois Kölbl)
„Wolfgang Pucher hat sein Leben dem Glauben und wie kaum ein Anderer den armen Menschen gewidmet. Mit der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg und den daraus entstandenen VinziWerken hat er eine der bedeutendsten Strukturen zur Hilfe armer Menschen in Graz und der Steiermark geschaffen und sich Zeit seines Lebens für diese Einrichtungen und die hilfsbedürftigen Menschen stark gemacht. Er war ein kritischer Geist, der den Mut besaß, auch in aktionistischer Weise auf die Situation armer Menschen hinzuweisen und hat jenen eine starke Stimme gegeben, die in unserer Gesellschaft oft nur wenig Gehör finden. Das Lebenswerk von Pfarrer Wolfgang Pucher ist getragen von schier grenzenloser, wahrer Nächstenliebe. Sein großes soziales Wirken wird in den vielen Vinzi-Einrichtungen und ganz besonders im gesellschaftlichen Bewusstsein, das er so deutlich geprägt hat, weit über seinen Tod hinaus Bestand haben. Dafür sind wir ihm zu größtem Dank verpflichtet.“ (Landeshauptmann Christopher Drexler)
„‚Geht nicht gibt’s nicht‘. Dieser Satz steht wohl wie kein anderer für das Wirken von Wolfgang Pucher. Unermüdlich setzte er sich für Menschen in Not ein. Insgesamt sind aufgrund seiner Initiative 40 Einrichtungen und Projekte, die VinziWerke, entstanden, in denen Menschen auch über seinen Tod hinaus ein „vinziges“ Stück Hoffnung erfahren. Sein Handeln nach dem Vorbild des heiligen Vinzenz von Paul hat über die steirischen Grenzen hinaus Spuren hinterlassen. Er gründete Werke in Wien und Salzburg und war auch lange im Hauptrat der Vinzenzgemeinschaften Österreich aktiv. Diese hat er in ihrem Tun inspiriert und stark geprägt. Lieber Wolfgang, dein unerwarteter Heimgang zu Gott hinterlässt eine große Lücke. Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verspreche ich dir, dass wir deine VinziWerke mit vollem Einsatz weiterführen.“ (VinziWerke-Obmann Peter Pratl)
„Pfarrer Wolfgang Pucher war für über 50 Jahre der Baumeister von St. Vinzenz. Er renovierte und erneuerte jeden Stein, einschließlich des Kirchendachs, und schuf neue Räume wie den Pfarrsaal und die Kapelle. Doch sein wahres Vermächtnis war es, die Menschen als die wertvollsten Bausteine der Gemeinde zu erkennen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gebraucht werden. Er gründete und unterstützte mit großer Hingabe zahlreiche Gruppen und wurde wegen seiner Einfühlsamkeit und Wertschätzung für die Menschen hochgeschätzt. Seine Arbeit wird dauerhaft in der Gemeinde weiterleben.“ (Pfarrgemeinderatsvorsitzender Alois Kocher)
Sein Werk wird fortgesetzt. Mit dem Ableben von Pfarrer Pucher hat ein bedingungsloser und charakterstarker Garant für Barmherzigkeit und Nächstenliebe die Welt verlassen. Sein größter Wunsch war, dass die VinziWerke mit ihrer Arbeit für Menschen in Not auch über seinen Tod hinaus weiter bestehen mögen. Wenn Sie dabei helfen möchten, freuen sich die VinziWerke über jede Unterstützung!
Auch die Pfarre war ihm immer ein Herzensanliegen. So ist sein Auftrag an die Gemeinde, dass diese lebendig bleibt, dass die Gruppen weiterexistieren und das Pfarrleben weitergeht. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei ganz besonders seinen Ministrantinnen und Ministranten.
Die VinziWerke sind 1990 aus der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg entstanden, die sich um jene Menschen kümmert, die aus der Bahn geraten sind und deshalb in Armut leben. In den mittlerweile 40 Institutionen der VinziWerke in der Steiermark, Wien und Salzburg finden täglich bis zu 450 Personen Unterkunft und 1.700 Personen werden mit Essen und Lebensmitteln versorgt. Die Vinzenzgemeinschaft Eggenberg ist eine von 146 Vinzenzgemeinschaften in Österreich, weltweit sind es 50.000 in 148 Ländern. Die Vinzenzgemeinschaften sind Gruppen, die selbständig und unabhängig voneinander auf Basis der Ehrenamtlichkeit bemüht sind, Armen das Leben zu erleichtern bzw. sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
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